Nachdem ich gestern rechtzeitig aus dem Krankenhaus in Trier entlassen wurde (Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule, der demnächst operiert werden muss), liefen wir gestern nacht in der Schweiz auf, um heute Paules grossen Termin wahrnehmen zu können.
Erstes Fazit: Dat wird richtig teuer seufz...
Der TA, über den wir in verschiedenen Internetportalen gelesen haben, dass er zwar mit Tieren gut kann, menschlich aber etwas schwierig ist, war uns auf Anhieb supersympathisch.
Bevor er überhaupt die mitgebrachten Röntgenbilder ansah, beobachtete er Paule beim Gehen, Traben und Treppenlaufen, machte auch Videoaufnahmen.
Dann erfolgte eine lange Tast - und Mobilitätsuntersuchung, er begutachtete die vom Speichel rot geleckten Zehen vorne und der Gesichtsausdruck wurde immer bedenklicher.
Erst danach sah er die Röntgenbilder an und als er die von der Wirbelsäule und Hüfte sah, entfleuchte ihm ein unschöner Ausdruck.
Da ich schon angekündigt hatte, dass der Ellenbogen das wirkliche Problem ist, meinte er zu dem Zeitpunkt, dass Paule richtig in Schwierigkeiten ist. Da er aber auf den Ellenbogenbildern nicht wirklich was sehen konnte, da sie ihm zu dunkel waren, haben wir nachgeröntgt. Das geht bei ihm ohne Sedierung mit einem speziellen gelenkschonenden Computerröntgenteil.
Paule hat zitternd, aber brav mitgemacht, und als der TA diese Bilder interpretierte, kam erstmal so etwas wie ein Schein von Freude auf sein Gesicht.
Paules Ellenbögen sind nämlich völlig ok. Seine Schonhaltung und sein Humpeln vorne rechts rühren von der Wirbelsäule her. Der TA meinte, dies sei schon eine grosse Erleichterung, weil Ellenbögen sehr viel schwieriger zu therapieren sind, die Erfolgschancen bei Hüfte und Wirbelsäule sind wohl wesentlich besser.
Das war aber auch die einzig gute Nachricht.
Paule hat nicht einen gesunden Wirbel (ohne Spondylose). Die Hüfte ist ein arthrotisches Desaster. Die Nerven sind bis zum Anschlag gereizt, deswegen leckt er auch häufig an den Zehen. Offensichtlich kribbeln sie oft, so dass er versucht, sie durch Lecken und Knabbern wieder "aufzuwecken" - allerdings ohne offene Stellen.
Mit meinem momentanen BSV hatte ich sofort tiefstes Mitgefühl.
Er sieht aber in einer rundum Vergoldung (Hüften, Rücken) gute Chancen, ihn schmerzfrei zu bekommen und ihm eine gute Lebensqualität zu geben.
Heute hat Paule erst mal den hinteren Rücken akupunktiert bekommen. Dabei entspannte er sich total und lag leicht dösend auf dem Boden.
Danach bekam er eine chiropraktische Behandlung: Der TA drückte hier, bog dort, zog noch mal und Paule war recht entspannt dabei.
Wir haben jetzt ein Schmerzprotokoll mitbekommen, dass wir über 14 Tage führen werden. Abgefragt werden Aktivität, Zehenschleifen und Humpeln.
Beim nächsten Termin werden wir dann abklären, ob die Goldakupunktur in Frage kommt.
Das hängt davon ab, wie Paule auf die heutige Behandlung reagiert. Für die nächsten 3 Tage hat er Leinenpflicht und darf maximal 45 Minuten laufen.
Wir haben nach der Behandlung heute den Eindruck, dass der Bär etwas "runder" läuft. Typisch für ihn ist eine leichte Schräghaltung beim Laufen, heute nachmittag lief er grade und hat auch die Hinterbeine schön angehoben
Ausserdem brauchte er nicht ewig, um eine geeignete Stelle zum Häufeln zu finden, sondern hockte sich hin und erledigte das umgehend.
Wir werden es auf jeden Fall mit den GIs probieren, das ist für uns schon klar.
Der TA war klasse: Er hat uns alles ganz ruhig erklärt, immer beschrieben, was er macht und war absolut kommunikativ. Im Gespräch mit uns hat er Vor-und Nachteile verschiedener Behandlungen diskutiert, unsere Fragen bereitwillig beantwortet und zwischendurch haben wir auch mal herzhaft gelacht.
Das Ganze hat 1,5 Stunden gedauert.
Der TA war uns auch deshalb so sympathisch, weil er in seiner Praxis für Hunde kein RC und Hills verkauft (auf meine Nachfrage diesbezüglich fand er das Zeug eher schädlich),
ausserdem stand immer die Lebensqualität von Paule in Vordergrund. Das gipfelte in dem Satz: "Lieber ein Jahr weniger, dafür aber die restlichen mit viel Lebensqualität", als wir von Schonung etc. sprachen. Und er traf damit genau unsere Einstellung. Letzlich sei Paule ein Hund und der hat nunmal Bedürfnisse nach Rennen, mit anderen Hunden spielen, raufen etc. Und das solle er auch haben.
Und, ich flüstere das jetzt nur ganz leise an Hasch-key und Biggy:
Paule darf Ballspielen. Auf einer weichen Wiese darf er dreimal pro Tag einem weit geworfenem Ball hinterhersausen
Paule wird ihn nicht nur dafür lieben, sondern auch für die Belohnungs-Straussenfleisch-Sticks, die er grosszügigst bekam. Dackeline auch, sie war ja als moralische Unterstützung mitgekommen
. Und stand öfter mal im Weg, weil sie alles genau inspizieren wollte.
Der Bär wiegt heute 37,4 kg und der TA war recht beeindruckt von seiner Gewichtsabnahme- wahrscheinlich war er deshalb so grosszügig mit den Lecker.
Sicherheitshalber hatten wir die Hunde nüchtern gelassen (sie teilen ja auch immer das Leid) und zuhause durfte dann Dackeline ihr neues Intelligenzspiel ausprobieren, derweil Paule sich mit einem Futterball beschäftigte.
Das Intelligensspielzeug ist Stufe 2 mit 4 Fächern (je mit Schublade, aufklappbarem Fach, Deckel mit Knopf, Deckel mit Schnur)
Laut Beschreibung, die ich typischerweise erst hinterher gelesen hatte, stand, man solle mit einem Fach anfangen und der Hund kann sich dann steigern.
Da ich das ja nun nicht gelesen hatte, füllte ich unter Dackelines sehr aufmerksamen Blick die Fächer und trug das Teil ins Wohnzimmer, gefolgt von wild propellernd Dackeltier.
Ich stellte das Spiel vor sie...
... 2,5 Minuten später hatte sie alle Fächer mit Pfotenhilfe geöffnet und den Inhalt runtergeschlungen
Dieweil war Paule immer noch mit den Tücken des Futterballes beschäftiggt *ggg*