12Pfoten schrieb:
wenn (fast) alle Dobis so schwierig sind, werde ich doch Abstand davon nehmen, mir einen anzuschaffen. Ich finde die Hunde eigentlich toll und habe bisher auch überwiegend freundliche Dobis kennengelernt.
Also... so habe ich das gar nicht sagen wollen. Meiner ist halt schwierig, und durch meine Posts haben sich sehr viele Besitzer mit ähnlichen Problemen gemeldet - aber naturgemäß weniger, die gesagt haben: "Mein Dobi ist aber gar nicht so!" (Die haben sich vermutlich nur still gefreut, dass sie das Problem nicht haben.
)
Was ich meinte, ist eher:
Wenn ein Dobi schwierig ist, oder irgend ein Problem hat, sei es fehlende Sozialisation, schlechte Erfahrungen mit Menschen oder anderen Hunden oder auch irgend ein gesundheitliches Problem (bei dem Hund sich nicht wohlfühlt) - dann ist das resultierende Verhaltensmuster offenbar ein sehr typisches. "Hund macht bei Stress Riesentheater!"
Wie weit das geht, ob der Hund immer beißt oder "nur" bellt ist denke ich letztlich unerheblich - der Ansatz ist immer der gleiche.
Unterschiede sehe ich eher darin, was man am besten tun kann oder sollte, um an dem Problem zu arbeiten.
Das Fazit muss also eher lauten: "Dobis mit problematischer Vergangenheit oder sonstigen Problemen sind im Verhalten oft schwierig!", oder "
Wenn ein Dobi-Besitzer mit seinem Hund Probleme hat, dann sind es meist solche!" (und manchmal, wenn der Hund eben gut sozialisiert wurde, stattdessen übersteigertes Jagdverhalten).
Dazu kommt: Gesundheitliche Probleme sind leider nicht selten. Die Rasse hat einen recht kleinen Genpool und ist nach meinem Empfinden, was das angeht, wirklich schwer belastet.
Trotzdem
sind es ganz tolle Hunde. Ich könnte mir eigentlich trotz allem keine besseren mehr vorstellen (Hust... alle anderen hören grad mal weg.
). Aber ich denke, die beschriebenen Problem sind der Grund, warum der Dobi als "nicht einfach" und "kein Anfängerhund" gilt. Er ist lieb, lebhaft, intelligent - und wenig robust. Massiven Stress, egal welcher Art, verkraften viele Dobis eher schlecht - und dann hat man angeblich einen "gefährlichen" Hund an der Leine, der eigentlich ein Nervenbündel ist.
Man muss also idealerweise (so ist zumindest mein Eindruck)
Ruhe ausstrahlen, ohne ein Schluffi zu sein.
Eiserne Konsequenz zeigen, ohne dauernd Druck zu machen.
Gelegentlich knochenhart sein, ohne den Hund in jeder Hinsicht ungespitzt in den Boden zu stampfen. - Also immer geduldig bleiben, egal, was kommt - aber eben ohne nachgiebig zu sein. Freundlich im Tonfall, hart in der Sache, quasi.
Nicht, weil "alle Dobermänner dominant sind", sondern weil das oben beschriebene Verhalten dem Hund Sicherheit vermittelt und die Welt für ihn einfacher macht. Als gute Wachhunde (die sie mal sein sollten), sind Dobis extrem aufmerksam - und neigen dadurch leicht zur Reizüberflutung. Motto: "Alles ist wichtig, ich könnte ja was verpassen!" - Und irgendwann sind sie völlig kirre, weil sie nix ausblenden können und alles verarbeiten müssen, und das Hirn wird wegen Überfüllung geschlossen.
Wenn Mensch dann wenigstens ein konstater Orientierungspunkt ist, sieht die Welt gleich viel einfacher aus.
(Muss dazu sagen: Ich selbst bin irgendwie noch lange nicht in diesem Stadium... aber ich arbeite dran.
)
Und - ganz wichtig: Mit dem Hund lieb sein und nicht jede Annäherung als "Kontrollversuch" oder "Dominanzgehabe" abtun, aber aufpassen, dass man nicht plötzlich nur noch macht, was der Hund will... - nicht, weil der nach der Weltherrschaft greift, sondern weil man ihn sonst ständig auf dem Schoß hängen hat.
(Ich weiß, das liest sich jetzt etwas komisch, vor allem, wenn man selbst keinen hat).
Diese ständige Balance, egal bei was, finde ich persönlich relativ anstrengend - oder zumindest hat es ne Weile gedauert, bis ich den Dreh raus hatte. Dann wusste ich aber auch, warum der Dobi eben meist kein Anfängerhund ist, auch wenn er vom Grundcharakter nur lieb ist - andere Hunde haben eine größere "Fehlertoleranz." - Oder sie können besser verallgemeinern.
Dobermänner sind Superhunde - aber sie sind halt irgendwie von allem ein bisschen mehr. Und man muss glaub ich fast immer Arbeit reinstecken. Einen Dobi, den man sich "mal eben holt", und der dann so nebenbei groß wird und problemlos mitläuft, kann ich mir fast nicht vorstellen.
Aber andererseits: Da meine persönliche Erfahrung sich auf genau
ein (wenn auch sehr ausgeprägtes) Exemplar dieser Rasse erstreckt, kann ich hier auch etwas daneben liegen.
Wär vielleicht auch ein Thema für nen anderen Thread.
LG, Lektoratte