Und wäre die DNA der Dame bereits gespeichert gewesen - was man heutzutage vermutlich macht, wenn jemand direkten Kontakt mit entsprechendem Material hat
Das hätte in dem Fall nichts genutzt, denn die Stäbchen waren an sich für steriles Arbeiten gedacht - aber nicht für DNA-freies.
Es hätte - und hat auch heute nicht, vorausgesetzt, der vorgesehene Verwendungszweck hat sich nicht geändert - für den Hersteller daher keinen Grund gegeben, die DNA-Informationen der Mitarbeiterin zu speichern.
Abgesehen davon, dass zum Zeitpunkt des Geschehens es noch nicht so einfach war, mal eben "DNA-Daten" von jemandem zu erzeugen und zu speichern.
Ein Problem war auch, dass die Methoden die Analyse von immer feineren Spuren erlaubt haben. Rein theoretisch kann man aus einem einzigen Molekül DNA ausreichend viel DNA für einen genetischen Fingerabdruck gewinnen - aber je geringer die Vorlage konzentriert ist, desto größere Bedeutung gewinnen spurenweise Verunreinigungen, weil die uU in derselben Menge vorliegen wie die DNA, die man untersuchen will.
Man geht bei so einer Spurenanalytik so vor: Die DNA in der Probe wird mithilfe von DNA-Einzelbausteinen und einem bakteriellen Enzym so lange kopiert, bis genug DNA (idealerweise identische Kopien der Vorlage) da ist, um die mit gängigen Verfahren zu untersuchen. Dabei wird jede DNA kopiert, zu der die eingesetzten Starterfragmente ("Primer") passen.
Diese sind idR speziesspezifisch, also, für Hunde oder Bakterien oder nimmt man andere Primer als für Menschen - die eingesetzten Wattestäbchen waren für mikrobiologische Nachweise geeignet, sprich, (weitgehend) Bakterien-DNA-frei.
Die DNA, die in der Probe am meisten vorhanden ist, setzt sich beim Kopieren letztlich durch, sodass spurenweise Verunreinigungen nicht mehr ins Gewicht fallen. Wenn aber sowohl die Probe als auch die Verunreinigung in ähnlich niedriger Konzentration vorliegen, wie in den vorliegenden Fällen, bestimmt irgendwann die Statistik, welche DNA (die vom Tatort oder die am Wattestäbchen) vermehrt und nachher nachgewiesen wird.
Die entsprechenden Verfahren waren damals brandneu, das Feld hatte sich enorm schnell entwickelt, und viele Fallstricke waren in der Praxis schlicht noch nicht bekannt.
Man hat insofern daraus gelernt, als heute teils vorbehandelte Wattestäbchen eingesetzt werden, die Kontrollen strenger sind, und im Fall eines Verdachts direkt geprüft wird, ob eine Kontamination infrage kommt.
Man hat insofern, dem Föderalismus sei Dank, nichts daraus lernen können, als es immer noch keine verbindlichen Standards für Behörden und/oder Hersteller für diese Tests gibt und jedes Land in Sachen Methodik, Materialanforderungen, Weiterbildung der Mitarbeiter etc sein eigenes Süppchen kocht.
Ich verstehe bis heute nicht, warum es nicht möglich war, zu prüfen, ob es zwischen den einzelnen Fällen Parallelen beim Labormaterial gegeben hatte. Einzelfallproben bei Wattestäbchen reichen nicht aus, wenn nur immer wieder mal einzelne Chargen verunreinigt sind.