Körperlich eingeschränktes Herrchen mit ziehendem Hund (nur bei ihm)

Hallo.
Ich habe bei mir in der Gruppe jemanden, der einen schweren Verkehrsunfall hatte. Seitdem ist er gehbehindert und kann die eine Hand auch nur noch bedingt nutzen.
Sein Hund ist sozusagen alles was ihm geblieben ist, entsprechend wird er "verhätschelt" und nicht wirklich konsequent erzogen.
Der Hund ist lieb, tut niemandem etwas, aber er wächst seinem Herrn über den Kopf.

Mitte der Woche ist Herrchen nun wieder gestürzt weil der Hund so gezogen hat, die noch heile Hand ist nun gebrochen.
Eine Bekannte war gestern mit dem Hund im Erziehungskurs.
Wie bei mir, gehorcht er auch ihr supi, zieht nicht und auch so ist alles klar. Nur bei Herrchen macht er was er will.

Ich habe dem Herrchen gesagt, woran es mit liegt. Das ist eine Sache, Herrchen will und wird dran arbeiten (macht es auch schon). Gestern Abend spät rief er mich an, beim Gassi ist er wieder gestürzt. Es muss was passieren sagte er, ich kann nicht mehr und ich habe inzwischen Angst. Ich muss den Hund zur Not weggeben, zu Leuten die mit ihm klar kommen.

Ich habe ihm gesagt, das er seinen Hund zunächst erstmal nur im Garten laufen lassen soll, der ist groß genug.
Wir werden ihm nun einen Halti besorgen, Antiziehgeschirr gibt es hier auch. Was ist besser?

Wie gesagt, der Rüde zieht nur bei ihm wie blöd, bei anderen nicht. Ich denke es liegt daran das Herrchen nur langsam gehen kann und der Hund noch kein Jahr ist.
Hat seine Bekannte oder ich den Hund an der Leine und wir gehen noch so langsam mit ihm, zieht er nicht.

Weitere Tipps, ich brauche Tipps! Herrchen hängt an seinem Hund, aber er ist nun von der Angst geprägt immer wieder zu fallen und sich zu verletzen.

Gruß Sandra

Das is natürlich eine blöde Situation..

Ich würde vorschlagen, daß er jetzt mit dem Hund im Garten viel Unterordnung macht so daß der Hund lernt, auf ihn zu hören.

Ein Erziehungsgeschirr kann wohl was bringen, aber ich würde es nicht nehmen. Ich habe es nämlich auch eine Zeitlang probiert und mein Rüde hat sich damit die Haut unter den Achseln eingeschnitten, obwohl er damit nicht gezogen hat

Er kann derzeit mit dem Hund überhaupt nichts machen. Die gesunde Hand ist gebrochen und im Gips und die andere ist so gesehen fast steif, er kann gerade noch guten Tag damit sagen....

Es muss dringend etwas passieren damit der Hund nicht mehr zieht. Er läuft ja viel frei, gehorcht auch gut, aber an der Straße usw. muss er halt an die Leine.

Es muss etwas sein, was Herrchen machen kann, bei anderen Leuten zieht der Hund ja nicht.

Notfalls müssen wir später wenn seine Hand wieder heil ist gemeinsam spazieren gehen, wo dann eine zweite Leine und ein zweites Halsband am Hund befestigt ist. Die zweite Leine wäre dann ne Wäscheleine die ich in der Hand habe um den Hund zu stoppen, sollte der Hund loslegen während Herrchen gerade mit ihm übt.

Sandra

Hi Sandra,

ich würde in einem solchen Fall erst einmal den Hund dazu bewegen Blickkontakt zu seinem Besitzer aufzubauen.

Man kann das mit dem Clickertraining schnell fördern und festigen.
Denn wenn der Hund Blickkontakt aufnimmt, geht das während des Laufens fast nur im direkten Bereich neben seinem Papa.

Es zwingt uns auch niemand, einen Hund unbedingt links zu führen. Je nachdem welche Seite mehr belastbar ist, kann man dem Hund auch beibringen auf der stärkeren Seite des Besitzers zu laufen.

Da der Mann wohl nicht in der Lage ist körperliche Einwirkung mittels Leinenruck auszuüben, ist die logische Konsequenz den Hund via positiver Bestärkung zu trainieren.

Falls der Hund über Halsband geführt wird, würde ich versuchen den Besitzer zum Einsatz eine Brustgeschirres zu bewegen. Brustgeschirr-geführte Hunde ziehen deutlich weniger und das sollte die Arbeit erleichtern.

Warum zieht der Hund bei dem Mann, nicht aber bei euch Frauen?
Evtl. liegt es an der Körperhaltung durch die Behinderung, dass der Hund ausweichen will. Evtl. liegt es an der Unsicherheit, die der Mann ausstrahlt, weil er weiss, dass er seinen Hund nicht halten kann.

Möglicherweise ist es auch eine Kombination aus allem.

Ich habe eine Klientin mit Muskeldystrophie und mehreren inoperablen Krebstumoren, die im Rollstuhl sitzend, fast bewegungsunfähig, dennoch ihre beiden Yorkies trainiert. Ihre Körpersprache und ihre Stimme weichen weit von der Norm ab. Wir haben die Hunde jetzt soweit, dass sie auf die veränderte Körpersprache reagieren und sich auf die verlangsamten Handzeichen konzentrieren. Sie halten bis zu 30 Sekunden Blickkontakt, um zu erfahren was die Mami denn nun will.

Wichtig ist beim Training mit Menschen mit körperlichen Einschränkungen, den Menschen zu fördern und den Hund auf diese Veränderungen hin zu verändern. Man sollte nicht in alte Muster zurück verfallen, nur weil das mit den Fortschritten nicht kontinuierlich aufwärts geht, sondern auch mal mächtig bergab. Dann wieder ans Halsband und Leinenruck wäre fatal.

Ich stehe dir auch gerne via PN oder eMail zur Verfügung, wenn die Fragen, oder deren Antworten ,den Rahmen des Forums sprengen sollten

Liebe Grüße

Dieter

Original geschrieben von SandramitVienna
Wir werden ihm nun einen Halti besorgen, Antiziehgeschirr gibt es hier auch. Was ist besser?

Zum Vergrößern anklicken....

Wenn das Antiziehgeschirr das ist, bei dem zwei Riemen jeweils unter den Achseln verlaufen, lasst es. Da beruht die Wirkung in der Hauptsache darauf, daß Ziehen heftig schmerzt, zum einen durch die Reibung die dort entsteht, zum anderen verstärkt deshalb, weil gerade da sämtliche Nerven laufen, die das Bein versorgen.

Halti ist sicherlich keine verkehrte Sache, wenn es richtig angewendet wird. Und dazu müsst Ihr vor allem eine lange Eingewöhnungszeit einplanen. Einfach anziehen und Wunder erwarten ist nicht, dann habt Ihr einen Hund, der das Teil hasst, versucht abzustreifen und möglicherweise dagegenzieht. Anfangs ganz kurz anziehen, währenddessen spielen, Leckerli geben und wieder ausziehen, die Zeiten verlängern und wenn das klappt, schließlich beim Spaziergang anziehen, aber vorerst immer noch ohne Leine dran. Und wenns schließlich zum Einsatz kommen soll, muß Herrchen wissen, daß er an dem Ding auf keinen Fall ziehen oder rucken darf, weil die Einwirkung direkt auf die Halswirbelsäule erfolgt. Wird alles in allem länger dauern, damit müßt Ihr rechnen.


wauzi

Das klingt doch klasse

Hi Sandra,

ich denke, den Mann mit Halti und gleichzeitg Geschirr zu belasten wäre kontraproduktiv. Lass ihn den Hund an einem breiten Halsband führen und das Halti wird parallel dazu am zweiten Karabiner der Leine eingeklinkt.

Von den Erziehungsgeschirren halte ich nichts! Sie arbeiten rein über Schmerz und der war noch nie ein guter Lehrmeister.

Wenn der Hund loslegt, dann ist der Reiz sich aufzuregen und dorthin zu wollen einfach zu nahe. Der Abstand sollte dann während der Trainingseinheit groß genug sein, damit es nicht zu solchen Überreaktionen von Doc kommen kann.

Bei Fuss gehen bedeutet doch nur, dass der Hund sich innerhalb der Leinenlänge so bewegt, dass die Leine locker ist.
Bei einem Halti-einsatz wäre der maximale Abstand zum Menschen also ca 150cm.

Eine Herausforderung die am Ende, wenn alles funktioniert hat, mit der schönsten aller Belohnungen aufwartet:
Einem Glücklichen Hundebesitzer mit einem Hund, der den Situationen angepasst und angemessen reagiert.

Was tolleres hab ich noch nicht erlebt, seit meine Tochter die ersten eigenen Schritte gemacht hat.

Das mit den Antworten war für michmehr als GAG geschrieben, da ich seeeehr langatmig sein kann

Liebe Grüße

Dieter

Heikler Fall... Der Hund will Herrchen wohl wirklich dazu bewegen: Komm schon, geh schneller, ich will da schnuppern und da hin...!
Aber viel kann ich da nicht helfen, vielleicht sind meine Tipps total unsinnig und doof?
Aber trotzdem werd ich mich mal erkunden, vielleicht finde ich ja etwas, das helfen könnte!

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