Er schreibt sogar ausdrücklich, dass er nicht meint oder hofft, dass die Zuschauer das gutheißen werden, weil es - auch für ihn - eine Form des Missbrauchs der Hunde darstellt. Er schreibt nur, dass er meint, dass sie hinterher mehr darüber wissen, und sie dann vielleicht nicht mehr unbedingt eins zu eins mit den Wettmafia-gefütterten Hundekämpfen Marke USA vergleichen. (Das wäre in meinen Augen die "landläufige Vorstellung" vom Hundekampf.)
Nur weil HSH2 meint, dass alle Welt die Hundekämpfe in türkischen Bergdörfern 1:1 mit den wettmafiagefütterten Hundekämpfen Marke USA gleichsetzt, muss das aber nicht zwangsläufig so sein. Man kann zwischen den Kämpfen und den kulturellen Hintergründen durchaus unterscheiden - und trotzdem beides shice finden.
lektoratte schrieb:
Von "Verherrlichung" lese ich da noch nix.
Nun ja, wer schon mal den einen oder anderen Beitrag von HSH2 gelesen hat, kommt nicht umhin, den Eindruck zu gewinnen, dass er diese Kultur in irgendeiner Form bewundert. Dies dann jetzt komplett von diesem Fred zu lösen, ist ziemlich schwierig.
lektoratte schrieb:
Dann schreibt er weiter:
Und nicht zuletzt über diese Hundekämpfer, die sehr selten abgestumpfte Idioten sind, die Spass am Leid der Hunde haben oder Geld damit verdienen, denn das spielt da keine Rolle.
Damit negiert er doch überhaupt nicht, dass es andere Gründe wie Statusdenken und Protzerei gibt, die sehr wohl eine Rolle spielen - er beschreibt lediglich, dass es nicht in erster Linie darum geht, dass die Leute sich am Leid der verlierenden Hunde weiden, und auch nicht darum, die Hunde nur als Erwerbsquelle und Ware zu sehen.
Und genau diese Gegenüberstellung von den "bösen" Hundekämpfern im Rest der Welt, die Spaß am Leid der Hunde haben und den "scheinbar irgendwie anders zu beurteilenden" Hundekämpfern in türkischen Bergdörfern ist es, die schon den Eindruck vermittelt, dass da der Hundekampf in der Türkei, zumindest in türkischen Bergdörfern, irgendwie relativiert werden soll. Und das sehe ich durchaus kritisch.
Dass jemand, der in dieser Kultur aufwächst und dort geprägt wird, da einen anderen Blick drauf hat als unsereiner, ist klar. Aber hier in diesem Forum sollte man schon sagen dürfen, dass man Hundekämpfe shice findet.
Man könnte übrigens sicher auch einen schönen Film über einen US-amerikanischen Underdog drehen, der es mittels seiner von ihm heißgeliebten Kampfhunde zu gesellschaftlichem Ansehen geschafft hat und für den es aus seiner Perspektive (und unter Berücksichtigung seiner Lebensumstände) nichts Verwerfliches ist.
Und wenn du dich mit einem Torrero unterhältst und dessen Lebensumfeld und -geschichte berücksichtigst, erscheint dir aus dessen Perspektive auch der Stierkmapf irgendwie schlüssig. Und auch Torreros sagen häufig, dass sie die Stiere lieben und verehren.
Sicher ist es richtig und wichtig, sich mit der Kultur und den Umständen vertraut zu machen, bevor man etwas (ver)urteilt. Aber ich finde, man kann sich dennoch eine kritische Haltung bewahren. Tut man das nicht, läuft man eben Gefahr, dass man ins "Schönreden" gerät.
lektoratte schrieb:
Die Hunde sind ihren Besitzern in der Regel nicht "egal" - allerdings nehmen diese sehr wohl Verletzungen ihrer Hunde in Kauf. (Was sie bei der regulären Arbeit der Hunde allerdings auch tun. Was keine Entschuldigung sein soll, nur eine Ergänzung)
Der Hund im Film wurde laut Vorabinfo zum Film nach einem verlorenen Kampf verletzt sich selbst überlassen. Was für mein Empfinden schon irgendwie von Gleichgültigkeit zeugt. Wenn es vor Ort in der Realität tasächlich anders ist, ist's halt falsch dargestellt.
lektoratte schrieb:
(Und auch gerade im Hinblick auf das etwas belächelte bis verachtete "Männlichkeitspathos", das manchen Kulturen zu eigen ist, HSH2s Hinweis für sehr wichtig, dass das nicht unbedingt etwas ist, dass die Männer immer freiwillig machen. Je ausgeprägter ein bestimmtes Muster, desto schwieriger wird es, davon, und sei es im Kleinen, abzuweichen.)
Das ist wohl wahr. Ich persönlich hätte mir da dennoch einen filmischen Ansatz gewünscht, wo Hundekämpfe eine weniger wichtige Rolle spielen und keine realen Hundekampfszenen in einen Spielfilm gepackt werden.
Und ja, ich sehe tatsächlich die Gefahr, dass Hundekämpfe und Kampfhunde im Sinne von in den Kampf geschickten Hunden bei Leuten, die den Film ggf. nicht so interpretieren, wie vom Autor oder HSH2 gewünscht, durch so einen Film eher "gesellschaftsfähig" werden. Ist halt meine persönliche Befürchtung. Und um sich über so was auszutauschen, sind wir ja nun hier alle im Forum.
lektoratte schrieb:
2. Wenn man vor Ort wirklich etwas ändern will, sollte man lernen, wie die Leute ticken. Da angefahren kommen, und in Karl-May'scher Manier den Leuten die Segnungen des Westens bringen und von oben herab denen erzählen, wie k.acke sie eigentlich sind und was sie besser nicht tun sollten, wird meiner Ansicht nach nicht von allzu viel Erfolg gekrönt sein.
Richtig. Aber deswegen wird man doch hier im Forum noch Kritik dran üben dürfen, dass reale Hundekämpfe für Spielfilmzwecke herhalten. Das ist doch in diesem Kontext doch eher ein Vorwurf an die Macher des Films als an die dort lebenden Menschen.