Hi Kampfschmuser
Habe folgendes in der Berliner Zeitung gefunden:
Nicht normal sozialisierte Tiere
Die Hundeexpertin Feddersen-Petersen sagte im Kampfhunde-Prozess aus
Peter Riesbeck
HAMBURG, 18. Dezember. Ein Wort kommt nicht vor im Gutachten der Expertin. Das Wort Kampfhund erwähnt Dorit Feddersen-Petersen nicht in ihrer Stellungnahme vor dem Hamburger Landgericht. Die Tierpsychologin spricht vielmehr von "gefährlichen Hunden". Und ihr Fazit lautet: Nicht bestimmte Hunderassen sind gefährlich, entscheidend für die Verhalten eines Tieres ist die Erziehung und damit das Gespann von Halter und Hund.
Dorit Feddersen-Petersen lehrt und forscht am Institut für Haustierkunde der Universität Kiel. Dort befasst sie sich speziell mit dem Verhalten von Hunden. Am Montag ist die Forscherin als Gutachterin geladen im so genannten Hamburger Kampfhundeprozess. In dem Verfahren geht es um den Tod des sechs Jahre alten Volkan, der am 26. Juni dieses Jahres im Pausenhof der Hamburger Budde-Schule von zwei Kampfhunden getötet wurde. Zeus, einer der angreifenden Hunde, gehörte dem 24 Jahre alten Ibrahim K., dem die Staatsanwaltschaft Körperverletzung mit Todesfolge vorwirft. Seine Freundin Silja W. (19), der der zweite Hund Gipsy gehörte, ist wegen fahrlässiger Körperverletzung angeklagt.
Dorit Feddersen-Petersen erläutert ausführlich die "Sozialpartnerschaft von Hund und Mensch". Aggression, sagt die Wissenschaftlerin, sei ein sozialtypisches Verhalten in der langen Entwicklungsgeschichte des Hundes. Der Halter aber müsse die Aggression durch Erziehung und Einweisung eindämmen können: "Eine Leine allein bewirkt da gar nichts, wichtig ist die Bindung an den Halter."
Die Wissenschaftlerin zitiert Studien, wonach Hunde am häufigsten in den Bereich von Beinen und Armen beißen. Angriffe gegen Kopf und Hals seien untypisch und nur im "Ernstkampf etwa um Beute zu beobachten". Volkan wurde laut Aussage des Gerichtsmediziners hauptsächlich durch Bisse in den Kopfbereich verletzt, der Junge starb durch einen Biss in den Hals, der die Schlagader durchtrennte. "Kein normal sozialisierter Hund beißt so", sagt Feddersen-Petersen dazu. "Ein Angriff im Bereich von Hals und Kopf", formuliert die Forscherin in der Sprache der Wissenschaft, "deutet auf eine entsprechende Verpaarung (Züchtung) und ein entsprechendes Training hin."
Das Training von Zeus etwa sah so aus: Der fast 40 Kilogramm schwere Hund, eine Kreuzung aus American Staffordshire und Pitbull, schleppte ein kiloschweres Eisengewicht um den Hals. "Damit er nicht schlapp wird", hatte Silja W. dazu vor Gericht erklärt. Weitere Zeugen hatten vor Gericht zuvor ausgesagt, dass sich Zeus in die Sitzfläche einer Kinderschaukel verbissen und spezielle Sprungübungen gemacht habe. Dazu sagte Dorit Feddersen-Petersen: "Es gibt Punkte im Verhalten von Zeus, die auf eine entsprechende Kampf-Konditionierung hinweisen."
Laut Aussagen des Tiermediziners Dietrich Zander-Schmidt vom Hamburger Hygiene-Institut waren beide Hund "ausgesprochen muskulös". Bissnarben von Hundekämpfen konnte er nicht entdecken. Das Gebiss von Zeus weise jedoch an den Fangzähnen "Abnutzungserscheinungen" auf. Zander-Schmidt wollte sich jedoch nicht festlegen, ob diese Spuren von speziellem Training herrühren.
Die Kieler Hundeexpertin Dorit Feddersen-Petersen kommt vor dem Landgericht zu einem deutlicheren Schluss: "Die Hunde wurden auf eine Art und Weise trainiert, die dem normalen Hundetraining nicht entspricht." Von "Dressur, vielleicht auch einer schlechten Zucht" ist bei ihr die Rede. "Diese Tiere waren gefährlich, weil sie gefährlich gemacht wurden. Diese Hunde waren verhaltensgestört. Das Verhalten der Tiere fällt völlig aus dem Rahmen." Der Prozess wird am 21. Dezember fortgesetzt.
Artikel vom 19. Dezember 2000
Wenn man von dem gewissem Unterton des Autors absieht eigentlich ein sehr gutes "Gutachten" für unsere Hunde.
Ciao Tilo