Wo fange ich denn jetzt mal an? Es ist alles so erbärmlich. Naddel verträgt das PhenPred nicht. Sie musste jede Nacht mehrmals raus und sie hat absolute Probleme beim Kotabsatz. Bei jedem pipi hockt sie noch minutenlang und drückt sich ein bleistiftdünnes Würstchen raus. Der Gesichtsausdruck spricht Bände. Sie hat häufig gebrochen und nimmt ab. Seit gestern bekommt sie Novalgin dazu. Sie hat dann letzte Nacht bis 5 Uhr geschlafen und musste dann raus. Sie ist heute etwas entspannter als die letzten Tage. Wie weit soll das aber jetzt noch gehen? Gestern Abend habe ich mit unserer Tierärztin telefoniert und wir werden Naddel in der nächsten Woche gehen lassen und sie dann im Rosengarten einäschern lassen. Seit heute morgen kann ich nur noch zum Klo rennen und hab im Büro schon in den Papierkorb gereiert. Da ich nächste Woche (kurz vor meinem eigentlichen Urlaub) also mal wieder einen Tag frei haben muss, musste ich wohl oder übel darüber sprechen. So nett wie ich die Kollegenschaft hier mal beschrieben habe, ist sie denn doch nicht. Mein Chef erzählte mir dann auch noch, dass ein Personalgespräch ansteht. Ich habe die meisten Fehlzeiten.......Wäre ich von allein nicht drauf gekommen, da ich die Personalakten führe.... Als er dann erfuhr, was momentan los ist, meinte er dann, dass vielleicht mal eine Kur für mich angesagt wäre, damit ich mal wieder richtig auf die Beine komme. War ja schon mal nett. Ich hoffe, dass mir ein weiteres Gespräch in der nächsten Vorstandssitzung am Dienstag erspart bleibt. Ich bin momentan nicht so wirklich in der Lage mich zu wehren und es gäbe einige Dinge zu klären, die ich nicht so hinnehmen möchte. Wer dahinter steckt, dass so ein Gespräch stattfinden soll, weiß ich und dafür will ich gewappnet sein, weil die Person sich nämlich dann auch warm anziehen kann.
Um 10 Uhr kam dann ein Anruf meiner Freundin Simone. Ihre Staff-Hündin Marla ist vor ca. 8 Wochen operiert worden. Der Verlauf war wie bei Naddel. Sie dachte Blasenentzündung. Es wurde ein Polyp (oder so ähnlich) entfernt, der aber wohl immer wieder kommen könnte. Seit der OP ist alles Mist. Marla hat die ganze Wohnung zugepinkelt und konnte nichts mehr halten. Heute morgen war ein Termin in Duisburg-Asterlagen in der KLinik angesagt. Mit der Tierärztin hier aus Bochum. Die musste auch dort hin. Sie wollte nun auch wissen, was mit ihrer Patientin ist. Krebs im Endstadium. Die Harnröhre dicht und die Blase so voll, dass sie gegen die Bauchdecke gedrückt hat. Und das, obwohl sie ständig gepieselt hat. Der Krebs hat sich in 8 Wochen in Marla ausgebreitet. Sie ist heute Mittag über die Regenbogebrücke gegangen. Ich heule schon wieder, weil ich jetzt ganz hart damit konfrontiert werde, was ich in der nächsten Woche noch selbst durchmachen muss.
Die nächsten Gedanken sind auch schon da. Was dann? KLappt es wirklich mit Silvester allein? Früher machte ihm das nichts aus. Jetzt auch nicht mehr? Die Beziehung hier ist vorbei. Ich bringe meinen Hund nicht in ein Haus, in dem evtl. demnächst eine andere Frau hockt. Ok, dann Tagesmutter oder sowas.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das sein soll, dass Naddel nicht mehr da ist. Wer schläft denn mit unter meiner Decke und schleckt mir voller Hingabe die Füße ab? Wir pennen hier seit meinem Auszug gemeinsam auf dem Sofa in Torstens Wohnzimmer. Passt irgendwie. Die Mausi liebst es ja einem auf den Pelz zu rücken .
Meine Mutter kam auf die geniale Idee, dass sie ja in meine Wohnung gehen könnte, um auf Silvester aufzupassen, wenn wir zum Rosengarten fahren. Ich dachte, ich fall vom Glauben ab. Mal davon abgesehen, dass er mitkommt, kann sie ja wohl anbieten, dass ich ihn zu ihr bringe. Als ob ich mir an so einem Tag anhören würde, dass ich das und das und das immer noch nicht gemacht hätte, sie dafür dann schon mal den Flur.....etc.pp.
Zum Glück hat sie mal den Mund gehalten, als ich ihr gesagt habe, dass ich von ihrem Geld leider noch keine Lampen gekauft habe, sondern eine Überweisung für die Tierärztin ausgefüllt habe. Das hat sie wenigstens geschluckt. Ich möchte meine Mutter an dem Tag auch nicht sehen, weil ihr dann klar sein wird, dass ich um Nadine mehr weine, als um meinen Vater. Das möchte ich ihr dann doch ersparen.
Meine nächste Angst ist, dass Silvester jetzt auch noch abbauen könnte. Wie wird unser Urlaub ohne Naddel aussehen? Ich werde sie überall am Hundestrand sehen. Bei jedem toten Krebs werde ich an sie denken. Sie mussten alt und vertrocknet sein und dann hat sie sie aufgefuttert. Wie sie immer angewidert im Wasser stand und auch nach vier Jahren noch nicht kapiert hat, dass es salzig ist. Jeder Bitterballen wurde durch drei geteilt.
Ich weiß, dass es weitergehen wird, aber das ist eine der härtesten Nüsse die ich zu knacken habe.