Erfahrungsbericht der Patin:
Pitt. Den Namen kannte ich. Ein Staff-Pitbullmix, eher ruhig und unkompliziert, rotbraunes Fell mit einer grauwerdenden Schute und einer der vielen Insassen der langen Reihe. Mehr wusste ich nicht über ihn, da ich bisher keinen näheren Kontakt zu ihm hatte. Die ersten Stunden absolvierte ich mit gemischten Gefühlen, denn eigentlich wollte ich lieber Thilo dabeihaben. Auch das Üben zwischendurch fand am Anfang nicht allzu oft statt, da ich meine Zeit im Tierheim lieber mit anderen Hunden verbrachte. Trotz all der Widrigkeiten machten Pitt und ich unsere Sache in der Schule gar nicht schlecht und langsam begannen wir auch, uns gegenseitig ins Herz zu schließen. Der absolute "Klick-Moment" bei mir war, als Pitt sich in einer Schulstundenpause ins Gras legte und sich an mich kuschelte. Von da an waren wir nicht nur ein Hundeschulteam, sondern auch ein Herz und eine Seele. Ich begann, jeden Tag mit ihm zu spazieren. Die nun engere Verbindung machte sich auch in den Unterrichtsstunden bemerkbar. Anstatt der rauen Menge an Leckerlies, die ich am Anfang gebraucht habe, um mit ihm die Übungen zu machen, brauchte ich jetzt fast nur noch meine Stimme und meinen Blick.
Wie ich herausfand, ist Pitt der absolute Schmusehund. Nicht auf den Spaziergängen: da genießt er die Welt mit all ihren Gerüchen, Geräuschen und dem schönen Gras zum Wälzen. Aber am und im Zwinger kann er nie genug Streicheleinheiten bekommen. Mittlerweile war Pitt von der langen Reihe in den hinteren Teil des Hundehauses umgezogen. Dann kam der Tag der offenen Tür, der, wie ihr alle wisst, sehr stressig für unsere Tierheiminsassen ist. Und auch im vorderen Teil des Hundehauses reagierten dann einige Hunde auf die vielen Menschenmassen, die sich da vor Ihren Augen tummelten, mit gestresstem Gebell und Gejaule. Bei der Überlegung, welche Hunde man noch umsetzen könnte, fiel die Wahl auf Pitt. So zog er nach vorne ins Hundehaus und meisterte dort den ganzen Stress in seiner typisch souveränen Art. Man, war ich stolz auf meinen Schulhund! Dieser Umzug ist jetzt schon 4 Wochen her und nach wie vor komme ich Pitt jeden Tag besuchen und gehe mit ihm spazieren. Er hält sich in seinem Zwinger lieber draußen als drinnen auf. Dann steht oder liegt er am Gitter und beobachtet gespannt seine Umwelt oder schläft. Wenn ich mit ihm spreche, steht er freudig schwanzwedelnd am Gitter. Mittlerweile erkennt er mich schon von weitem und wackelt jetzt vor Freude nicht nur mit dem Schwanz, sondern am ganzen Körper. Und er wird nie enttäuscht. Es fällt immer ein Spaziergang für ihn ab. Oder, wenn es so heiß ist wie in den letzten Wochen, dann mindestens eine ausgiebige Schmusestunde. Da er auf der Schulwiese jedes Spielzeug absolut ignoriert hat, dachte ich, dass er für solche Sachen nichts übrig hat. Denkste! Durch den Zwingerwechsel fand er in seinem neuen Zwinger ein Schmusepüppchen von dem anderen Hund, dass er heiß und innig liebt. Nachdem sich dieses durch Pitts ausgiebige Knuddeleinheiten langsam in Wohlgefallen auflöste, brachte ich im ein Neues von mir mit. Auch dieser Teddy wird heiß und innig geliebt. Aber Pitt ist sich immer bewusst, wer in der Rangfolge oben steht und gibt mir alles, was ich mit dem Kommando "Aus" von ihm fordere, freiwillig und ohne Murren. Selbst wenn wir vom Spazieren gehen zurück kommen und dass Essen schon im Zwinger steht und er sich draufstürzt, kann ich ihm bedenkenlos beim Essen noch das Halti und das Geschirr abnehmen, ohne jemals Angst zu haben, dass er mal schnappt um sein Essen zu verteidigen. Letztens fand unsere Hundeschule in Alsdorf im Tierpark statt. Aufgrund widriger Umstände gab es nur die Möglichkeit, Pitt mit mir auf dem Beifahrersitz im roten Tierheimtransporter zu befördern. Bei der Hin- und Rückfahrt hatten nicht nur Pitt und ich unseren Spaß, als er auf meinem Schoss sitzend aus dem Fenster schaute, sondern auch alle Leute, die ihn dort haben sitzen sehen.
Ich bin so froh, dass er mir für die Hundeschule nahe gelegt wurde, denn ansonsten hätte ich nie diesen supertollen, absolut lieben und knuffigen Hund kennen und lieben gelernt. Meine Mutter ist an meine 2. Liebe jetzt auch schon so gewöhnt, dass sie anstatt einem Knabberknochen –für Thilo- jetzt schon immer zwei mitbringt. Denn obwohl Pitt schon etwas älter und damit ruhiger als Thilo ist, stell ich mir die endlosen Stunden im Zwinger für diesen interessierten, spiel- und lernfreudigen Hund doch reichlich öde vor. Und deshalb versuche ich sowohl ihm als auch Thilo durch interessante Knabbereien diese öden Stunden zu verkürzen.
In Bezug auf andere Hunde habe ich mit Pitt bei der Hundeschule nur die besten Erfahrungen gemacht. Er kann mit allen zusammen in einer Gruppe spazieren und üben, ohne dass es irgendwie Stress gibt. Im Gegenteil: zwischen ihm und Ninja hat sich sogar eine tiefe Zuneigung entwickelt, die die beiden durch häufiges Schmusen miteinander zur Schau stellen.