Also ich interessiere mich gerade für ihr Schicksal, weil wir fast im gleichen alter sind....
Das dachte ich mir. Wollte es aber nicht schreiben, bevor sich eine "Angesprochene" zu Wort gemeldet hat.
Ich meine ich fange gerade erst an. Baue mir was auf. Und sie hat schon die Prognose, dass wenn sie so weiter macht, bald alles zu Ende sein kann...
Ich hatte so eine Ahnung, dass das die Motivation ist.
Ich frage mich wieso man sich so aufgeben kann? Was bringt jemanden dazu, wenn man gerade an der Schwelle zu seiner Zukunft steht, zu sagen: ich mag nicht mehr.
Du kannst Dich glücklich schätzen, dass Du das nicht nachvollziehen kannst. Und das meine ich in vollem Ernst. Das Alter und die Gründe sind sehr unterschiedlich, ob und warum sich jemand in eine Alkoholsucht flüchtet.
Ich kann nichts über "Jenny" sagen und glücklicherweise auch nichts über mich. Aber ich kann Dir von Teenagern/jungen Männern erzählen, die ich auf der Querschnitt kennen gelernt habe. Aus der Bahn geworfene, entwurzelte junge Menschen. Die kamen einfach mit der Situation nicht klar, wusste nicht, wie mit ihrer Behinderung umgehen. Sahen keine Alternative. Sie haben sich schon vorher mit ihren Kumpels getroffen, um Party zu machen. Nach dem Unfall blieb da quasi nichts an Gemeinsamkeit. Fremdheit auf beiden Seiten. Der Alkohol (der ja vorher schon "Spaß gemacht" hatte) schien eine gute Fluchtmöglichkeit zu sein. Viele haben der Versuchung trotzdem widerstanden, einige nicht.
Das ist jetzt ein sehr augenscheinliches Beispiel. Ich denke, die meisten Fälle sind wesentlich unspektakulärer. Es ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich, wieviel an "Unbilden des Lebens" verkraftet, verarbeitet, in Positives umgewandelt werden kann. Wer sein Leben und ein etwas größeres als das normale Päckchen nicht tragen kann - und dann bspw. in eine Sucht abdriftet - gilt landläufig als "schwach". Vielleicht ist er aber einfach nur sensibel. Und hatte nicht die Hilfen, die er/sie schon Jahre vor der "Auffälligkeit" gebraucht hätte. Irgendwann wird der Irrweg zur Einbahnstraße. Und manche Leute kann man vom eingeschlagenen Weg nicht mehr zurück holen. Aus vielen Gründen.
Jeder, dem das erspart bleibt, sollte seinem Gott dafür danken. Es hätte ihn - mit etwas anderen Vorzeichen - genauso erwischen können.
Und ich finde es obszön, solche Schicksale für die Zuschauer-Quote auszunutzen.
Genauso der Barky. Wie kann man mit jemanden zusammen sein, der ständig so voll ist, dass er keinen ganzen Satz mehr sprechen kann? Mit dem man sich an stelle sich zu unterhalten, grün und blau prügelt?
Es kann tatsächlich Situationen geben, da ist man froh, überhaupt jemanden zu haben. Egal, wie der drauf ist, egal, wie der sich aufführt. Hauptsache, nicht alleine. Einsam ist man sowieso schon. Aber bitte nicht auch noch ohne die Gesellschaft eines anderen Menschen.
Frage Dich nicht, wie man mit "so jemandem" zusammen sein kann. Frage Dich, wie schlimm Deine Situation aussehen muss, um an "so jemandem" zu hängen. ...wer sich das wirklich klarmacht, kann nicht mehr ruhig schlafen...
Viele Grüße
Petra