Ich bin ja ein sehr selbstreflektierter Mensch, deswegen hab ich mich das auch schon gefragt. Es war schwierig für mich das ein zu schätzen, deswegen "ging ich auf Nummer sicher" und hab betont viel immer nach den anderen gefragt, hab also wirklich bewusst darauf geachtet, dass alles ausgewogen ist.
Das kann helfen, muss aber nicht. (siehe unten)
Aber wenn du zB unbewusst erwartest, dass du "erstmal" hemmungslos ihnen erzählen darfst, was dir gerade so wichtig ist, weil sie ja "deine Familie sind und gefälligst Interesse zeigen müssen"...
Um ehrlich zu sein erwarte ich das so ähnlich. (...) Aber wenn ich hier gerade in anderen Form als sonst mit Hunden "arbeiten" kann, ich also praktisch eine neue aufregende Erfahrung mache, dann möchte ich eigentlich schon gerne "hemmungslos" davon erzählen. Sollte einen sowas als "Eltern" nicht alleine schon wegen den starken Emotionen des Kindes interessieren?[/quote]
Ganz ehrlich? - Es kann, es muss aber nicht. Den Anspruch, dass man hemmungslose Aufmerksamkeit bekommt, für das, was eigentlich nur einen selbst interessiert,
nur weil man selbst derjenige ist, der das erzählt - den kann man realistischerdings an keinen Menschen haben. An die Nachbarn nicht, an den Partner nicht, und die eigenen Eltern auch nicht.
Es gibt Dinge, die erzähle ich meinem Mann zB nicht, oder nicht sehr ausführlich, weil ich
weiß, dass die ihn nicht besonders interessieren. Da tut's dann auch mal die Kurzfassung. Und bei meinen Eltern ist es ähnlich. Ich sehe das aber nicht als Kränkung oder Missachtung meiner selbst. Ich
weiß, dass meine Eltern mich mögen, und sich freuen, wenn es mir gut geht. Aber trotzdem mögen sie sich bestimmte Dinge vermutlich nicht stundenlang anhören, und auch nicht hundertmal wiederholt.
Sollte man sich nicht da einfach von Herzen fürs Kind freuen?
Klar. Aber muss man deswegen
genauso begeistert sein oder sich am Telefon stundenlange Vorträge anhören?
Ich telefoniere mehrmals in der Woche mit meinen Eltern, die sehr weit weg leben. Aber mit meinem Vater zB nie mehr als 5 Minuten - weil er es trotz Flatrate total verinnerlicht hat, dass "telefonieren teuer" ist, und nach 5 Minuten sein inneres Warnlicht angeht. Außerdem hört er nicht mehr so gut.
Zumindest von meinem Vater erwarte ich das schon irgendwie, bei meiner Steifmutter ists was anderes.
Vielleicht tut er das ja auch, aber kann es nicht so zeigen?
Sie ist einfach keine leibliche Mutter und das merkt man an sehr vielen Stellen sehr deutlich.
Das ist nicht schön. Hat aber ja weniger etwas mit dir zu tun als mit ihr. Deine leibliche Mutter würde aber vermutlich auch nicht immer Zeit haben, deine Begeisterung mit dir zu teilen... ich schreibe das, weil meiner Erfahrung nach Scheidungs- oder Stiefkinder gelegentlich dazu neigen, den abwesenden Elternteil sehr zu idealisieren und den äußeren Umständen die Schuld bei Problemen zu geben, die auch mit leiblichen Eltern durchaus auftreten könnten.
während sie "gefälligst zu akzeptieren haben, dass dich das, was sie machen, gar nicht interessiert", würde ich denken, du musst nicht überrascht sein, dass es so nicht wirklich funktioniert.
Nee dem ist nicht so. Klar haben meine Stiefmutter und mein Vater vielleicht Interesen, die ich auch nicht so interessant finde, aber ich suche bewusst immer einen Punkt zum anknüpfen von dem ich weiß, dass es die beiden zB sehr beschäftigt.
Okay - denn was du oben geschrieben hast, hätte zurzeit auch von meiner jüngsten Cousine kommen können. Und die hätte es (altersentsprechend) eben genauso gemeintl wie ich es geschrieben habe.
Außerdem sehen und hören wir uns leider nicht sehr oft, kann man dann nicht noch mehr Erzähltes "ertragen" als sonst?
Nicht unbedingt. (Siehe meine Bemerkung zum Telefon weiter oben). Vielleicht ist das Problem aber einfach auch nur, dass die beiden generell, auch untereinander, nicht auf diesen persönlichen Austausch stehen.
Mir zumindest geht es so. Ich freu mich, wenn die einfach überhaupt nur erzählen. Stelle ich die Frage was gibts bei Euch Neues, heißt es "nichts, alles wie immer". Bei mir passiert halt viel, da hab ich von Natur aus mehr zu erzählen.
Das halte ich zB für ein Missverständnis, das euer Problem mitbegründet. Ich glaube nicht mal, dass bei deinen Eltern "nichts" passiert. Aber eben nichts, was die für
erzählenswert halten. Und möglicherweise halten die deine eigenen Erlebnisse unterm Strich für
genauso wenig erzählenswert wie ihre!
Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Das ist schade, vor allem, wenn der einzige Kontakt übers Telefon besteht... ich bin ja auch recht froh, dass ich nicht nur mit meinem Vater telefonieren muss, meine Mutter ist das krasse Gegenteil und erzählt einem alles entweder dreimal oder gar nicht (aber dafür meinen anderen Geschwistern mehrfach...)
Aber es muss nicht daran liegen, dass sie sich für
dich nicht interessieren. Vermutlich sprechen sie wie gesagt untereinander oder mit ihren Freunden und Bekannten genauso wenig über Persönliches. Und wollen auch von anderen damit nicht behelligt werden. Warum auch immer. Vielleicht, weil's bequemer ist.
(...)
Schwiegereltern
Selbst wenn er mal ins Schwallen kommt und kein Punkt und kein Komma findet hören sie immernoch zu und freuen sich einfach nur dass man zeit miteinander verbringt.
Jeder Jeck ist eben anders.
Einen Anruf alle 3 Tage meiner Eltern finde ich okay, bei allem, was regelmäßig darüber hinaus geht, würde ich mir extrem gegängelt und unter Druck gesetzt vorkommen.
Mit dem GG telefoniere ich aber jeden Abend.
Wenn mich einer vollschwallt (auch mal meine Mutter, aber ich hab auch noch andere Kandidaten in der Verwandtschaft und Bekanntschaft), hab ich manchmal Probleme, weil ich als höflicher Mensch immer eine Atempause abwarte, um zu sagen, dass ich jetzt aber eigentlich keine Zeit habe. Dumm ist das dann, wenn der andere keine macht.
Oder beleidigt/gekränkt/traurig ist, wie der GG unter Umständen... für den diese Stunde (oder zwei) "Familienzeit" ist, die aber für mich andererseits von meiner
Arbeitszeit abends abgeht... wo ich finde, 20 Minuten, wenn eigentlich
nix passiert ist, müssen auch mal reichen.
Ich höre anderen übrigens sehr gerne zu und finde alles interessanter als das, was ich selbst grad so mache... aber manchmal hab ich eben auch was
anderes zu tun, und dann geht's mir eher auf den Keks, wenn die Leute meinen, als Verwandte/Tochter/gute Freundin/Ehefrau
müsste ich aber doch... (Wenn's dem anderen sehr wichtig ist, hör ich auch mal länger zu, aber einer meiner Cousins ist zB begeisterter Motorsportler und verliert sich, wenn man ihn lässt, stundenlang in technischen Details, die ich nicht mal
ansatzweise verstehe... den lass ich jetzt maximal ne halbe Stunde erzählen, dann wechsle ich das Thema oder beende das Gespräch. Alles andere ist für ihn nett, aber für mich Lebenszeitverschwendung.)
Und ich finde dann, das ist auch mein gutes Recht.
Hat alles zwei Seiten!
Weiß nicht, vielleicht lieg ich auch völlig daneben...
Nicht völlig. Aber auch nicht genau drauf.
Ich denke, für dich steht diese Kommunikation stellvertretend für etwas anderes, das du dir wünscht, das du in dieser Form von deinen Eltern aber nicht bekommst. Interesse. Aufmerksamkeit. Zuspruch.
Ich finde auch, du erwartest das in einer Form, die eigentlich über das "normale" Maß denzent hinausgeht, möglicherweise, weil du es aufgrund der Familiensituation nie so richtig hattest, und dir der Vergleich fehlt.
Du siehst Eltern immer noch als "Eltern" und forderst von denen elterliche Eigenschaften ein, sie sie Kindern sicherlich entgegenbringen sollten, wovon sie bei erwachsenen Kindern aber auch mal abrücken können.
Du siehst sie (so liest es sich für mich) aber weniger als vollständige, erwachsene und damit eher unperfekte Menschen, die Fehler haben können. Oder wenn doch, bist du immer noch damit beschäftigt, wütend darüber zu sein und "Besserung zu fordern", statt dich damit abzufinden und sie so zu akzeptieren, wie sie sind.
Auch Eltern machen Fehler, und wenn sie bestimmte persönliche Defizite haben, sind die nicht plötzlich den eigenen kindern gegenüber nicht mehr so ausgeprägt, nur weil es eigentlich so sein sollte. Sie sind ja auch an ihre eigenen Grenzen gebunden.
Meine Eltern können zB furchtbar anstrengend sein.
Ich mag sie aber trotzdem für recht vieles. Und verzeihe ihnen anderes.
Ich bin übrigens ganz froh, wenn ich sie nicht
so oft sehe. Auch wenn ich sie sehr gern habe. Aber meinem Nervenkostüm bekommt das Telefonieren besser.