Hi,
ich kenne G. nur aus dem Internet und ihrem Forum. Ich fand sie dort nicht sympathisch, aber ihre Tierliebe habe ich auch nicht angezweifelt.
Ich glaube, dass viele Tierschützer leicht in eine ähnliche Situation kommen können, denn viele halten sich für unentbehrlich nach dem Motto: Wenn ich den Hund nicht rette, wird er sterben.
Auch weit verbreitet unter Tierschützern: Das Niedermachen von Leuten, die sich zur Abgabe eines Hundes entscheiden, weil sie sich überfordert fühlen.
Beides halte ich für wenig professionell und für weit verbreitet leider!
Und ich hoffe, dass dieser Fall, der ja nun sehr hohe Wellen schlägt, am Ende zu einem professionelleren Tierschutz führt. Das heißt für mich aber auch ganz klar, dass eine einzelne Person nicht mehr als 15 Hunde halten darf (ich glaube, G. hatte keine Helfer auf dem Hof, oder doch?), und dass eine solche Tätigkeit natürlich nur gewerblich betrieben werden darf und dass es Qualitätskontrollen geben muss, bei denen der Außen- und Innenbereich kontrolliert wird.
Hätten wir eine solche Situation, dann wäre es möglicherweise soweit gar nicht gekommen. G. hatte keine dauerhaften Helfer auf ihrem Hof, oder? Dann noch die Bitburg-Hunde aufzunehmen, die völlig verstört waren, die nichts kannten, die nicht stubenrein waren und nicht sozialisiert waren.... das war glatte Selbstüberschätzung.
Aber was wäre gewesen, wenn G. die Hunde nicht aufgenommen hätte? Die Tierheime sind überfüllt und für solche schwierigen und völlig verstörten Hunde finden sich ja nicht gerade die Massen an erfahrenen Pflegestellen. Also hätte jemand anders die Last schultern müssen. Wer? War nicht auch jeder ganz froh, dass die Hunde zu G. konnten? Und wenn sich nicht genügend Plätze umgehend gefunden hätten - auch in Deutschland werden Tiere eingeschläfert, die wenig Vermittlungschancen haben.
Ich gehe mal davon aus, dass G. sich zum einen für unentbehrlich hielt, sich grandios überschätzte, dass sie aber letztlich all diese Tiere retten wollte. Sie ist in meinen Augen keine Animal Horderin, sondern Opfer einer im Tierschutz gar nicht mal selten anzutreffenden Eigenschaft, nämlich am liebsten alle Kreaturen dieser Welt retten zu wollen - koste es, was es wolle. Also hat sie, die eh schon ein viel zu großes Rudel hatte, auch noch die Bitburg-Hunde aufgenommen.
Seit Januar sind dann Welpen, die noch nicht stubenrein waren, Hunde, die Durchfall hatten, Hunde, die es durch die Massentierhaltung gewohnt waren, dort zu köddeln, wo sie auch schlafen, Hunde, die teilweise schwer verhaltensgestört und aggressiv gegen Artgenossen waren, durch das Haus gelaufen. Ein einzelner Mensch kann das nicht mehr wuppen und wenn man dann die Tiere sich selbst überlässt, kann es in recht kurzer Zeit so aussehen, wie man es in den Videos sieht.
Wenn sie wirklich 70 Tiere hatte und alleine damit war - spätestens, allerspätestens jetzt hätte sie sagen müssen: Hey, ich muss 55 Tiere umgehend abgeben. Sofort! Morgen schon. Notfalls nehme ich in Kauf, dass sie eingeschläfert werden, wenn sich niemand findet.
Hätte sie das gesagt, hätte es aber totsicher auch einen Aufschrei gegeben! Es wäre trotzdem der richtige Weg gewesen.
Ich denke, dass das einfach auch ein Dilemma ist.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Ganz klar war das, was man auf den Bildern gesehen hat, Tierquälerei. Ganz klar ist G. dafür verantwortlich (auch, wenn ich mir Mühe mache, ihre Beweggründe verstehen zu wollen), sie ist ein erwachsener Mensch, der die Wahl hatte und sich für ein grenzenloses Aufnehmen von Tieren entschieden hat
und meiner Meinung nach darf sie so auf keinen Fall weiter machen dürfen, und selbstverständlich muss sie auch für die Schäden in Sonjas Haus zur Rechenschaft gezogen werden.
Einige hier hier in dieser Diskussion versuchten den Dreck im Haus etwas zu verharmlosen, immerhin seien die Hunde ja in einem relativ ordentlichen Zustand gewesen. Für mich war das hier Tierquälerei und hätte man G. noch vor einigen Monaten solche Videos gezeigt, sie hätte selbst alles dran gesetzt, um Tiere aus so einer Haltung umgehend zu befreien!
Nur muss man in diesem Zusammenhang auch über Tierschutz generell diskutieren und über nicht vorhandene oder nicht ausreichende Kontrollsysteme und über nicht vorhandene Standards (was wir ja auch bei Hundeschulen und Hundetrainern haben), denn das ist das System, was solche Zustände ebenfalls ermöglicht und hier sind die Schrauben, an denen man drehen kann