Mi, 10.11.2004, 14:00
Firefox: Spenden sammeln gegen Microsoft
Von Martin Virtel, Hamburg
Das Monopol des Webbrowsers Explorer soll mit einer Anzeige geknackt werden. Die Fangemeinde des Konkurrenzproduktes Firefox will damit die Software bekannter machen.
Die Entscheidung, was ein guter Zweck sei, liegt stets im Ermessen des Spenders. In der Vorweihnachtszeit machen Millionen Menschen Geld locker - sie spenden für Kinder in Not oder zur Linderung der Armut in der Welt. Microsoft-Gründer Bill Gates zum Beispiel gibt Milliarden für die Bekämpfung von Aids. Und eine kleine Gruppe von mehr als 2400 Großzügigen spendete bis Dienstagabend mehr als 45.000 Euro, damit eine kostenlose Software etwas bekannter und das Monopol von Bill Gates’ Firma Microsoft ein wenig kleiner werden möge.
Firefox heißt der Spendenzweck. Der macht Microsofts Internet Explorer Konkurrenz und ist ebenso wie das marktbeherrschende Produkt des größten Softwarekonzerns der Welt kostenlos. Firefox wird von Modzilla weiterentwickelt, einer Gruppe ehrenamtlich arbeitender Programmierer, und ist seit Dienstag verfügbar. Deshalb soll Ende der Woche eine einseitige Anzeige mit einem Hinweis auf Software und Spender in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erscheinen. Die Fangemeinde von Firefox hat darüber hinaus für das Wochenende Partys angekündigt, um das fertige Programm zu feiern, über 300 an der Zahl - von Saigon bis Isfahan und von Ilmenau bis Oldenburg.
Wieso der Rummel? Weil das Programm besser ist als alles, was Microsoft zu bieten hat, sagen die Firefox-Fans. Firefox ist der Ururenkel von Netscape, jener fast ausgestorbenen Software, die Ende des vergangenen Jahrhunderts die Initialzündung der Internet-Revolution samt dazugehöriger Börsenblase war. Mit dem Explorer, der dem Betriebssystem Windows gratis beigegeben wurde, hatte Microsoft Netscape rüde aus dem Markt gedrängt und war dafür von den Kartellbehörden in Washington und Brüssel gerügt worden.
Revanche für Netscape
Seitdem erreicht Microsoft mit seinem Browser einen Marktanteil von mehr als 90 Prozent - auch deswegen, weil das Programm lange Jahre die beste Software ihrer Art war, während die Weiterentwicklung von Netscape nicht mehr vorankam. Nun folgt die Revanche: Dank neuer Marketinganstrengungen, aber auch dank guter Sicherheitstechnik und innovativer Ideen wie Pop-up-Verhinderer und übersichtlicher Anordnung der Fenster, präsentiert sich Firefox als dem Internet Explorer mindestens ebenbürtig.
"Die Kunden stellen aus Kosten- und Sicherheitsgründen um", sagt Michael Bona, Vorstand des acht Köpfe kleinen Berliner Software-Beratungshauses Skilldeal. Bona hat die die Spendenaktion zu Gunsten von Firefox ins Leben gerufen, eine Idee aus den USA, wo Firefox-Anhänger 250.000 $ für eine Anzeige in der "New York Times" sammelten.
In den vergangenen sechs Wochen hat die Vorabversion des Alternativ-Browsers bereits einen Marktanteil von drei Prozent erreicht, ermittelte das US-Marktforschungsunternehmen Websidestory. Bis Ende 2005 wollen die Firefox-Fans ein Zehntel des Marktes - in einer von Microsoft beherrschten Welt ist das Tausenden eine Spende wert.
