Blindenhund brachte neuen Lebensmut

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Sera und Rest

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Blindenhund brachte neuen Lebensmut


Trent/M.-V., 20.11.01

„Costa, such Halte!“ Schnurgerade läuft der Deutsche Schäferhund am linken Straßenrand entlang. Vorbeifahrende Autos werden von dem stolzen Tier keines Blickes gewürdigt. Der Hund muss sich konzentrieren, ist bei der Arbeit. Um seinen Leib trägt er ein leuchtendes Geschirr. Costa ist ein Blindenhund. Plötzlich bleibt er stehen. Nicht irgendwo. Schemenhaft kann Jürgen Gies das Verkehrsschild einer Bushaltestelle erkennen. „Gut gemacht, Costa. Brav.“ Noch können Hund und Herrchen bei ihren Spaziergängen üben. Viel Zeit haben sie nicht. Jürgen Gies sieht von Tag zu Tag weniger. Irgendwann ist er blind.

„1993 hab' ich gemerkt, dass ich immer schlechter sehen kann. Vor allem nachts. Und dann fing es an, dass ich alles schief gesehen habe. Wenn da ein Mast am Straßenrand war, dann stand der schräg und hatte Dellen“, wirft Jürgen Gies einen Blick zurück. Der Augenarzt schickte ihn zu einer Spezialklinik. Dann die Diagnose: allmähliches Erblinden, ohne Chancen auf Heilung. Für Jürgen Gies ein harter Schlag, denn für den Trenter bedeutete dies zugleich, seinen Beruf als Fernfahrer an den Nagel zu hängen. „Hier auf Rügen bin ich geboren. Nach meiner Armeezeit habe ich Kfz-Schlosser gelernt. Dann bin ich Lkw im internationalen Fernverkehr gefahren. Zu DDR-Zeiten natürlich nur durch den Sozialismus. Jetzt kann ich nicht einmal mehr mit meinem Pkw fahren“, erzählt Jürgen Gies.

6.30 Uhr ist die Nacht für den Trenter zu Ende. Dann geht's mit Costa vor die Tür. Zeitungsschau beim Frühstück ist nicht, und auch der Fernseher steht unbenutzt in der Anbauwand. Was bleibt, sind das Radio und diverse Hörbücher, die Jürgen Gies per Post von der Blindenbibliothek Leipzig bekommt.

Vormittags gehen Mann und Hund einkaufen. In der Trenter Kaufhalle ist Jürgen Gies bestens bekannt. „Der Costa will immer gelobt werden. Das hört sich vielleicht komisch an, wenn man unterwegs immer wieder sagt ,Toll machst Du das'. Das gehört eben dazu. Ich quatsche ihm aber nicht die Ohren voll. Wir beide sind ruhige Typen“, lacht Jürgen Gies. Mittags kommt dann das Essen auf Rädern ins Haus. Selber Kochen macht dem Alleinstehenden keinen Spaß mehr und ist auch zu mühsam.

Die Nachmittage sind den Spaziergängen vorbehalten. Draußen, abseits der Straße, darf Costa auch einmal frei und ohne Geschirr herumlaufen. Allmähliches Erblinden heißt aber auch vorbeugen. Jürgen Gies ist froh, dass er bereits 1998 die Ausbildung am „Weißen Blindenstock“ gemacht hat. Bereits zu diesem Zeitpunkt bestellte er über seine Krankenkasse einen speziell ausgebildeten Hund. Einen Hund, der ein beachtliches Ausbildungspensum absolviert hat. Sein Wert: 40 000 Mark. Letztes Jahr kam die erfreuliche Nachricht aus Berlin. Jürgen Gies konnte Bekanntschaft mit Costa schließen. „Der Hund hat mir sofort gefallen. Ich wollte ja immer einen Schäferhund, möglichst einen Rüden haben. Der Betroffene, der den Hund eigentlich bekommen sollte, war plötzlich verstorben.“ Jürgen Gies wird nachdenklich. Tastend greift er neben sich. Costa ist da. Der Mann streichelt das weiche Fell des Hundes. Er weiß, dass er sich bald ganz auf seinen vierbeinigen Freund verlassen muss.


Bis dann Sera

Quelle:


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