Auto raste in Hundehalle: Ein Anschlag?
Mit einem lauten Knall durchbrach der schwere Wagen die Wand des Wohncontainers. Dann quietschten die Reifen im Harburger Binnenhafen. Doch als der Dienst habende Wachmann gestern um 3 Uhr morgens auf den Platz vor Hamburgs umstrittener Hundehalle stürzte, sah er nur noch zwei Rücklichter. Der Mann hatte Glück, dass er sich gerade in einem zweiten Container einen Kaffee kochen wollte. Denn im Aufenthaltscontainer klaffte ein zwei mal zwei Meter großes Loch. Scharfe Blechteile ragten in den Innenraum, in dem er kurz zuvor gesessen hatte.
Von einem Anschlag auf die erst vor wenigen Wochen eröffnete Halle für Kampfhunde wollen Polizei und Gesundheitsbehörde aber trotzdem nicht sprechen. Es könnte auch der Unfall eines "Cruisers" gewesen sein, der auf dem weitläufigen Parkplatz vor der Hundehalle seine Fahrkünste testen wollte. "Wir haben keine Hinweise auf ein Motiv", sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde Stefan Marks. "Es wurden weder aufgesprühte Parolen noch ein Bekennerschreiben gefunden. Auf der anderen Seite wirkte die Aktion schon gezielt."
Doch wer wären die Drahtzieher? Zwar gibt es seit einigen Wochen Hinweise, dass sich auch militante Tierschützer mit der Harburger Halle befassen, aber ein solcher Anschlag wäre untypisch für die Gruppen, die sich üblicherweise bemühen, eingesperrte Tiere zu befreien.
Erschwert wird die Fahndung nach den Tätern dadurch, dass weder Glassplitter noch Farb- oder Lackreste am Unfallort gefunden wurden. Indizien dafür, dass der Anschlag möglicherweise mit einem Jeep mit Bullfänger oder einem kleinen Lkw verübt wurde. Allerdings hätte das Fahrzeug gar nicht auf das Gelände kommen dürfen. Denn nach der harschen Kritik an der Hundehalle hatten Behörden und Landeskriminalamt ein umfangreiches Sicherheitskonzept erarbeitet. Danach hätte das einige Hundert Meter entfernte Tor geschlossen sein müssen. Warum das am Donnerstagmorgen nicht so war, soll nun ermittelt werden.
Simone Runde, Vorsitzende des Hamburger Tierschutzbeirats und eine der schärfsten Kritikerinnen der Hundehalle und der Hundeverordnung, zeigte sich gestern entsetzt über die Tat. "Ich lehne alle illegalen Aktionen strikt ab. Der Wahnsinn in Hamburg ist nur mit rechtsstaatlichen Mitteln zu stoppen. Meine Hoffnung bleibt, dass die Verordnung schon bald vom Verwaltungsgericht gekippt wird", sagte Runde dem Abendblatt.
Unterstützung erhält sie unter anderem von der "Interessengemeinschaft verantwortungsbewusster Hundehalter", die jetzt von dem Juristen Ulrich Wollenteit ein Rechtsgutachten erstellen ließ. Danach sei die Hamburger Hundeverordnung in weiten Teilen verfassungswidrig. Alle bisherigen Versuche, die Verordnung gerichtlich zu stoppen sind allerdings gescheitert.
(kab)
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Kann mir das mal jemand erklären?
watson