Wie andere schon gesagt haben, die Knüffelei in dem Alter ist ganz normal.
Am besten kann man das durch mehrere Schritte in den Griff bekommen.
Eine sehr populäre - und nach meiner Erfahrung mit der Zeit auch wirkungsvolle - Empfehlung ist, wenn der Hund zu grob wird, mit hoher Stimme laut und schmerzvoll aufheulen - “Aua!”, Jaulen … was auch immer. Je deutlicher sich der Schmerz ausdrückt, desto besser.
Dabei ganz neutral jede Interaktion (vor allem Spiel) abbrechen. Anschließend den Hund einige Minuten ignorieren.
Welpen untereinander jaulen auch auf oder fiepen, wenn die Geschwister zu grob werden und brechen das Spielen ab. Die Theorie ist, mit dem lauten Aufschrei, diese “tierische” Kommunikation auszunutzen und damit das Beissen zu unterbrechen. Egal ob die Theorie stimmt oder nicht, der laute, schmerzvolle Aufschrei erschreckt in der Regel Welpen genug, damit die Knüffelei mal kurz ein Ende hat.
Nicht schimpfen … der Hund versteht kein Deutsch … nur “gna gna brabbel gna” und kennt noch keine Kommandos und könnte im schlechtesten Fall das Schimpfen sogar als Bestärkung für sein Verhalten missverstehen. Schliesslich hat er erreicht was er mit der Knüffelei bezwecken wollte: Aufmerksamkeit. Also Schimpfen in solchen Situationen kann schnell in eine Sackgasse führen.
Der Hund ist gerade in seiner Entdeckungsphase. Zusätzlich wachsen seine Zähne bzw. er hat noch einen Zahnwechsel vor sich. Da wird die Schnute häufig eingesetzt zum Erkunden und um von Zahnwachstum abzulenken.
Ablenkung durch Spielzeug zum Kauen - beaufsichtigt! - ist also eine Möglichkeit.
Mal kurz in ein Zimmer wegsperren, wenn er zu arg wird, damit man mal eine Pause bekommt, ist sicher auch legitim. Mehr ist das aber nicht. Es ist ein Welpe. Der wird das noch nicht als so schlimm empfinden und maximal klar machen, dass er mit dieser Situation unzufrieden ist, indem er möglicherweise randaliert und jault. Also das hilft maximal, wenn man wirklich mal ne Pause braucht oder Angst hat, dass der Hund aus der Haustür flutscht, wenn die Kids aus der Schule kommen oder so.
Wenn der Hund viel in die Beine geht, hilft manchmal schon langsamer laufen ein bisschen.
Notfalls sogar mal kurz einfach nur stehenbleiben ohne den Hund zu beachten. Schneller laufen ist eher kontraproduktiv - stachelt oft noch mehr auf. Wenn er damit arg nervt, wortlos entfernen, sanft wegdrücken … auf jeden Fall nicht schimpfen, keine Aufmerksamkeit, sondern so neutral wie möglich, damit der Hund merkt: Wenn er das macht, führt ihn das nicht zum gewünschten Ergebnis, also nicht zu Aufmerksamkeit.
Wichtig ist auch, von Beginn an bei jedem Spiel die Beisshemmung zu trainieren. Wurde ja auch schon erwähnt. Der Hund kennt menschliche Haut noch nicht und auch nicht die Kraft seiner Beisserchen.
Seine Schnauze ist auch seine HAND - seine Pfoten sind zum Laufen da
Entsprechend versucht er, Euch und Gegenstände auch mal “festzuhalten”. Wie doll er dabei darf, muss er lernen. Hier auch wieder: Aufheulen, neutral abbrechen und erstmal für einige Minuten ignorieren, wenn’s zu doll wird.
Ansonsten ruhig an den Fingern knabbern lassen, solange er zart ist, damit er den Unterschied kennenlernt. Besser noch jedes Mal loben oder auch belohnen, wenn er zart ist.
Viele Bullies steigern sich gerne ein bisschen rein und neigen dazu, übererregt zu werden. Spielen ist wichtig, aber bei starken Beissern sollte man versuchen, Dinge zu machen, die nicht noch weiter aufstacheln.
Gut sind Welpentraining, Suchspiele und durchaus auch Ballspiele oder Tauziehen (zum Umlenken des Beissens, aber nicht zu wild, sonst fördert das die Übererregung) etc.
Ich hab es so meinem Bulli-Welpen ganz gut und relativ schnell beibringen können, dass sie sanfter wird. Aber es dauert eine Weile. Bullies sind wilde Welpen und haben eine seeeeehr lange Jugendphase. Mit Kratzern und blauen Flecken wirst Du also auch ne Weile leben müssen. Das nur vorab, falls es Dein erster Bulli ist.
Dass Bullies gerne mal beim Spiel oder wenn sie gute Laune haben hochspringen - auch ins Gesicht - hast Du ja schon feststellen müssen.
Bei vielen Bullies musst Du ein Leben lang damit rechnen, dass die plötzlich und ohne Vorwarnung springen oder auch nur ihren Kopf herum oder hoch reissen. Regel Nummer eins ist daher immer Kinn- und Nasenschutz. NIE über den Hund beugen, wenn der Kopf des Hundes nicht so gesichert ist, dass man notfalls die Bewegung umlenken oder abhalten kann. Das kann sonst auch schonmal Zähne kosten. Du magst Deinen Bulli im Laufe der Jahre noch so gut kennen und vielleicht auch mit ihm trainiert haben, dass er das nicht macht - ich glaube fast jeder Bulli-Besitzer wird zustimmen, dass der Hund es trotzdem von Zeit zu Zeit immer mal wieder schafft, einen “zu erwischen”, wenn er übererregt ist.
Die Hunde meinen das nicht böse, da explodiert einfach die Lebensfreude. Aber das tröstet sicher wenig, wenn man danach beim Kieferchirurgen sitzt.
Ich bitte deshalb auch Besucher oder Leute auf der Straße, die meinen Bulli streicheln wollen, immer sich nicht direkt über den Hund zu beugen, sondern VOR dem Hund auf Augenhöhe zu gehen, weil freudige Begrüßung zu Übererregung und zum Springen oder Kopf hochreissen führen kann.
Das erwähnte Buch “When Pigs Fly” ist super, sowohl um den Bulli-Charakter besser zu verstehen, als auch für’s Training und praktische Tipps, wie man den Hund in bestimmten Situationen handeln kann. Ich habe sehr viel mit diesem Buch gearbeitet.
Leider bekommt man es nur auf Englisch. Falls das nicht so Dein Ding ist, hat ja evtl. noch jemand einen Buch-Tipp auf Deutsch parat.
Da über Bullies immer wieder gesagt wird, dass sie doch recht anders sind als andere Hunde - ich kann das nur bedingt beurteilen - sollte aber mindestens ein Buch auf Deiner Liste landen, in dem es speziell um Bullies geht.