allmydogs schrieb:
Wenn Kinder mißbraucht werden.... dafür gibt es auch eine Erklärung, wenn man versuchen wollte, sich die Psyche der Täter genauer anzusehen. Das überlasse ich ausgebildeten Psychiatern und Psychologen. Was aber ist, wenn ich mir zu erklären versuche, was diese Kinder durchmachen müssen, welches Leid ihnen widerfährt?
In dem Moment sind mir die Täter und ihre Beweggründe ziemlich egal, ehrlich gesagt.
Weißt du, das klingt ein bisschen so, als müsse es so sein, dass jemand, der anders herum denkt, dasselbe empfindet, sodass dem dann die
Opfer egal sind.
Das ist aber zumindest bei mir nicht so.
Nur: Die Opfer sind Opfer. Denen IST schon Schlimmes geschehen. Das einzige, was man jetzt noch tun kann, ist, dafür zu sorgen, dass das anderen nicht auch passiert. Dass es nicht noch mal passiert.
Wie das genau aussieht - hmmh - ist eine Einzelfallfrage.
Es gibt Fälle, speziell bei dem von dir oben erwähnten Fallkreis, da wäre mEn lebenslanges Verwahren des Täters eine effektive und gute Lösung. Ob der dann noch therapiert wird oder nicht, wäre mir dann relativ egal, hauptsache, er kann nichts mehr anrichten.
Dann gibt es Fälle, da würde ich - wenn zB eindeutig eine psychische Erkrankung vorliegt - darauf plädieren, die betreffende Person trotz oder gerade wegen der von ihr verübten Straftaten zu behandeln... nicht, weil sie mir als "Kranker" so leid tut, sondern zum Schutze der Allgemeinheit.
Da man schlecht ein ganzes Dorf einsperren kann, denke ich, hier ist eine andere Lösung gefragt.
Zitat:
Da die Täter die Tat doch verüben, vereitelt man die Tat am ehesten, wenn man bei ihnen ansetzt. Und nicht, oder erst in zweiter Linie, beim Opfer.
allmydogs schrieb:
Ja, indem man Menschen, die solche Grausamkeiten verüben, hart bestraft z.B.
Was anderes fällt mir momentan nicht ein.
"Strafen" setzt aber voraus, dass die Tat bereits geschehen ist. Damit
schützt man das Opfer nicht mehr unbedingt.
Das Prinzip der Abschreckung funktioniert nur bedingt. Es funktioniert im Hinblick auf "sehr harte" Strafen" mE überhaupt nicht, solange die Täter sich relativ sicher sein können, dass sie nicht belangt werden - entweder, weil sie größenwahnsinnig und dumm sind ("Ja, kann sein, dass es harte Strafen gibt, aber ich bin so clever, mich kriegen sie eh nicht!"), oder weil sie (ich denke, das ist in Indonesien das Problem - s.u.) genau wissen, dass etwaige vorhandene Gesetze vor Ort eh nicht durchgesetzt werden (können).
Ein sehr starkes abschreckendes Mittel ist mEn soziale Kontrolle. Jemand wird etwas dann weniger bereitwillig tun, wenn er sicher sein kann, dass das, was er tut, gesellschaftlich sanktioniert wird.
(Deswegen glaube ich übrigens auch ehrlich, dass das Internet maßgeblich dazu beiträgt, dass Leute zB ihre pädophilen oder vielleicht sonstwie radikalen Neigungen ausleben - im Internet ist es sehr gut möglich, sich in gleichgesinnte Parallelgesellschaften zurückzuziehen, sodass man sich zumindest vorgaukeln kann, das, was man gern tuen möchte, sei im Grunde ganz in Ordnung.)
Und dazu ist mir noch etwas eingefallen, das ich jetzt bitte nicht als Fingerzeig, Vorwurf oder Entschuldigung angesehen sehen möchte:
Ich hatte eine Kollegin, die als Biologin mit Fachgebiet Insekten einige Jahre in diversen Urwäldern dieser Erde verbracht hat. Darunter nicht wenige in Indonesien, aber halt auch am Amazonas (Brasilien), in Mexico und (ich glaube, das aber eher privat) einige Zeit in Ecuador.
In der Tat ist das, was sie erzählt hat, das einzige, was ich überhaupt "direkt" über das Leben in Indonesien weiß.
Und die sagte eben unter anderem auch (das fiel mir wie gesagt aber erst gestern wieder ein), dass nirgendwo, wo sie gewesen ist, nichtmal in den Anden in Ecuador, wo die Leute wirklich bettelarm waren, die Menschen sich so wenig um andere (Tiere und Menschen) geschert haben wie in Indonesien. Die Tendenz, einander zu helfen - auch durchaus,
Menschen in Not zu helfen - war dort für ihr Empfinden extrem gering ausgeprägt.
(Frauen gegenüber übrigens viel stärker als Männern, weswegen ihre männlichen Kollegen das gar nicht so extrem empfunden haben. Also, schon auch merklich, aber "mann" war ja nicht direkt betroffen...)
Sie ist wirklich weit herumgekommen und hatte anderen Ländern gegenüber wenig Berührungsängste - sonst hätte sie das ja nicht jahrelang gemacht - aber die allgemeine Einstellung der Leute (wie gesagt auch zu den eigenen Landsleuten) dort ist ihr extrem unangenehm aufgestoßen.
Vielleicht spielt die Kultur also in der Tat auch eine Rolle: Eine Gesellschaft, in der es absolut in Ordnung ist, dass jeder auf Schwächeren herumhackt, wird von sich aus nie den Anreiz bieten, damit aufzuhören.
Die wird aber auch von sich aus keine "harten Strafen" einführen, um derartiges Verhalten zu unterbinden, und falls doch (zB auf internationalen Druck hin), wird sie sie nur halbherzig durchsetzen, weil sie sie weder versteht noch ernst nimmt.
Auch in diesem Fall muss man aber erstmal
in den Köpfen der Leute etwas verändern, damit die ihr Verhalten ändern. Ob ich die Leute nun mag oder nicht, ob ich ihr Verhalten gutheiße, ob ich dem einen oder anderen dafür die Pest an den Hals wünsche -
ändern wird sich nur etwas, wenn die Betreffenden
anders denken als bisher.
Und dafür
kann ich nicht beim Opfer ansetzen. Dass
das den Tätern egal ist, hat ja schon die Tat gezeigt. An ihr "Mitgefühl" und ihre Empathie brauche ich also nicht zu plädieren, die sind in dieser Hinsicht offensichtlich nicht vorhanden.
Will ich das ändern, muss ich bei den (potenziellen) Tätern was verändern.
Und die Opfer mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln vor solchen Tätern schützt!
Richtig. Aber idealerweise sollte das wie gesagt passieren,
bevor es zu der Tat kommt.
Bzw., wenn es schon passiert ist, bevor es zur nächsten Tat kommt.