Hallo...
Leute, was für eine Achterbahnfahrt heute - und das Ende ist noch immer ungewiss
Wir kamen in der Klinik an und erstmal war alles gut. Man sagte uns, dass Timmys Blut passen würde und Shiwa kam schwanzwedelnd auf mich zugerannt(!) als sie mich sah und schleckte mir durch's Gesicht. Absolut kein Vergleich zu gestern, wir waren sogar eine ganz kurze Pipirunde draußen. Ihr ahnt ja nicht, wie mich das erleichtert hat. Ich konnte das erste mal wieder aus vollem Herzen lachen. In dem Moment dachte ich, wir schaffen alles...
Nach 5 Minuten wollte man mir sie wegnehmen und in Narkose legen. Ich habe es auf einen offenen (wenn auch ruhigen) Streit angkommen lassen (der Basti etwas peinlich war) und mich letztlich strikt geweigert, sie nach hinten zu geben, wenn ich nicht mitkommen kann. Das brachte Shiwa und mir erstmal weitere 10 Minuten Schmusezeit, weil man sich beriet, was mit mir schwerem Fall nun zu machen ist. Und plötzlich ging das dann mit der Narkose doch
(DANKE an alle hier, die mir mutgemacht haben, zu insistieren - insbesondere Pommel! An dich musste ich heute mehrfach denken!)
Also Shiwa ging schwanzwedelnd in meinem und Bastis Arm in Narkose - das beudetet mir so viel!
Danach war ich guter Dinge und sehr optimistisch - und dann nach 30 Minuten die Diagnose: Große Umfangsvermehrung direkt am Übergang zwischen Magen und Zwölffingerdarm. So groß, dass sie den Darmeingang fast ganz verschließt, so dass man mit dem Endoskop nicht dort reinschauen konnte. Gewächs ist porös und blutet, allerdings beim Endoskopieren nicht so stark, dass man vermutete, die eigentliche Blutungsquelle läge dahinter im Darm. Ob es sich um Geschwür oder Tumor handelt war so nicht zu sagen. Man legte uns SEHR nah, sie einfach gehen zu lassen. Sagte uns, dass bei einer Entfernung eines Magen und eines Darmteils incl. des "Pförtners" dazwischen, die Chancen auf ein lebenswerten Leben bei 20-30% lägen, da so eine Pförtnerfunktion sehr schlecht effektiv rekonstruierbar wäre. FALLS es überhaupt machbar wäre - da man ja nocht nicht sähe, wie zerstört der Darm wirklich sei.
Basti und ich waren uns aber einig sie nicht aufgrund nur der Endoskopie gehen zu lassen, sondern haben gesagt, sie sollen sie aufmachen. Wenn es sich dann tatsächlich so schlimm darstellt, wie jetzt vermutet und der Darm auch sehr beschädigt ist, sollen sie sich schlafen lassen. Wenn es dann aber "in natura" doch besser aussieht, sollen sie uns nochmal zur Entscheidung heranziehen. Auch hier dachte ich an Pommel, die immer sagt: Jede Chance ist eine Chance...
Danach haben wir noch über eine Stunde gewartet und die Minuten schlichen, ich war aber noch halbwegs gefasst, weil ich unter Schock stand. Ich rief meine Haus-TÄ an, schilderte den Fall und diese bestätigte: Für den Fall dass Magenpförtner entfernt werden müsste und Darm auch betroffen sei, würde sie es ihrem Hund nicht zumuten. In dem Moment brach ich zusammen und hab mich übergeben. Ich war da sicher, dass das ein Abschied war. Ich sagte mir im Stillen als Mantra immer das Regenbogenbrückengedicht auf und weinte in einem durch.
Dann wurden wir wieder reingerufen und uns wurde gesagt, dass der Chef nach Eröffnung entschieden hätte, doch zu operieren (sogar ohne uns nochmal zu fragen). Offenbar ist der Darm doch ok und die Blutung muss doch aus dem Magengeschwulst gekommen sein. Der Arzt versucht so viel wie möglich davon zu entfernen und den Übergang in den Darm zu weiten und nicht ganz zu entnehmen. Sie bekommt dann im Anschluss an die OP Timmys Blut! Eine weitere Spenderin evtl. für morgen haben wir auf Abruf bereit, auch aus RE. Der Einsatz aller anderen wird also höchstwahrscheinlich nicht mehr nötig sein, außer Pablo passt nicht vom Blut her.
Es ist weiter alles offen. Sie rufen uns später an, ob die OP positiv verlaufen ist. Dann gibt es Timmys Blut und sie lassen sie dabei aufwachen. Heute können wir sie nicht mehr sehen. Morgen schaut man, ob die Blutung im Magen gestillt werden konnte (könnten sich ja auch neue Blutungsgebiete durch die OP auftun) und kontrolliert ihren Hk-Wert (momentan bei 20 und damit besser als bei Einlieferung, da war's 18. Tiefstwert bisher 13 gesten). Wenn das soweit ok ist, darf ich sie dann morgen besuchen. Sie muss noch 3 Tage dort bleiben und nüchtern bleiben. Vorher kann man noch nicht sagen, ob die OP erfolgreich war.
Jetzt ist also weiter Bangen angesagt. Ich hoffe, dass sie die OP-Schmerzen jetzt nicht umsonst mitmacht und doch gehen muss. Aber nachdem ich mich ja eigentlich schon geistig verabschiedet hatte, mache ich mir jetzt natürlich wieder Hoffnung. An einem Tag von so viel Freude über ihren guten Zustand über ein quasi-Todesurteil also wieder in der Ungewissheit. Ich weiß nicht, wie ich das noch 3 Tage aushalten soll - aber wenn ich sie dafür am Ende zurück bekomme und noch gut und glücklich über den Sommer kriege, ist es mir alles wert...
Ich danke euch von Herzen, dass ihr mich hier auffangt so gut ihr könnt...
P.S. Mein Bruder sagte heute zu mir, dass ich locker in jedem Zombiefilm mitwirken könnte. Ich bin kalkweiß, aber das weiße in meinen Augen ist komplett rot - ehrlich gesagt hab ich seit Tagen in keinen Spiegel mehr geschaut, ich weiß nicht ob er recht hat...