Der Vorfall in Österreich zeigt, dass es angebracht wäre, die Diskusion in Deutschland in eine andere Richtung zu lenken, als das bisher der Fall ist, damit wir bei einem Vorfall nicht ähnliche Reaktionen haben wie damals.
Wenn wir morgen in Deutschlang einen solchen Vorfall hätten, ist es wahrscheinlich, dass auf das aufgebaut wird bzw. die bestehenden Maßnahmen erweitert und verschärft werden, aber keine neuen Maßnahmen überlegt und überdacht werden.
Der Nährboden für idiotische Gesetze und Verordnungen ist in der Form vorhanden, dass wir Rasselisten, Sachkundenachweise und Nachweise für die persönliche Eignung des Halters haben, weil die Ursache beim Hund gesehen wird und nicht beim Halter. Bei der Rasseliste ist es eindeutig, dass man bestimmte Hunde als ursächlich sieht. Beim Nachweis für die persönliche Eignung sieht es genauso aus, weil man auch hier von der Art des Hundes abhängig macht, wer einen solchen Hund halten darf und wer nicht. Der Sachkundenachweis vermittelt dadurch, dass ihm kein besonderer Wert beigemessen wird, auch den Eindruck, dass es nur um die beschaffenheit des Hundes geht.
Solange wir es nicht schaffen, die Verantwortung und Schuld von den Hunden zu nehmen, wird bei Vorfällen auf der Basis dieser Meinungen nach Maßnahmen gesucht werden.
Ein schönes Beispiel hatte ich am Freitag. Da kam mein Geschäftspartner empört von seinem Einkauf in einem Drogeriemarkt zurück und erzählte mir, dass da eine Halterin glatt ihren AmStaff im Eingangsbereich des Marktes angeleint hätte, um einkaufen zu gehen. Auf meine Einwände hin, warum das denn so besonders wäre etc. sagte er zu mir, dass AmStaffs doch auf der absoluten Liste ständen und es doch nichts Schlimmeres gäbe. Auf meine Versuche, mit Argumenten dagegen vorzugehen, wehrte er damit ab, dass er nicht glaube, dass der AmStaff ohne Grund auf der Liste stehen würde. Mein Mini würde nicht auf der Liste stehen und das wohl auch mit gutem Grund. So ist die Logik vieler Leute. Er hat selber einen Dackel, der meinen Hund den ganzen Tag terrorisiert und er erlebt jeden Tag, dass mein Hund im Vergleich zu seinem Hund ein Lamm ist, aber für ihn zählt die Liste. Schäferhunde sind üerigens für ihn auch gefährlich, weil sie in den Statistiken so oft vorkomen.
Wir müssen davon abkommen, dass die Rasse des Hundes, oder die Beschaffenheit des Hundes in den Köpfen der Leute für die Gefährlichkeit verantwortlich ist. Es muss dahingehend ein Umdenken stattfinden, dass man die Haltung und den Halter maßgeblich für ein ungefährliches Zusammenleben verantwortlich sieht.
Meiner Meinung nach kann das nur gelingen, wenn man mehr Wert auf die Ausbildung der Halter legt, als auf die Einschränkung bestimmter Rassen, großer Hunde, oder angeblich sich aggressiv verhaltender Hunde.
Wie man das ganze dann nennt, ist mir gleich.
Ich habe die Hoffnung, dass man vor dem nächsten schweren Vorfall mit Todesfolge bereits die Meinung etabliert hat, dass Vorfälle aufgrund von menschlichem Versagen ist und nicht die Beschaffenheit des Hundes ursächlichlich ist.
Es wäre wünschenswert, dass man dann sagen würde: "Wir müssen unseren HFS dahingehend verbessern, dass auch der aktuelle Fall mitberücksichtigt wird. Wir müssen noch besser werden und die Halter noch besser schulen. Der Hund selber ist nicht entscheidend. Rasseverbote und Einschränkungen von Hunden bestimmter Größe machen keinen Sinn, das hat uns die Vergangenheit gezeigt".
Derzeit würde man Rassen der Liste hinzufügen und mehr Einschränkungen für Hunde bestimmter Größe oder Rasse fordern.