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04.01.2001 07 : 36 Uhr
Das lange Warten aufs Hundegesetz
Von einem totalem Verbot der so genannten Kampfhunde, von Microchips für
jeden Hund und von zahlreichen anderen Maßnahmen für Wien war im Sommer
mehrfach die Rede (siehe auch Zitate rechts unten). "Doch jetzt zittern alle
Parteien vor den Wiener Wahlen, die Sache ist ziemlich eingeschlafen",
berichtet ein Mitglied jener Gruppe, die eigentlich die neuen Regelungen
diskutierten soll, aber schon seit Wochen nicht mehr zusammengetroffen ist.
Denn kurz vor einem Urnengang will sich offenbar niemand mit den
Hundebesitzern (= viele Wählerstimmen) anlegen, meinen die Experten. Außerdem
dürfte Stadtrat Fritz Svihalek, der massiv für strengere Regelungen eintrat,
der nächsten Wiener Stadtregierung nicht mehr angehören.
So kommt es, dass Vorkommnisse wie das folgende weiterhin nicht selten sind:
Mitte November betritt ein 29-jähriger mehrfach vorbestrafter Wiener in den
frühen Abendstunden ein Lokal in der Erdbergstraße in Wien-Landstraße, um
dort "Türken aufzumischen", wie später im Polizeiprotokoll nachzulesen sein
wird.
"Tschipsy, fass!"
In der Bar soll er seinen 20 Monate alten American-Staffordshire-Mischling
mit den Worten "Tschipsy, fass!" aufgefordert haben, die dort anwesenden
Ausländer durch das Lokal zu hetzen.
Die Bilanz der Polizei Landstraße: Zwei Verletzte, einer mit tiefen
Bisswunden in der Hüfte und in der Hand, der andere mit einem Bauchbiss sowie
zerfetzter Kleidung. Anschließend sollen der Wiener und ein Kumpan noch mit
der Hundeleine auf das türkische Duo losgegangen sein.
Der äußerst gefährliche Hund - von dem erfahrene Amtstierärzte berichten,
dass sie sich nicht einmal in seinen Zwinger bei der Tierkörperbeseitigung
getraut haben, weil er so scharf war - wurde vom Administrationsbüro der
Wiener Polizei beschlagnahmt. Doch kürzlich erhielt der Besitzer vom
zuständigen Bezirksamt Landstraße das Tier wieder zurück. Die lapidare
Begründung auf KURIER-Anfrage: "Das ist schließlich eine Frage des Herrls und
nicht des Hundes."
Ein schärferes Gesetz für Wien befindet sich derzeit noch in "externer
Begutachtung", wie man im Büro des zuständigen Stadtrates Fritz Svihalek die
Verzögerung nobel umschreibt. Ende Jänner soll das Sechs-Punkte-Programm, von
dem laut Insidern angeblich nur noch sehr wenig übrig ist, sicher im Landtag
eingebracht werden. Statt im heurigen Herbst soll es spätestens bis 1. April
umgesetzt werden.
Dass dieses Gesetz allerdings wirklich rund um den vermutlichen Termin der
Wiener Wahlen in Kraft tritt, gilt als äußerst unwahrscheinlich.
Dominik Schreiber