Was fühlst du gerade?

Die Rasta-Diskussion hatten wir schon mal - es gibt auch andere Kulturen, die sowas machen oder gemacht haben.

Das wissen aber zB viele Schwarze in den USA nicht, und meinen, das sei exklusiv ihres und keiner „dürfe“ sich sonst so die Haare machen.

Wie gesagt: Ich verstehe, wenn jemand sagt: Ich möchte bitte nicht auf Frisuren, komische Musik und lustige Witze und darüber hinaus auf das Klischee des gewalttätigen Straftäters oder Sozialfalls reduziert werden.

Aber von allen diesen Sachen ausgerechnet die Frisuren und/oder die Musik als Errungenschaft vor anderen zu verteidigen, kommt mir seltsam vor.

Dadurch gewinnt man doch effektiv nichts?
 
Edit:
Habe gerade zu den Frisuren eine interessante Aussage im Deutschlandfunk gelesen.
1. Man muss - wusste ich nicht so genau - unterscheiden zwischen Rasta-Zöpfen und Dreadlocks… das eine sind echte kleine Zöpfe, das andere verfilzte Haare.
Die Zöpfe haben anscheinen einen religiösen Hintergrund, die Locks eher einen des antikolonialen Widerstandes auf Jamaika.

Also beides erstmal für die Aktiven nicht unproblematisch, wenn es als Modestatement übernommen wird.

Aber:
2. Es gab tatsächlich Phasen mit „Locks“ in fast jeder irdischen Kultur, weil‘s vielleicht auch praktisch ist, die Haare zu filzen, statt sie jeden Morgen aufwendig zu entwirren.

Im Grunde kann also fast jeder sich auf seine Vorfahren berufen und sich Zotteln wachsen lassen.

Nur als „Dreadlocks“ sollte man die dann nicht bezeichnen, das ist eine spezifisch antikoloniale Bezeichnung, und in diesem Zusammenhang ist die Frisur ein politisches Statement. Heißt: solange man sich nicht mit dieser Bewegung identifiziert und sie aktiv unterstützt, sollte man einfach nur locks sagen.

Was viele entsprechende Friseurläden auch genau so halten.

Für die USA und das derzeitige dortige sich extremisierende Klima reicht das sicherlich nicht aus…

Aber an sich halte ich das für eine pragmatische Lösung.
 
Nein - das ist nicht von oben herab - ich gebe nur wieder, was die Leute dort teilweise selbst sagen.

In der öffentliche Diskussion über einen asiatischen Basketballspieler, der sich „cornrows” hatte machen lassen, fiel diverse Male die Aussage “must not“, „why would his teammates even let him do that?“ „He cannot simply go and have his hair done like that“, „How dare he have his hair done like a black person“ - Ich habe das alles unter dem Tag „dürfen“ subsumiert.

Ich kann es leider nicht besser ausdrücken.

Dabei hatte der seine Kollegen sogar gefragt, und die fanden es okay - was andere eben dazu veranlasste, diese zu fragen, wie sie auf das schmale Brett gekommen sind…

Ich glaube, es ist von außen ohne solide historische Kenntnisse (die ich nicht habe), unmöglich nachzuvollziehen, was da vorgeht und wie es dazu gekommen ist.

Aber „dürfen“ trifft es meiner Empfindung nach noch am besten. Aber eben nicht komplett, daher die „“

Edit: Oder meinst du, „Das wissen viele Schwarze nicht“?

Das wissen auch viele Weiße in den USA nicht, und die wissen auch noch ganz vieles anderes nicht.

Also, ja, mit Blick auf die gesamten USA, in jeder Farbe, ist das von oben herab, zumindest ein bisschen. ;)

Edit: Die US-Amerikaner, Farbe egal, beziehen halt häufig alles ausschließlich auf sich und ihre eigenen Probleme.

Unter anderem auch die Frage der Frisur.

Die ja nicht mal in den USA erfunden wurde.
 
Aus unserer privilegierten Perspektive mag das albern wirken. Aus der Perspektive (ehemals) unterdrückter Völker sieht das aber mit großer Wahrscheinlichkeit einfach anders aus.
Sicher? Manch jemand mit etwas Humor kann da bestimmt herzlich drüber lachen oder zumindest amüsiert den Kopf schütteln (also jetzt über die deutschen Senioren mit Sombrero). Ein Problem wird das doch erst bei Politisierung bzw. Gruppen bzw. Personen, die das Thema für sich aufnehmen um Politik zu machen oder wenn eben diese Senioren sich abschätzig über die entsprechenden Länder äußern würden.
Irgendwie wieder typisch deutsch weil völlig verkrampft.
Tatsächlich gibt es einen Bereich wo ich in der Vergangenheit auch empfindlich reagiert habe und das ist das (frühere) Klischee des Nazi-Deuschen, dass zumindest in weiten Bereichen Englands (ich schreibe bewusst nicht GB) präsent war. Die waren ja bildungsmäßig irgendwie in 1945 stecken geblieben. Aber das hatte ganz andere Dimensionen als etwas nazideutsche Folklore von englischen Rentnern ausgeübt. Ich habe keine Ahnung welches Deutschlandbild die Engländer heute haben, auf eine entsprechende Frage würde ob dieser Unhöflichkeit ein pikiertes Gesicht gemacht werden. Würde mich aber tatsächlich interessieren.
(Womit ich überhaupt kein Problem habe sind die ganzen WW1 und 2 Festivitäten mit Kostümen und Fahrzeugen und Rollenspielen mit denen die Engländer gerne Mal aus ihrem Alltag schlüpfen)
 
@snowflake

Aber immerhin von ebenfalls verschleppten Schwarzen.
Mit uU demselben Hintergrund bzw. derselben symbolischen Absicht.

Der rote Stern ist ja als Symbol einer internationalen politischen Bewegung mit denselben Zielen auch nicht exklusiv russisch.

Aber ist halt die Frage, wie viele Schwarze heute selbst die Haare noch aus politischen Gründen so tragen.
 
Ich fühle mich wie gestern und davor und davoooor den Tag. Also schlapp. :lol:
Also geh ich nächste Woche wieder zum Arzt. Die Anämie müsste ja weg sein und alles aber es geht wieder bergab.
Ominös. Wirklich ominös. Ich bin gespannt.

Hab ich ja nicht sooooo Lust drauf, nä. Anstrengend ist das doch, so ne Rennerei. :regen:
 
Sicher? Manch jemand mit etwas Humor kann da bestimmt herzlich drüber lachen oder zumindest amüsiert den Kopf schütteln (also jetzt über die deutschen Senioren mit Sombrero). Ein Problem wird das doch erst bei Politisierung bzw. Gruppen bzw. Personen, die das Thema für sich aufnehmen um Politik zu machen oder wenn eben diese Senioren sich abschätzig über die entsprechenden Länder äußern würden.

Nein, das Problem ist mMn eher, dass wir es normal finden, und zu unserer Bespaßung bei anderen zu bedienen und uns unsere Privilegien nicht bewusst machen (wollen).

Man kann die Sache mit der Seniorentanzgruppe von mir aus wirklich drüber finden, sie ändert aber nichts an der Problematik der kulturellen Aneignung. Ich hoffe, dass man da im Laufe der Zeit einen für alle gangbaren Weg finden wird. Sich als Mitglieder der dominierenden Kultur drüber aufzuregen, dass man auf die Befindlichkeiten der unterdrückten Kulturen aufmerksam gemacht wird oder zu erklären, warum die sich mal nicht so anstellen sollen, kann mMn nicht die Lösung sein.

Ich verlinke gerne noch mal das Interview dazu, in dem es mal um die Sicht eines Betroffenen geht (der die kulturelle Aneignung eben nicht supi findet). Besser als der Interviewte könnte ich es nicht vorbringen, was ich in diesem Kontext gerne vermitteln würde:

 
@helki-reloaded

Ah, gutes Interview.

Aber Elvis ist so ein Thema… :lol:

Zu dem hätte ich gleich auch noch was geschrieben.

Der hat zu seiner Zeit genau das gemacht, was der Interviewte an Gentleman schätzt - Schwarzen Musikern eine Bühne gegeben, ihnen so ganz nebenbei weitergeholfen (er kannte ja durch seine Kindheit und Jugend sehr viele), und schwarze Musik gespielt, die für ihn die Musik seiner Kindheit und Jugend und seiner Heimat war, ohne je so zu tun, als sei er selbst schwarz.
Er ist zB auch nie ohne seine schwarzen Bandmitglieder aufgetreten, auch wenn es Gelegenheiten gab, wo genau das von ihm erwartet bzw. gefordert wurde.

Und viele ältere schwarze Musiker und Musikfans respektieren ihn bis heute sehr dafür - der Vorwurf des Plagiats kommt eher von jüngeren, die seine Geschichte nicht kennen.

Und zwar ironischerweise gerade weil er nie so getan hat, als sei er „schwärzer“ als er war.

Edit: Allerdings ist es unbenommen, dass er mit einigen Covern schwarzer Musiker:innen mehr Erfolg hatte als diese selbst, weil er weiß war.

Nun scheinen aber zumindest die meisten, die ihn noch persönlich kannten, ihn selbst gar nicht dafür verantwortlich zu machen.

Sondern eher die Umstände und ein rassistisches System.
 
Ich weiß nicht, ich sehe das wirklich anders. Wenn ich mich "verkleide", kann das anmaßend wirken - oder aber auch die Präsenz einer anderen Kultur darstellen.

Wenn sich Kinder als Indianer und Cowboys verkleiden, denken sie sich natürlich nichts dabei. Aber sie wissen, dass es so was gab/gibt. Dürfen sie sich nicht mehr verkleiden, verliert man diese Thematik völlig aus den Augen. Und damit auch eine mögliche Diskussion darüber. Ist es besser, etwas zu verbieten, anstatt etwas zu erlauben, vlt. auch mit der Gefahr, dass manche das anstößig finden, andere aber wiederum das als Anlass zu nehmen, nochmal über "diese Sachen" nachzudenken?
 
@helki-reloaded : Wo würdest du die Grenze ziehen? Die Rolling Stones, genau wie viele andere Bands, haben ihre Wurzeln im schwarzen Blues. Ist das auch zu verbieten?

Ich persönlich wäre schon zufrieden, wenn die Thematik und da vor allem die Sicht der nicht dominanten Kulturen mehr Raum in der Gesellschaft (der dominanten Kultur) bekäme und wir als Teil der dominanten Gesellschaft uns da wirklich mal ernsthaft mit auseinandersetzen würden.

Wenn schon, dann wäre ich eher für so Dinge wie einen Teil der Tantiemen entsprechenden Orgas zuzuführen - man kann die Geschichte ja nicht mehr rückabwickeln. Aber Bands wie die Stones könnten da schon was anstoßen und bewirken...

By the way: Kulturelle Aneignung ist ja nicht verboten und die Bands, die vereinzelt nicht auftreten durften, dürfen das ja durchaus anderswo immer noch und sie verkaufen weiter Platten etc. Aber wenn einzelne Veranstalter sagen, wir sehen diese Form der kulturellen Aneignung kritisch und wollen das auf unserer Bühne nicht, muss man mMn nicht immer gleich befürchten, das Abendland würde untergehen.
 

Die Rastafari sind eine religiöse Bewegung von vor allem PoC-Jamaikanerinnen und -Jamaikanern, die in den 1930er-Jahren auf Jamaika entstand. Sie tragen die Dreadlocks aus religiösen Gründen. Erfunden haben sie die verfilzten Locken allerdings nicht. Denn Dreadlocks zählen als eine der ältesten bekanntesten Frisuren und sind bereits auf Wandgemälden oder Statuen aus dem alten Ägypten oder von anderen Völkern Nordafrikas zu entdecken. Bei Ausgrabungen wurden bei Mumien sogar Überreste ähnlich verfilzter Frisuren gefunden.
 
Manch jemand mit etwas Humor kann da bestimmt herzlich drüber lachen oder zumindest amüsiert den Kopf schütteln (also jetzt über die deutschen Senioren mit Sombrero).

Ich verlinke gerne noch mal das Interview dazu, in dem es mal um die Sicht eines Betroffenen geht (der die kulturelle Aneignung eben nicht supi findet).
In der Nachrichtensendung, in der es um das Auftrittsverbot für die überwiegend deutsche Seniorentanzgruppe mit Sombrero ging, haben sie einen "Betroffenen" interviewt, der genau so reagiert hat wie es Carli oben anspricht: das sei doch nur ein harmloser Spaß, da sei doch nichts dabei.

Und jetzt? Hat der keine Ahnung, weil er nicht betroffen genug ist, oder wie müssen wir das einsortieren?
 
Wenn sich Kinder als Indianer und Cowboys verkleiden, denken sie sich natürlich nichts dabei. Aber sie wissen, dass es so was gab/gibt. Dürfen sie sich nicht mehr verkleiden, verliert man diese Thematik völlig aus den Augen. Und damit auch eine mögliche Diskussion darüber. Ist es besser, etwas zu verbieten, anstatt etwas zu erlauben, vlt. auch mit der Gefahr, dass manche das anstößig finden, andere aber wiederum das als Anlass zu nehmen, nochmal über "diese Sachen" nachzudenken?

Na ja, was den Indianern angetan wurde, halte ich persönlich mittlerweile (ich war da früher auch weniger "empfindlich") nicht mehr für etwas, dessen Darstellung sich zu Festen mit Frohsinn und Feierei eignet. Aber es ist ja nach wie vor nicht verboten, seine Kinder so zu verkleiden. Mit dieser Argumentation könnte man theoretisch aber auch genausogut sagen, sie müssen sich zu Karneval oder irgendwelchen anderen spaßigen Festivitäten auch als KZ-Häftlinge und Nazis verkleiden dürfen, ohne dass jemand Anstoß dran nimmt - auf die Idee käme (völlig zu Recht) kein Mensch hier bei uns und erstaunlicherweise auch nirgendwo sonst...

Die Sache ist und bleibt kompliziert aber ein bisschen mehr Feingefühl könnte man mMn im Jahr 2023 von den Mitgliedern der dominierenden und profitierenden Kulturen schon erwarten. Aber ich denke das wird werden...
 
In der Nachrichtensendung, in der es um das Auftrittsverbot für die überwiegend deutsche Seniorentanzgruppe mit Sombrero ging, haben sie einen "Betroffenen" interviewt, der genau so reagiert hat wie es Carli oben anspricht: das sei doch nur ein harmloser Spaß, da sei doch nichts dabei.

Und jetzt? Hat der keine Ahnung, weil er nicht betroffen genug ist, oder wie müssen wir das einsortieren?
Das liest man ja oft so, das diejenigen die es angeht, einen sehr viel entspannteren Umgang damit pflegen als die woken people die meinen jedesmal ein Drama in 6 Akten aufführen zu müßen.
 
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