Sondershäuser Bürger erreichten, dass der Bürgermeister die Beschlussvorlage für gefährliche Hunde zurückzieht. Abgeordnete sind dagegen, alle Besitzer von Hunden über einen Kamm zu scheren.
Sondershausen. "Der Grund, dass es in Thüringen ein Kampfhundegesetz gibt, das für bestimmte festgelegte gefährliche Rassen einen höheren Steuersatz vorsieht, liegt ausgerechnet hier bei uns im Kyffhäuserkreis. Es war der Vorfall in Sachsenburg vor zwei Jahren, wo Hunde ein Kleinkind in der eigenen Familie totgebissen haben", sagte Bürgermeister Joachim Kreyer (CDU) in der jüngsten Stadtratssitzung, in der die sogenannte Kampfhundesteuer beschlossen werden sollte.
Bevor es zur Diskussion und zum Beschluss kam, erreichten Hundebesitzer mit Hilfe der Linksabgeordneten Sigrid Rößner und Bärbel Thormann (VS), dass Bürger ausnahmsweise Rederecht erhielten, um ihre Situation zu schildern. Allen voran die 27-jährige Anne Zander und Stefanie Becke. Anne Zander wurde in Sondershausen geboren, ging für 20 Jahre mit ihrer Mutter nach Baden-Württemberg, kehrte 2008 zurück. Hier machte sie eine Ausbildung zur Physiotherapeutin und arbeitet in einer Sondershäuser Praxis.
Da ihr Vater einen schönen Garten hat und weil Anne Hunde mag, legte sie sich einen American Staffordshire Terrier und einen Mischling dieser Rasse zu. Für sie sind diese Hunde einfach geniale Familienhunde, die ihr nach schwerer Erkrankung sehr viel Kraft gegeben haben. "Mein Onkel hat mal Schäferhunde gezüchtet, die fand ich viel gefährlicher", sagt Anne.
Wenn die geplante Hundesteuer in dieser Höhe durchgesetzt wird, muss sie überlegen, wieder nach Baden-Württemberg zu ziehen. 1300 Euro Hundesteuern kann sie sich von ihrem Gehalt als Physiotherapeutin nicht leisten. Dazu kommen die Futterkosten. Und einen Hundeführerschein hat sie für viel Geld auch schon gemacht.
"Ich kann doch die Tiere nicht einfach töten lassen", ist sie mehr traurig als wütend. In naher Zukunft plant Anne sogar, sich in der Hundeschule in Hachelbich mit ihren Tieren als Hundetherapeutin ausbilden zu lassen. Denn zum Beispiel im Autistenheim in Bad Frankenhausen wird so etwas dringend gesucht. Eine Berliner Einrichtung hörte davon und bot ihr sofort einen Job an.
Doch noch will Anne Zander hier bleiben, bei Vati und Oma sowie all ihren Freunden. Was sie und andere Hundebesitzer am meisten ärgert, ist, dass alle über einen Kamm geschoren werden. "Da gibt es Betrüger, die als gefährlich eingestufte Hunde als Mischlinge anmelden und kommen damit durch. In der Familie in Sachsenburg sollen auch schon wieder zwei Hunde leben. Da kümmert sich keiner drum. Doch uns Ehrlichen wird das Leben schwer gemacht", so Stefanie Becke.
Als Ratsmitglied Gerhard Axt von der Neuen Unabhängigen Bürgerinitiative (Nubi) den Antrag stellte, die Beschlussvorlage zurückzuziehen, stimmten die anderen Ratsmitglieder zu. "Ich sehe, es gibt in der Sache noch viel Redebedarf. Würden wir den Beschluss jetzt fassen, wären die Steuersätze festgezurrt", so Kreyer.
Aus der VG "An der Schmücke" in Heldrungen hieß es, man habe das Grundstück der damals verurteilten Hundehalterin in Sachsenburg kontrolliert. Sie halte inzwischen wieder einen Hund, einen Schnauzer-Mischling. Das Tier sei ordnungsgemäß gechipt sowie inzwischen angemeldet.
Hundesteuersätze
Die Stadt Sondershausen verlangt für jeden ersten Hund 50 Euro, für den zweiten Hund 80 Euro, für den dritten Hund 110 Euro im Jahr.
Halter von gefährlichen Hunden sollen künftig 500 Euro für den ersten und 800 Euro für den zweiten Hund pro Jahr bezahlen.
In Nordhausen gibt es für gefährliche Hunde bisher keine Steuer.
Artern verlangt für den ersten gefährlichen Hund 350 Euro und für den zweiten 500 Euro.
Bad Frankenhausen erhebt für den ersten und zweiten gefährlichen Hund 360 Euro im Jahr.