Rassespezifische Wesensmerkmale ?

Kirsten

KSG-Schandmaul™
20 Jahre Mitglied
Wir hatten bereits ein ähnliches Thema.

Nun habe ich jedoch eine ganze Zeitlang bewußt die Beiträge studiert und möchte es mit den gemachten Beobachtungen nochmal ansprechen und eure Meinungen dazu hören.

Es geht darum, ob bestimmte Wesensmerkmale / Verhaltensweisen / Eigenschaften (nicht körperliche) vererbbar sein können, oder tatsächlich alles nur erlernt wird.

Immer wieder habe ich seit der damaligen Diskussion gelesen, daß es wohl doch rassetypische Eigenschaften geben muß. So wurde z.B. mehrfach auf die Besonderheiten von Herdenschutzhunden hingewiesen wie auch darauf, daß diese kein einfaches Wesen haben.
Des öfteren wurde auf die erhöhte Jagdleidenschaft von Jagdhunderassen verwiesen.
Zum Teil kamen diese Bemerkungen von genau denselben Leuten, die zuvor die Meinung vertraten, daß es keine angeborenen Charaktereigenschaften gibt.

Es fängt doch schon damit an, daß man sagt, Staffs, Bullis oder welche Rasse auch immer zu der jeweiligen Lieblingsrasse erkoren wurde, seien nun mal etwas ganz Besonderes. Das beinhaltet doch schon die Tatsache, daß genau diese Rasse Wesensmerkmale in sich vereint, die keine andere aufweist, oder nicht in diesem Maße. Denn wir gehen ja bei der Auswahl unserer Favoriten nicht bloß nach optischen Merkmalen.

Ein weiteres Beispiel : wir wehren uns dagegen wenn jemand die Behauptung aufstellt, sog. Kampfhunde seien unverträglich, wobei eine Zurückweisung solcher Behauptungen völlig korrekt ist. (Nur ein Beispiel)
Dabei argumentieren wir damit, daß Wesenseigenschaften nicht an Rassen festzumachen sind.
Im Kampf gegen die VOs wurde jedoch gerade auch mit solchen Argumenten gekämpft, wie daß unsere Rassen besonders menschenfreundlich, geduldig und belastbar sind.
Damit widersprechen wir uns dann doch ständig selber, oder nicht ?

Kann es vielleicht sein, daß wir solange nichts gegen die Zuordnung bestimmter Eigenschaften zu einer bestimmten Rasse haben, wie es unsere Hunde im vorteilhaften Licht erscheinen läßt, und nur dann empfindlich auf die dann plötzlich als ungerechtfertigt empfundene Verallgemeinerung reagieren, wenn es um angebliche Eigenschaften geht, die ein eher negatives Licht auf unsere Lieblinge werfen könnte ?
Ist vielleicht das Problem bei der ganzen Diskussion die Angst und übertriebene Vorsicht, die einem als Halter eines Sokas inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen ist ? Angst, zu weniger tollen Eigenschaften zu stehen aus Furcht vor Konsequenzen und Repressalien, die dann kommen könnten ?

Im Klartext : gibt es vielleicht doch sowas wie vererbte Wesensmerkmale und keiner gibt es zu, denn würde man die positiven zugeben, müßte man genau so einräumen, daß es auch negative gibt ?

Bin gespannt auf eure Antworten !
 
  • 21. Mai 2024
  • #Anzeige
Hi Kirsten ... hast du hier schon mal geguckt?
  • Gefällt
Reaktionen: Gefällt 27 Personen
#VerdientProvisionen | Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.
*grmpf*

Hätte eigentlich in Allgemeines stehen sollen.
:heul:
 
Ich hab Dich mal verschoben ;)

Passt jetzt vielleicht nicht ganz zum Thema...

Die Importhündin meiner Mutter fing mit ca. einem 3/4 Jahr an auf Stühle zu steigen, keiner unserer anderen Hunde hat das je auch nur versucht gehabt!

Freier Stuhl...tja "weggegangen - Platz vergangen"...uns störte es nicht sonderlich, war eher witzig, auch wenn sie Drehstühle oder Stehhilfen "erklommen hat"
Als ihre englische Züchterin mal zu Besuch kam zeigte sie dieses - für sie und uns mittlerweile vollkommen normale - Verhalten auch wieder.
Die Züchterin meinte daraufhin voller Entzückung, dass es mit dieser Hündin die 7. Generation von "Stuhlsitzern" sei.

Sie war als Welpe (leider) nie mit im Wohnhaus, sondern immer nur im Hundehaus, konnte es sich so also auch nicht von den älteren Hunden abgeschaut haben.
Unsere vorher vorhanden Hunde haben es wie gesagt nie getan.

Ob da eine genetische Prädisposition zum "Stuhlsitzer" vorliegt? Ich weiß es nicht! ;)
 
Danke Caro.

Jepp, das sind solche Sachen....
Oder das man z.B. sagt, Pit und Co würden als Wachhunde nichts taugen. Es gibt eine Menge Beispiele.
 
Sollte man ja nicht laut sagen, aber unsere Beiden kann man als Wachhunde voll knicken!

Wenn Besuch kommt den sie kennen stehen sie mit Vorderpfoten auf der Fensterbank schwanzwedelnd am Fenster und freun sich nen Ast, Postbote, Pizza-Lieferant, Schornsteinfeger etc. interessieren sie nicht die Bohne!
Wo mal ein gelangweiltes "wuff" kommt, ist wenn Fremde zu nah an eines der Autos gehen.

Einzige Ausnahme ist, wenn ich alleine zuhause bin oder nachts mit Zeus Gassi geh und er was komisches hört, dann wufft er einmal kurz und baut sich auf! Da verharrt der Lütte zur Salzsäule. Lady wufft einmal beim nächtlichen Gassi gehen (ihr Brummbass soll dann wohl beeindruckend wirken) und wenn sie wirklich was hört steht sie hinter mir, bzw. zwischen meinen Beinen! Was soll ich davon halten, gut das die Hunde nicht zum "Schutz" gedacht sind, ich/wir wäre(n) glaube ich glatt verloren! Die würden jeden Einbrecher und Sittenstrolch eher todschlecken bevor die beißen!
 
Ich denke, dass in jedem Hund die Eigenschaften seiner Rasse "schlummern". Sprich ein Jagdhund jagt eher Kaninchen, ein Kampfhund rauf eher mit Artgenossen. potentiell! Aber dann wird ein großer Teil dieser Eigenschaften durch die Erziehung verdrängt oder umgelenkt.

Es kommt also immer noch hauptsächlich auf die Erziehung an. Und ich würde mal sagen, ein Komondor z. B. ist schon deswegen ein "typischer Herdenschutzhund", weil er körperlich eben eher dazu angepasst ist als ein Dackel :D. also hängt doch auch sehr vom Äußeren ab

Beispiele kenn' ich dazu auch etliche. schonmal die ganzen "Kampfhunde", die ich schon kennengelernt hab' und die ums Verrecken nichgt kämpfen wollten... und natürlich Joey, den ach so typischen Jagdhund, den es einen Dreck interessiert, ob das da in der Wiese ein Ziegelstein oder ein Kaninchen ist
 
(Wakans) Petra

nee, Listis eignen sich wirklich nicht als Wachhunde. :) :) Unsere Lady schon deswegen nicht, weil fast überhaupt nicht bellt. Es hat über ein Jahr gedauert, bis sie uns das erste Mal bewiesen hat, dass sie es überhaupt kann. Und das Geräusch, das dabei rauskam, war ziemlich kläglich. :D Ansonsten droht bei uns auch eher der Kuscheltod für Besucher. :D :D

Mal im Ernst. Ich denke es ist tatsächlich die Angst, die dazu führt, dass hier die Vererbung von Wesens- und Verhaltenstendenzen verleugnet wird.
Wenn es im Bereich Verhalten keine Vererbung gäbe, was hätte es dann für einen Sinn, bei Rassezuchten das Wesen der Elterntiere als Zuchtkriterium heranzuziehen? Dann wäre ja die Zucht von Gebrauchshunden für bestimmte Zwecke wie Jagd-, Hüte- oder Herdenschutzhund völlig sinnlos. Dann wären ja auch Menschen nur und ausschließlich das Produkt ihrer Umwelt. Ich weiss, dass es in Bezug auf den Menschen große Diskussionen darüber gibt, in welchem Masse die Gene sein Verhalten beeinflußen. Aber dass sie es tun, ist in der Forschung unbestritten. Die Vererbungsgesetze sind universell. Wieso sollte es ausgerechnet bei unseren Lieblingen anders sein? Die Vererbbarkeit von Verhaltensweisen bedeutet ja nicht, dass alle Hunde einer Rasse uniform im Verhalten sind. Und dass sich viele, vielleicht auch die meisten ererbten Verhaltensweisen durch Erziehung unterdrücken oder in die richtigen Bahnen lenken lassen, wird dadurch ja nicht geleugnet.

Viele Grüße
Petra
 
Normalerweise bin ich ja auch ein eifriger Verfechter der Sozialisierungs- und Erziehungs- Theorie.

Aber: ich hab hier einen Spanier, der als Welpe nach Deutschland kam und sich als einziger hund auf dem Hof ein Schlafloch buddelt, sich dort genüßlich zusammenrollt und pennt.

Er muss jeden Müllhaufen ausgiebig untersuchen und ständig räumt er mir die gelben Säcke aus.

Machen das spanische Strassenhunde?:crazy:


Als Galgomix (rassetypisch?) hat er ein wahnsinniges Tempo drauf und jagt für sein Leben gerne, wobei ich hoffe, dass er sich weiterhin problemlos abrufen läßt und keine "erjagte" Katze je "kaputtmacht", denn er ist ansonsten sehr katzenfreundlich und guckt auch nicht nach dem Geflügel.

Hm, jedes eingezäunte Gelände wird von ihm ausgiebig nach Schwachstellen im Zaunbau kontrolliert, aber er läuft nicht weg, wenn er eine solche findet. Man hat nur immer den Eindruck, ihm wäre das jeweilige Gelände zu klein.

Ohne es gross gelernt zu haben läuft er stets an lockerer Leine und nimmt direkt Rücksicht auf den, der grad am anderen Ende hängt (mein 8- Jähriger geht auch manchmal mit ihm Gassi).

Das mit der Zaunbuddlerei/Ausbrecherei/guten Leinenführigkeit habe ich schon mehrfach von Galgos gehört.

Soweit kann man mit etwas Liebe doch rassetypische Verhaltensmuster erkennen.

Und nun zu den eher rasseuntypischen Sachen, die dieser Hund drauf hat:

Er liebt Ball- und Zerrspiele über Alles; sei es mit den anderen Hunden, sei es mit mir. Das habe ich ihm wohl beigebracht und ich muss sagen, er hat einen wirklich festen Griff (als Windhundmix).

Er sucht die Fährte, die ich spielerisch mit ihm übe, leidenschaftlich sauber mit tiefer Nase ab; Windhunde sind Sichtjäger!

Er wäre ein phantastischer Wachhund; meldet jeden Fremdling, geht aber nie in die Reichweite desjenigen, obwohl er nur gute Erfahrungen mit anderen Leuten ausserhalb der Familie gemacht hat. Gut das schieben wir mal auf die Schisserphase, denn im Dunklen macht dieser Hund keinen Meter nach draussen.

Er frisst wie ein Schwein, was Menge und Fressmanier angeht.

Also ich nehme an, dass die eher unspezifischen Verhaltensweisen einfach darauf beruhen, was wir (Hunde und Menschen) dem Kerlchen beigebracht haben.

Es wird wohl immer bei jedem gesunden Hund eine Mischung mehrerer Faktoren sein, die zu seinem Verhalten führen.
Manches angeborene "verlagert" man vielleicht durch Ersatzhandlungen, die man dem Hund anbietet (Windhundrennen als Ersatzhandlung von Jagd, Agility statt Schafehüten, Ballspiel statt Jagd).
Ich kann mir vorstellen, dass man als Züchter oder dann halt als Welpenbesitzer schon die Welpen in eine gewisse Richtung prägt- den HSH vielleicht eher zur Selbstständigkeit drängt, den Soka zu extremer Menschenfreundlichkeit, den Jagdhund auch in entsprechender Weise, dass aber ein Gutteil "Wesen" bereits in jedem Hund von Geburt an vorhanden ist und lediglich vom Menschen " herausgekitzelt" werden muss.

Nicht umsonst sollte man auf die Zucht mit wesensschwachen (ängstlichen, aggressiven, ängstlich-aggressiven) Elternteilen jedweder Rasse verzichten. Ein ausgesprochen schwaches Nevenkostüm scheint sich also zu vererben.

Übrigens sind unsere DSH auch nicht als "Wachhunde" zu gebrauchen; einfach, weil sie es als normal empfinden, dass hier Hinz und Kunz auf dem Hof herumturnt und nie schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben. Ich denke aber, dass sie unter anderen Verhältnissen aufgewachsen und erzogen (bei Jemandem, der andere Ansprüche an die Hunde hat) vom Verhalten her ganz andere Hunde wären.
 
Hallo!

Natürlich vererben sich Wesensmerkmale. Jeder, der sich intensiv mit Hunden (insbesondere mit vielen verschiedenen Welpen) beschäftigt, müsste das wissen.

Was die Sokas angeht: Selbst viele "echte" Kampfhunde lebten friedlich mit anderen Hunden zusammen, erst "zum Kampf angesetzt" legten sie los. Dieser Umstand wird gerne vergessen. Da hat sich dann die Theorie von der erblichen allgemeinen Unverträglichkeit aller Sokas erledigt. Außerdem wird in der Zucht seit dutzenden von Generationen Wert auf verträgliche Hunde gelegt.

Trotzdem denke ich, dass bei den Sokas erhöhter Wert auf Sozialisation mit anderen Hunden gelegt werden muss - die Art der Auseinandersetzung mit anderen Hunden sollte von Anfang an in die richtigen Bahnen gelenkt werden, FALLS sich doch Raufertendenzen zeigen. Es ist immerhin möglich, dass bei einem Terrier terriertypische Verhaltensweisen auftreten ;)(hier: grobes Spiel, Rauflust).

Sicher gibt es auch immer noch den ein oder anderen züchterischen Rückschlag, d.h. einen Hund, der wenig Signale im hundlichen Konfliktverhalten zeigt oder wahrnimmt. Mir persönlich ist kein solcher bekannt, im Interesse der Bodenständigkeit nehme ich aber einfach an, dass es soetwas tatsächlich gibt. Man muss eben bei der Auzucht auf innerartliche Kommunikationsfähigkeit achten. So wie man z.B. bei den Gebrauchshunderassen Wert auf rechtzeitigen Kontakt zu fremden Menschen legen muss, sicherlich noch stärker bei den HerdenschH.

Und zu den oftgenannten Jagdhunden: Ein guter Jagdhund muss Appell am Wild zeigen, als durchgeknallter Hasenjäger ist er wenig hilfreich. Die gern als Ausrede für mangelnden Gehorsam verwendete "Jagdhundeigenschaft" beinhaltet durchaus große Führigkeit, die je nach Fähigkeit des Hundeführers umgesetzt wird.

Wesensmerkmale bzw. Charaktereigenschaften werden stark vererbt, diese Merkmale sind aber kanalisierbar bzw. kontrollierbar, was ja auch Sinn der Sache ist, z.B. bei den Jagdhunden, Schutzhunden, Hütehunden...
Jede Hunderasse hat positive und negative Eigenschaften bzw. auf die jeweiligen Lebensumstände bezogen passende oder unpassende. Sokas sind meiner Meinung nach eher auf Kommunikation mit Menschen als mit Hunden "gepolt", da muss man entsprechend nachhelfen.
Der negative "erbliche Ballast" der Sokas bezieht sich aber nicht auf Menschen, weshalb die Begründungen der Politik für Rasselisten totaler Schwachfug sind, ausdrücklich geht es ihnen ja NICHT um Tierschutz, sondern um Menschenschutz. Und deswegen verstehe ich auch die Angst nicht so ganz, realistisch mit den Anlagen unserer Hunde umzugehen. Nur benannte Probleme können gelöst werden.

Gerade die Sokas haben soviele tolle und einzigartige Eigenschaften, da braucht man die eine, noch dazu nur möglicherweise auftretende negative (na ja, abgesehen vom Frieren im Winter:D) nicht zu leugnen.

Gruß
bones
 
Moin :)

Ja, die Diskussion ist mir in guter Erinnerung ;)

Meine Ansicht:
Ich unterscheide zwischen angeborenen Wesenseigenschaften (ausgeglichen / nervös / temperamentvoll / ruhig / ängstlich / mutig, etc.) und Verhaltensweisen (oder Handlungen, wie z.B. Bewachen / Hüten / Jagen, etc.), die aufgrund der Prägung / Erziehung / Ausbildung mehr oder weniger deutlich auftreten und -wie von Puppyclip schon gesagt- auch vom Menschen (und dessen Erwartungshaltung) teils bewußt, teils unbewußt gefördert, sprich: erlernt werden. Die Tendenzen zu bestimmten Hunderassen in Verbindung mit Verhaltensweisen sehe ich nur in den Köpfen des Menschen, der von einem Jagdhund erwartet, daß er jagt, von einem Schlittenhund, daß er Schlitten zieht und von einem Hütehund, daß er hütet - das Beispiel "Kampfhund" laß ich mal bewußt außen vor ;)

Ob ein Hund auch ein "menschenfreundlicher" Hund wird, hängt m.E. davon ab, welches Wesen er besitzt und wie er auf Menschen geprägt wurde. Das Wesen des Hundes beeinflußt, wie "leicht" oder "schwer" die Prägung auf den Menschen werden wird - bei einem ängstlichen, nervösen Hund wird das sicher (etwas) schwieriger werden, als bei einem ruhigen und ausgeglichenen Hund. Das hat aber nichts mit der Rasse oder bestimmten Verhaltensweisen zu tun.
 
Original geschrieben von Kirsten
Es geht darum, ob bestimmte Wesensmerkmale / Verhaltensweisen / Eigenschaften (nicht körperliche) vererbbar sein können, oder tatsächlich alles nur erlernt wird.
Im Rahmen einer sachlichen, von politischer Agitation unbelasteten Diskussion wird sicher niemand, der sich mit der Materie auskennt, abstreiten, dass Wesensmerkmale und Verhaltensweisen vererbbar sein können und nicht ausschließlich erlernt werden. Wenn Wesensmerkmale nicht vererbbar wären, könnten sich Zuchtverbände und Züchter Wesenstests von Elterntieren und Zuchtwertschätzungen unter Berücksichtigung des Wesens sparen.

2002 wurde übrigens zu dieser Thematik eine interessante geschrieben (Dagmar Nitzl, Wesenseigenschaften von Retrievern - Statistische Auswertung der Wesenstestergebnisse von drei Retrieverrassen).


Kann es vielleicht sein, daß wir solange nichts gegen die Zuordnung bestimmter Eigenschaften zu einer bestimmten Rasse haben, wie es unsere Hunde im vorteilhaften Licht erscheinen läßt, und nur dann empfindlich auf die dann plötzlich als ungerechtfertigt empfundene Verallgemeinerung reagieren, wenn es um angebliche Eigenschaften geht, die ein eher negatives Licht auf unsere Lieblinge werfen könnte ?
Ist vielleicht das Problem bei der ganzen Diskussion die Angst und übertriebene Vorsicht, die einem als Halter eines Sokas inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen ist ? Angst, zu weniger tollen Eigenschaften zu stehen aus Furcht vor Konsequenzen und Repressalien, die dann kommen könnten ?
Deine Fragen beinhalten eigentlich schon die Antworten. Daran, dass die drangsalierten Halter und Züchter der diskriminierten Rassen ihr Heil in solchen Argumenten suchen, tragen doch die Politiker und der Gesetzgeber Schuld. Wenn ich daran denke, wie im Zusammenhang mit HVOs/HG, Qualzuchtgutachten, Tierschutz-Hundeverordnung und § 11 b Tierschutzgesetz wissenschaftliche Erkenntnisse und Aussagen verfälscht oder verschwiegen wurden, packt mich echt die kalte Wut.

Dieses Vorgehen hat bewiesen, dass eine sachgerechte Diskussion mit den verantwortlichen Politikern nicht möglich bzw. von diesen nicht gewollt ist. Damit wird eine unvoreingenommene Diskussion über gewisse, von den Kritikern als per se negativ eingestuften Wesensmerkmalen quasi unmöglich gemacht.

Hiermit würden sich die Halter nämlich noch 'ne Schaufel Erde auf das symbolische Grab ihrer Rasse schaufeln.
 
Ich bin der Meinung, daß rassespezifische Wesensmerkmale vererbt werden. Ich gehe von einer 50 %igen Vererbung und einer 50 %igen Erziehung/Umwelt/Sozialisierung aus. Für mich ist das beste Beispiel immer noch der Schäferhund (ich habe seit 25 Jahren diese Rasse:( Es gibt z.B. bei den SV-Leuten zwei verschiedene Züchtungen: die Hochzucht (Hunde, die mehr in die Kategorie Schönheit gezüchtet werden) und die Leistungszucht (hier gibt es auch schöne - wobei sie für mich alle schön sind, aber das ist eine andere Geschichte - aber das Hauptmerk liegt auf Leistung im sportlichen Bereich). In der Leistungszucht wird fast nur mit Hunde mit einer niedrigen "Reizschwelle" gezüchtet: Mit Hunden, die eine niedrige Reizschwelle haben, ist es leichter, Hundesport zu machen. Anders sieht es bei der Hochzucht aus: Hier wird mehr auf äußerliche Wesensmerkmale geachtet und gezüchtet. Diese Hunde sind meist ruhiger und ausgeglichener als die Leistungszucht. Das heißt jetzt allerdings nicht, daß, wenn ich zwei "Leistungshunde" miteinander verpaare, daß daraus die "Knaller" entstehen. Meiner Meinung nach sind 50 % geerbt- der Rest ist Erziehung/Umwelt/Sozialsierung etc. Das beste Beispiel ist meine DSH Josy: Sie kommt aus einer super Leistungslinie, Vater bis zum 9. Lebensjahr bei den Polizeihundemeisterschaften immer 1. Plätze, Mutter sehr gute Leistungshündin. Aus dem Wurf von 6 Welpen ist Josy die einzige, die es bis zu VPG III geschafft (und die sich für die Landesausscheidung qualifiziert hatte). Die Veranlagung hatten alle 6 Welpen - nur, es ist leider nur bei Josy ordentlich gefördert worden. Allerdings macht ein großer Teil auch die Aufzucht aus: Mir war es immer am wichtigsten, mir die Mutterhündin mit ihren Welpen und ihr Verhalten dem Hundebesitzer gegenüber anzusehen und zu beurteilen: Eine ängstliche Mutterhündin ist kein gutes Vorbild für ihre Welpen. Aber das ist ein anerlerntes Verhalten und hat mit diesem Thema hier wenig zu tun.

Vor dem Kauf eines Welpen sollte man sich nicht umsonst fragen: Was erwartest du von deinem Hund, was möchtest du, was er für Wesensmerkmale hat, bist du ein aktiver Mensch oder eher ein ruhiger, etc. Für den Bedarf der Menschen sind daraus über 500 Rassen entstanden, worüber man sich streiten kann, welche wirklich überflüssig sind. Kaufe ich mir einen Jagdhund, muß ich ihn schon von klein an an Kleintiere u.ä. gewöhnen. Genauso ist es bei Herdenschutzhunden: Von klein an mit vielen Besuchern auf dem eigenen Grundstück konfrontieren. So hat jede Rasse ihre bestimmten geerbten Wesensmerkmale. Ich bin auch der Meinung, daß auch sogenannte "Spleens" vererbt werden können, wie KSCaro die Hündin ihrer Mutter beschreibt, die auf Stühle geklettert ist.

Ich würde z. B. nie auf die Idee kommen, mit einem Kleinpudel VPG-Sport zu machen. Welcher Jäger käme auf die Idee, einen DSH zum Jagdhund auszubilden? Beide Rassen haben jeder für sich die falsche Veranlagung.

Deshalb ist es für uns im Tierheim auch immer wichtig, bei Mischlingen wenigstens annähernd festzustellen, welche Rassen in ihm "vereint" sind. Dann können wir den Interessenten nämlich besser die rassespezifischen Eigenschaften dieser Hunde verdeutlichen.

Schäferwuffi mit Josy, Apoll, Cora, Dusty und Teddy
 
@Schäferwuffi
Deiner Meinung nach haben also Grosspudel und Kleinpudel verschiedene Veranlagungen?
Ich kenne nämlich Grosspudel, die in VPG gar nicht mal übel aussehen.
 
Niedrige Reizschwelle?
Auf sowas legen wir ja nu so gar keinen Wert. Stark belastbar müssen unsere Malis sein. Das heißt im Hundesport: Sie dürfen sich nicht verscheuchen lassen, weder durch Drohgebärden noch durch Geräusche, optische Reize oder Sonstiges.

Das mit den 50:50 find ich genau richtig. 50 % Veranlagung sollte der Hund für seine entsprechende Aufgabe mitbringen, den Rest bringt der Züchter in den ersten Lebenswochen und dann natürlich ganz besonders der Halter.

Nicht umsonst werden unsere Kleinen ab dem Moment wo sie aus der Hütte stolpern mit den verschiedensten Geräuschen mit langsamer Steigerung konfrontiert. Vor der Hütte liegt ein Gitter über das sie von Anfang an drüber müssen, es ist so "feinmaschig", dass sie sich die Pfötchen nicht verletzen können und sie haben nicht das geringste Problem damit. Und also auch später z.B. als Polizeihund nicht wenn sie über Gittertreppen laufen müssen.
Bei uns liegen auch überall Lederlappen rum, um die sie sich anfangs untereinander balgen können, etwas später wird dann gezielt der Welpe bei diesem Spiel äußeren Reizen ausgesetzt. Das heißt, dass z.B. ich den Lappen nehme und mit einem Welpen drum "kämpfe" und ihm dabei auch schon mal mit der anderen Hand die Augen zu halte oder in an den Pfoten festhalte oder ihm intensiv über den Kopf streiche, das sollte er aushalten ohne den Lappen auszulassen. Diese Reize werden immer weiter erhöht und der Welpe sollte einfach nur festhalten, bis ich das Spiel abbreche.

Sinn der Sache ist, dass der Hund später beim Schutzdienst am Ärmel anbeißt und den festhält, bis das Aus kommt und nicht loslässt, weil der Helfer ihm mit dem Stock droht. Bei den Körungen gehts ja dann auch noch härter zu, da wird nicht nur mit dem Stock gedroht, da kann es auch passieren, dass plötzlich eine Sirene heult u.s.w.
Diese Dinge muss der Hund lernen, die kriegt er nicht vererbt.
Habe es schon mehrmals erlebt, dass Leute ihre Hunde kören lassen wollten, das waren keine schlechten Hunde und sind trotzdem durchgefallen. Im Gespräch mit den enttäuschten Haltern kam dann immer raus, dass sie solche Situationen nie geübt hatten, das waren immer Leute, die zum ersten Mal sowas mitgemacht haben. Da sie die Körung ja wiederholen können, kam beim zweiten Mal dann meist was besseres dabei raus.
Unser Zuchtwart hat da so eine geteilte Meinung drüber, weil es aufgrund dieser ganzen Anlernerei kaum noch erkennbar ist, was der Hund an Vererbung mitgebracht hat und was erlernt ist. Naja, da musser halt durch.
 
Ich finde es klasse, daß sich doch einige zu einer ehrlichen Anwort durchringen konnten.

@ Wolfgang : natürlich habe ich mir die Antworten schon vorher selber geben können; sie waren ja auch mehr als offensichtlich.
Mich hat jedoch interessiert, wieviel Mut zur Offenheit tatsächlich existiert.


Original geschrieben von Puppyclip
Ich kenne nämlich Grosspudel, die in VPG gar nicht mal übel aussehen.


*GRÖÖÖÖÖÖÖÖHHHL*

Tschuldige Puppy... ich versuche mir grad vorzustellen, ich wäre Figurant und ein Hund mit Puschen und Häubchen würde auf mich zugerannt kommen.
Ich glaube, ich würde im Dreck liegen (vor Lachen), bevor der Hund mich überhaupt erreicht hätte. :D :D :D

(Nicht schlagen)
 
VPG-Großpudel gibt's immer mal wieder, ich denke, viele Hunderassen eignen sich für VPG, nur kommt keiner auf die Idee, es zu versuchen. Bei uns haben es z.B. auch Australian Shepherd und Bearded Collie versucht. Möglich ist beim VPG alles, schließlich ist unsere PO fast ausschließlich Ausbildungssache. Es gibt zwei Möglichkeiten:
1. VPG als Selektion - wie geeignet die PO dafür ist, sieht man an der Gesundheit der entsprechend selektierten Hunderassen :(.
2. VPG als Sport & Spaß - und da kommen fast alle Hunderassen infrage, die ein Minimum an Nervenstärke und körperlicher Fitness sowie Motivierbarkeit mitbringen.
Ich weiß, nach VPG war hier nicht gefragt, aber der Sport ist irgendwann mal wegen vererbbaren Wesensmerkmalen "erfunden" worden, um gesunde Zucht zu gewährleisten (bzw. so war es mal - heute muss man da wohl eher nach Frankreich gucken).

Gruß
bones
 
Original geschrieben von Kirsten


*GRÖÖÖÖÖÖÖÖHHHL*

Tschuldige Puppy... ich versuche mir grad vorzustellen, ich wäre Figurant und ein Hund mit Puschen und Häubchen würde auf mich zugerannt kommen.
Ich glaube, ich würde im Dreck liegen (vor Lachen), bevor der Hund mich überhaupt erreicht hätte. :D :D :D

(Nicht schlagen)

Kirsten, du bist gemein!:heul: :heul: :heul:

Mit Puschen und Häubchen sicher nicht, aber was meinste, wie die ganzen Blinden-, Rettungs-, Agility- oder Rennpudel so frisiert sind?

- so sieht mein Hund zur Zeit auch in etwa aus.





So albern siehts doch gar nicht aus, oder?
 
Original geschrieben von Puppyclip



So albern siehts doch gar nicht aus, oder?


Neiiiiiiin !!!!
00000720.gif
 
Nöööööööööö, gar nicht *prust* :D

Gruß
bones
 
stimme wakans Petra voll zu. Dazu möchte ich noch sagen, das das Verhalten der Hunde erst durch den Prüfstand Mensch in positiv oder negativ unterteilt wird, egal ob das Verhalten hundetypisch oder abnormal ist.
 
Wenn dir die Beiträge zum Thema „Rassespezifische Wesensmerkmale ?“ in der Kategorie „Allgemeines“ gefallen haben, du noch Fragen hast oder Ergänzungen machen möchtest, mach doch einfach bei uns mit und melde dich kostenlos und unverbindlich an: Registrierte Mitglieder genießen u. a. die folgenden Vorteile:
  • kostenlose Mitgliedschaft in einer seit 1999 bestehenden Community
  • schnelle Hilfe bei Problemen und direkter Austausch mit tausenden Mitgliedern
  • neue Fragen stellen oder Diskussionen starten
  • Alben erstellen, Bilder und Videos hochladen und teilen
  • Anzeige von Profilen, Benutzerbildern, Signaturen und Dateianhängen (z.B. Bilder, PDFs, usw.)
  • Nutzung der foreneigenen „Schnackbox“ (Chat)
  • deutlich weniger Werbung
  • und vieles mehr ...

Diese Themen könnten dich auch interessieren:

Max&Nova
Zum Glück. Da kann man nur die Daumen drücken, dass das Ganze nicht auch zu Euch rüberkommt. Ich mag mir den Horror, der die Hunde und ihre Halter da erwartet gar nicht ausmalen. Hoffentlich schaffen sie es nicht das dort auch durchzusetzen und dann noch in dieser Schärfe. :( ...
Antworten
12
Aufrufe
1K
Cira
Max&Nova
Siehste! *zurNSAschiel*: Der Obama ist ein gaaanz gaaaanz lieber :)
Antworten
5
Aufrufe
729
Bumblebee
Bumblebee
A
Liebe Gemeinde (hört sich an wie in der Kirche :D) ich bin neu hier im Forum und habe ein paar Fragen. Ich habe eben schon nach einen ähnlichen Thread gesucht also bitte nicht böse sein, wenn ich doppel poste (liegt nicht an meiner Faulheit :p) nun zur eigentlichen Frage: haben Sokas: ich...
Antworten
0
Aufrufe
471
AeonFlux
A
W
Ich gönne den Erfolg, aber leider ist Ohio verdammt weit weg....
Antworten
2
Aufrufe
607
Silviak88
Silviak88
Zurück
Oben Unten