Wer löst das Punk-Problem in Lübeck?
Von Sebastain Prey, LN
Lübeck - Die Lübecker Polizei wird immer häufiger in die Fußgängerzone gerufen. Dort macht eine kleine Gruppe von Punks fortwährend Stunk. Umherfliegende Bierdosen, laute Musik, Pöbeleien, Schlägereien und zerbrochene Schaufensterscheiben: Die Geschäftsleute in der Fußgängerzone sind stinksauer. Eine Gruppe von knapp 20 Punks macht ihnen das Leben schwer. Und die Stadt findet keine Lösung.
Das Problem ist nicht neu, aber die Situation hat sich in den vergangenen zwei Wochen wieder zugespitzt. "Es ist eskaliert. Früher konnten wir noch mit den Punks reden, jetzt haben wir Angst und sagen nichts mehr", beschreibt eine Geschäftsführerin die Situation vor ihrer Ladentür. Auch die Polizei hat mit den Punks und ihren knapp zehn Hunden an der Breiten Straße wieder häufiger zu tun. Polizei-Sprecher Frank Doblinski: "Allein in der vergangenen Woche haben die Kollegen vom 1. Revier sechs Platzverweise aussprechen müssen. Zwei weibliche Punks mussten zudem in Gewahrsam genommen werden."
Ein Geschäftsmann findet beim Thema Punks in der Fußgängerzone kaum noch Worte: "Ich könnte mich tierisch aufregen, aber das bringt ja nichts. Seit Jahren ist das Problem bekannt, aber die Stadt tut nichts dagegen." Sein Vorschlag: Totales Alkoholverbot in der Fußgängerzone - und schon wäre die Sache erledigt. Genau mit dieser Methode habe man in der kleinen Punk-Hochburg Kaltenkirchen Erfolg gehabt.
Auch Bürgermeister Bernd Saxe räumt ein: "Die Lage hat sich zugespitzt. Verwaltungsmitarbeiter haben auch schon einige Male die Polizei gerufen." Ein generelles Alkoholverbot sei in der Hansestadt keine Lösung. Der Lübecker Weihnachtsmarkt sei schließlich ohne Punsch undenkbar. Tatenlos wolle er sich das Treiben der Punks aber nicht ansehen, sagt Saxe. Allerdings sei es schwierig, eine ordnungsrechtliche Handhabe zu finden. "Wir müssen alle aufmerksam sein und Verstöße wie die Verletzung der Hunde-Anleinpflicht melden", so Saxe. Die Polizei kann laut Doblinski bislang nur Platzverweise erteilen, wenn von den Punks eine Gefahr ausgehe, etwa durch übermäßigen Alkoholgenuss oder aggressives Betteln.
Die alte Debatte, für die Punks einen Treffpunkt einzurichten, will Saxe nicht aufwärmen. Das Thema wurde in der Februar-Sitzung der Bürgerschaft faktisch beerdigt. Dabei wurde ein Situationsbericht über Punks in Lübeck zwar hitzig diskutiert, für einen neuen Punk-Treffpunkt ähnlich der "Alternative" auf der Wallhalbinsel aber sei kein Geld vorhanden, so der Tenor der Debatte. Andere Jugendprojekte wurden von der Mehrheit der Abgeordneten als wichtiger eingestuft. Das sieht auch Saxe so: "Ein Wohn- und Treffpunkt für Punks ist finanziell nicht darstellbar und auch nicht vertretbar." Schließlich könne man eine kleine Gruppe, die gegen Gesetze verstoße, nicht noch mit einem Haus bedenken.
Dennoch hat Ursula Redecker vom Jugendamt die Hoffnung auf ein Domizil für die Punks nicht aufgegeben. "Es ist ein gutes Konzept, das die Jugendlichen selbst erarbeitet haben", so Redecker. Bislang seien aber alle Bemühungen bereits im Vorwege an der Quartiersuche gescheitert. Redecker: "Zumeist wünschen sich die Hausbesitzer andere Mieter."
Für Sabrina de Carvalho vom Lübeck-Management steht eines fest: "Die Stadt ist in der Pflicht, gegen die massenhafte Ausbreitung der Punks in der Fußgängerzone etwas zu unternehmen." Es müssten Möglichkeiten gefunden werden, der Gruppe den Aufenthalt in der Fußgängerzone zu "vermiesen". Wenn man sie täglich auf den Leinenzwang für ihre Hunde aufmerksam machen würde, wäre vielleicht schon viel getan, so Carvalho. Mehr Polizei-Präsenz könnte zudem einen positiven Effekt haben.
ln-online/lokales vom 08.09.2001 12:01
Von Sebastain Prey, LN
Lübeck - Die Lübecker Polizei wird immer häufiger in die Fußgängerzone gerufen. Dort macht eine kleine Gruppe von Punks fortwährend Stunk. Umherfliegende Bierdosen, laute Musik, Pöbeleien, Schlägereien und zerbrochene Schaufensterscheiben: Die Geschäftsleute in der Fußgängerzone sind stinksauer. Eine Gruppe von knapp 20 Punks macht ihnen das Leben schwer. Und die Stadt findet keine Lösung.
Das Problem ist nicht neu, aber die Situation hat sich in den vergangenen zwei Wochen wieder zugespitzt. "Es ist eskaliert. Früher konnten wir noch mit den Punks reden, jetzt haben wir Angst und sagen nichts mehr", beschreibt eine Geschäftsführerin die Situation vor ihrer Ladentür. Auch die Polizei hat mit den Punks und ihren knapp zehn Hunden an der Breiten Straße wieder häufiger zu tun. Polizei-Sprecher Frank Doblinski: "Allein in der vergangenen Woche haben die Kollegen vom 1. Revier sechs Platzverweise aussprechen müssen. Zwei weibliche Punks mussten zudem in Gewahrsam genommen werden."
Ein Geschäftsmann findet beim Thema Punks in der Fußgängerzone kaum noch Worte: "Ich könnte mich tierisch aufregen, aber das bringt ja nichts. Seit Jahren ist das Problem bekannt, aber die Stadt tut nichts dagegen." Sein Vorschlag: Totales Alkoholverbot in der Fußgängerzone - und schon wäre die Sache erledigt. Genau mit dieser Methode habe man in der kleinen Punk-Hochburg Kaltenkirchen Erfolg gehabt.
Auch Bürgermeister Bernd Saxe räumt ein: "Die Lage hat sich zugespitzt. Verwaltungsmitarbeiter haben auch schon einige Male die Polizei gerufen." Ein generelles Alkoholverbot sei in der Hansestadt keine Lösung. Der Lübecker Weihnachtsmarkt sei schließlich ohne Punsch undenkbar. Tatenlos wolle er sich das Treiben der Punks aber nicht ansehen, sagt Saxe. Allerdings sei es schwierig, eine ordnungsrechtliche Handhabe zu finden. "Wir müssen alle aufmerksam sein und Verstöße wie die Verletzung der Hunde-Anleinpflicht melden", so Saxe. Die Polizei kann laut Doblinski bislang nur Platzverweise erteilen, wenn von den Punks eine Gefahr ausgehe, etwa durch übermäßigen Alkoholgenuss oder aggressives Betteln.
Die alte Debatte, für die Punks einen Treffpunkt einzurichten, will Saxe nicht aufwärmen. Das Thema wurde in der Februar-Sitzung der Bürgerschaft faktisch beerdigt. Dabei wurde ein Situationsbericht über Punks in Lübeck zwar hitzig diskutiert, für einen neuen Punk-Treffpunkt ähnlich der "Alternative" auf der Wallhalbinsel aber sei kein Geld vorhanden, so der Tenor der Debatte. Andere Jugendprojekte wurden von der Mehrheit der Abgeordneten als wichtiger eingestuft. Das sieht auch Saxe so: "Ein Wohn- und Treffpunkt für Punks ist finanziell nicht darstellbar und auch nicht vertretbar." Schließlich könne man eine kleine Gruppe, die gegen Gesetze verstoße, nicht noch mit einem Haus bedenken.
Dennoch hat Ursula Redecker vom Jugendamt die Hoffnung auf ein Domizil für die Punks nicht aufgegeben. "Es ist ein gutes Konzept, das die Jugendlichen selbst erarbeitet haben", so Redecker. Bislang seien aber alle Bemühungen bereits im Vorwege an der Quartiersuche gescheitert. Redecker: "Zumeist wünschen sich die Hausbesitzer andere Mieter."
Für Sabrina de Carvalho vom Lübeck-Management steht eines fest: "Die Stadt ist in der Pflicht, gegen die massenhafte Ausbreitung der Punks in der Fußgängerzone etwas zu unternehmen." Es müssten Möglichkeiten gefunden werden, der Gruppe den Aufenthalt in der Fußgängerzone zu "vermiesen". Wenn man sie täglich auf den Leinenzwang für ihre Hunde aufmerksam machen würde, wäre vielleicht schon viel getan, so Carvalho. Mehr Polizei-Präsenz könnte zudem einen positiven Effekt haben.
ln-online/lokales vom 08.09.2001 12:01