Guten Morgen ihr Lieben!
Nach langem heimlich-mitlesen, hab ich's nun endlich geschafft, mich hier anzumelden Ich erzähl euch mal die Story von meinem Stinker, so kurz es geht, wie viel ich über ihn weiß und meine Einschätzung von ihm... sorry für die Ausführlichkeit!
Zu den Fakten: Mein Sorgenkind ist ein gestromter, kastrierter Rüde, laut Tierarzt etwa 5 Jahre alt, 50-55 cm hoch (je nach dem, wie sehr er sich vor lauter Angst geduckt hat beim messen..) und inzwischen knappe 40 kilo schwer. Impfung, Chip, Entwurmung und Co. haben wir jetzt auch schon alles todesmutig erledigt. Im Impfpass steht die Bezeichnung "Boxer-Windhund-Mischling", wobei der Windhundanteil sehr abenteuerlich dazu erfunden wurde, wenn man mich fragt. Definitiv ein Kampfschmuser, aber das tut ja nun nichts zu Sachen, abgesehen vielleicht von den Charaktereigenschaften..
Das einzige, was über seine Herkunft zu erfahren war, ist dass es sich um einen sehr, sehr schwer misshandelten Rüden handelt, der Zeit seines Lebens geschlagen, getreten und z.B. u.a. mit Zigaretten verbrannt worden ist. In dementsprechend schlimmen Zustand war er anfangs. Er hat sich fast nicht anfassen lassen, war sehr unsicher und verstört. Jedoch muss man von Anfang an sagen, dass er zu keinem Zeitpunkt "nach vorne ging", oder sich in sonstiger Weise aggressiv gezeigt hat. In seiner Angst und Panik wich er permanent zurück, sah sich hektisch um und versuchte sich irgendwo zu verstecken. Ich habe mich die letzten Wochen intensiv mit ihm beschäftigt, diverse Schrecksituationen mit ihm trainiert und ihm Sicherheit gegeben. Ist er jetzt dennoch unsicher, flüchtet er nicht mehr blindlinks, sondern stellt sich ganz dicht zu mir und wartet meine Reaktion ab – bleibe ich entspannt und ermutige ich ihn, dann vertraut er auch zu 100%, voll und ganz, und beginnt sich zu lockern. Ebenso orientiert er sich natürlich auch, wenn ich nicht so cool bleibe (letzte Woche habe ich zum Beispiel erst an seiner Reaktion (auf mich) gemerkt, WIE unheimlich mir der betrunken torkelnde Mann, den wir beim Gassigehen im dunkeln getroffen haben tatsächlich war..!) Da kann ich ihm halt nichts verheimlichen.. So versuche ich eben seit Wochen möglichst viele neue Situationen zu schaffen und ihn daran zu gewöhnen, was bisher super vorangeht.
Mittlerweile ist der Stand der, dass er Momente wie zum Beispiel eine laut raschelnde Mülltüte direkt hinter ihm zwar immer noch nicht so ganz egal findet, aber er nicht mehr panisch wegrennt. Er kann absolut sicher an einer befahrenen Straße entlang laufen, Radfahrer und Jogger sind nicht mehr unheimlich, Fön und Waschmaschine sind okay für ihn und sogar schnelle, ruckartige Bewegungen von Menschen in seiner direkten Umgebung sind kein Anlass mehr, dass er zitternd zu Boden geht, er erschreckt höchstens kurz und gut ist’s.
Mein Dicker ist unglaublich aufmerksam und intelligent, die Grundkommandos hatte er in kürzester Zeit drauf und auch das hektische an der Leine voranpreschen in alle Richtungen beim Gassi gehen ist viel, viel besser geworden. Deutliche Kommandos und die Hilfe eines Haltis (von meiner Doggenhündin damals) haben sehr geholfen. Überhaupt, was meine früheren Hunde und die Hundeschulerfahrung angeht, ist es ein Traum mit ihm zu arbeiten, er saugt jede Mimik, jede kleinste Gestik auf und klebt an meinen Lippen! Alles in allem ist er zu Beginn vollkommen verstört aufgefunden worden und ist nun zwar ein vorsichtiger, aber in meinen Augen sozialer Hund.
Ebenso sozial ist sein Verhalten anderen Hunden gegenüber. Als erstes vorne weg: ich habe noch eine kleine Chihuahuahündin, die ihn regelmäßig in seine Schranken weist, wenn er wieder zu tollpatschig durch die Bude stolpert - er lässt sich teilweise richtig runterbuttern von der frechen Göre!
Hier Problempunkt 1.
Wenn wir beim Gassi gehen andere Hunde treffen, möchte er gerne sofort hinspringen - freundlich (also komplett ohne Knurren, oder ähnlichem) und der Andere wird dann sofort intensiv beschnuppert und irgendwann zum Spielen aufgefordert. Positiv, weil er nicht aggressiv ist. Negativ, weil hier das erste große Problem sitzt: Inzwischen ist er um so vieles sicherer geworden, dass er nun zu JEDEM anderen Hund sofort hinwill und das, ohne vorher eine Reaktion von mir abzuwarten (so wie am Anfang). Hab ich kein Leckerli zur Ablenkung, oder er kein Halti dran, müsste ich äußerst energisch werden, um das zu verhindern – was bei ihm eine Gratwanderung ist und schnell von „jaa okay, ich hör auf dich, du scheinst es echt ernst zu meinen“ in „oh mein gott, wie verdammt erst meinst du es *duck und weitersehen*?!“ umschlägt.. Aufgrund seiner Erscheinung und weil er so wahnsinnig stürmisch ist, haben viele Leute (unnötig) Angst um ihre (meist kleineren) Hunde.
Noch schlimmer, ein ähnliches Verhalten legt er mittlerweile bei Menschen an den Tag: kommt uns jemand entgegen und wir müssen dichter dran vorbeigehen, macht er fast schon einen Ausfallschritt zu der Person, um „mal ganz dringen an dessen Hose zu schnuppern“. Es ist zwar schön, dass er nun schon so sicher ist und keine Angst mehr hat, aber das geht bei so nem Hund in Bayern nicht lang gut.. Punkt 2 also.
Punkt 3.
Haben wir dann endlich einen mutigen Hundebesitzer gefunden, der seinen Hund mitspielen lässt, ist er ein Rüpel. Er ist wahnsinnig grob, checkt den Spielkameraden permanent u.ä., sodass dieser meist schnell das Interesse verliert. Und da sind auch robustere Hunde dabei gewesen.. Sowas ist mir nun vollkommen neu. Ich sah mich noch nie vor dem Problem, einem Hund anzugewöhnen, etwas vorsichtiger zu spielen.
Und das absolut größte Problem, das wir auf einmal haben – Punkt 4 - ist dass er partout nicht alleine bleiben kann. Er macht alles kaputt, macht selbstständig Lichter an/aus, Türen auf und dann ist natürlich kein Mülleimer, keine Handtasche, Couch, Regal, Schrank und Teppich mehr sicher.. (Von wegen, mit seinem Bettchen unten einsperren, wo er nirgendwo ran kommt und mal probeweise einkaufen gehen.. das war ne tolle Überraschung als ich zurück kam! ) Ich denke, dass ich das vielleicht noch etwas bestärkt habe damit, dass ich ihm anfangs eben in jeder neuen Situation zur Seite stand. Er hat so großes Vertrauen gefasst, dass er (so scheint es zumindest) riesige Angst hat, das alles wieder zu verlieren.
Das übliche „allein-bleibe-Training“ ist mir bekannt, da sind wir auch nach wie vor dran. Wir haben’s schön langsam schrittweise gemacht, bis sogar 4 Stunden ohne Probleme (allerdings mit abgesperrten Türen) geklappt haben. Und seit einigen Tagen geht gar nichts mehr. Von jetzt auf gleich sind schon 10 Minuten schrecklich, er randaliert, weint vor sich hin, zerbeißt alles, woran er noch kommt, pinkelt und k… seine Decken voll. Und das alles trotz ausreichender Bewegung und Beschäftigung. Bei meinen anderen Hunden hatte ich solche Rückfälle auch hin und wieder, jedoch nicht in DEM Ausmaß! Außerdem waren die easy wieder in den Griff zu bekommen – einfach wieder ein paar Schritte zurück, wieder mit kürzeren Zeiten weitertrainiert und langsam gesteigert.
Aber ER springt null drauf an. Dazu kommt, dass ich momentan wieder mehr arbeiten muss, d.h. meine Trainingsmöglichkeiten sind seit Anfang der Woche eingeschränkt..
Meinungen, Tips, Ideen zu meinem 4-Problemchen-Hund, bitte!
(Oh mann, ganz schön lang geworden, sorry! )
Nach langem heimlich-mitlesen, hab ich's nun endlich geschafft, mich hier anzumelden Ich erzähl euch mal die Story von meinem Stinker, so kurz es geht, wie viel ich über ihn weiß und meine Einschätzung von ihm... sorry für die Ausführlichkeit!
Zu den Fakten: Mein Sorgenkind ist ein gestromter, kastrierter Rüde, laut Tierarzt etwa 5 Jahre alt, 50-55 cm hoch (je nach dem, wie sehr er sich vor lauter Angst geduckt hat beim messen..) und inzwischen knappe 40 kilo schwer. Impfung, Chip, Entwurmung und Co. haben wir jetzt auch schon alles todesmutig erledigt. Im Impfpass steht die Bezeichnung "Boxer-Windhund-Mischling", wobei der Windhundanteil sehr abenteuerlich dazu erfunden wurde, wenn man mich fragt. Definitiv ein Kampfschmuser, aber das tut ja nun nichts zu Sachen, abgesehen vielleicht von den Charaktereigenschaften..
Das einzige, was über seine Herkunft zu erfahren war, ist dass es sich um einen sehr, sehr schwer misshandelten Rüden handelt, der Zeit seines Lebens geschlagen, getreten und z.B. u.a. mit Zigaretten verbrannt worden ist. In dementsprechend schlimmen Zustand war er anfangs. Er hat sich fast nicht anfassen lassen, war sehr unsicher und verstört. Jedoch muss man von Anfang an sagen, dass er zu keinem Zeitpunkt "nach vorne ging", oder sich in sonstiger Weise aggressiv gezeigt hat. In seiner Angst und Panik wich er permanent zurück, sah sich hektisch um und versuchte sich irgendwo zu verstecken. Ich habe mich die letzten Wochen intensiv mit ihm beschäftigt, diverse Schrecksituationen mit ihm trainiert und ihm Sicherheit gegeben. Ist er jetzt dennoch unsicher, flüchtet er nicht mehr blindlinks, sondern stellt sich ganz dicht zu mir und wartet meine Reaktion ab – bleibe ich entspannt und ermutige ich ihn, dann vertraut er auch zu 100%, voll und ganz, und beginnt sich zu lockern. Ebenso orientiert er sich natürlich auch, wenn ich nicht so cool bleibe (letzte Woche habe ich zum Beispiel erst an seiner Reaktion (auf mich) gemerkt, WIE unheimlich mir der betrunken torkelnde Mann, den wir beim Gassigehen im dunkeln getroffen haben tatsächlich war..!) Da kann ich ihm halt nichts verheimlichen.. So versuche ich eben seit Wochen möglichst viele neue Situationen zu schaffen und ihn daran zu gewöhnen, was bisher super vorangeht.
Mittlerweile ist der Stand der, dass er Momente wie zum Beispiel eine laut raschelnde Mülltüte direkt hinter ihm zwar immer noch nicht so ganz egal findet, aber er nicht mehr panisch wegrennt. Er kann absolut sicher an einer befahrenen Straße entlang laufen, Radfahrer und Jogger sind nicht mehr unheimlich, Fön und Waschmaschine sind okay für ihn und sogar schnelle, ruckartige Bewegungen von Menschen in seiner direkten Umgebung sind kein Anlass mehr, dass er zitternd zu Boden geht, er erschreckt höchstens kurz und gut ist’s.
Mein Dicker ist unglaublich aufmerksam und intelligent, die Grundkommandos hatte er in kürzester Zeit drauf und auch das hektische an der Leine voranpreschen in alle Richtungen beim Gassi gehen ist viel, viel besser geworden. Deutliche Kommandos und die Hilfe eines Haltis (von meiner Doggenhündin damals) haben sehr geholfen. Überhaupt, was meine früheren Hunde und die Hundeschulerfahrung angeht, ist es ein Traum mit ihm zu arbeiten, er saugt jede Mimik, jede kleinste Gestik auf und klebt an meinen Lippen! Alles in allem ist er zu Beginn vollkommen verstört aufgefunden worden und ist nun zwar ein vorsichtiger, aber in meinen Augen sozialer Hund.
Ebenso sozial ist sein Verhalten anderen Hunden gegenüber. Als erstes vorne weg: ich habe noch eine kleine Chihuahuahündin, die ihn regelmäßig in seine Schranken weist, wenn er wieder zu tollpatschig durch die Bude stolpert - er lässt sich teilweise richtig runterbuttern von der frechen Göre!
Hier Problempunkt 1.
Wenn wir beim Gassi gehen andere Hunde treffen, möchte er gerne sofort hinspringen - freundlich (also komplett ohne Knurren, oder ähnlichem) und der Andere wird dann sofort intensiv beschnuppert und irgendwann zum Spielen aufgefordert. Positiv, weil er nicht aggressiv ist. Negativ, weil hier das erste große Problem sitzt: Inzwischen ist er um so vieles sicherer geworden, dass er nun zu JEDEM anderen Hund sofort hinwill und das, ohne vorher eine Reaktion von mir abzuwarten (so wie am Anfang). Hab ich kein Leckerli zur Ablenkung, oder er kein Halti dran, müsste ich äußerst energisch werden, um das zu verhindern – was bei ihm eine Gratwanderung ist und schnell von „jaa okay, ich hör auf dich, du scheinst es echt ernst zu meinen“ in „oh mein gott, wie verdammt erst meinst du es *duck und weitersehen*?!“ umschlägt.. Aufgrund seiner Erscheinung und weil er so wahnsinnig stürmisch ist, haben viele Leute (unnötig) Angst um ihre (meist kleineren) Hunde.
Noch schlimmer, ein ähnliches Verhalten legt er mittlerweile bei Menschen an den Tag: kommt uns jemand entgegen und wir müssen dichter dran vorbeigehen, macht er fast schon einen Ausfallschritt zu der Person, um „mal ganz dringen an dessen Hose zu schnuppern“. Es ist zwar schön, dass er nun schon so sicher ist und keine Angst mehr hat, aber das geht bei so nem Hund in Bayern nicht lang gut.. Punkt 2 also.
Punkt 3.
Haben wir dann endlich einen mutigen Hundebesitzer gefunden, der seinen Hund mitspielen lässt, ist er ein Rüpel. Er ist wahnsinnig grob, checkt den Spielkameraden permanent u.ä., sodass dieser meist schnell das Interesse verliert. Und da sind auch robustere Hunde dabei gewesen.. Sowas ist mir nun vollkommen neu. Ich sah mich noch nie vor dem Problem, einem Hund anzugewöhnen, etwas vorsichtiger zu spielen.
Und das absolut größte Problem, das wir auf einmal haben – Punkt 4 - ist dass er partout nicht alleine bleiben kann. Er macht alles kaputt, macht selbstständig Lichter an/aus, Türen auf und dann ist natürlich kein Mülleimer, keine Handtasche, Couch, Regal, Schrank und Teppich mehr sicher.. (Von wegen, mit seinem Bettchen unten einsperren, wo er nirgendwo ran kommt und mal probeweise einkaufen gehen.. das war ne tolle Überraschung als ich zurück kam! ) Ich denke, dass ich das vielleicht noch etwas bestärkt habe damit, dass ich ihm anfangs eben in jeder neuen Situation zur Seite stand. Er hat so großes Vertrauen gefasst, dass er (so scheint es zumindest) riesige Angst hat, das alles wieder zu verlieren.
Das übliche „allein-bleibe-Training“ ist mir bekannt, da sind wir auch nach wie vor dran. Wir haben’s schön langsam schrittweise gemacht, bis sogar 4 Stunden ohne Probleme (allerdings mit abgesperrten Türen) geklappt haben. Und seit einigen Tagen geht gar nichts mehr. Von jetzt auf gleich sind schon 10 Minuten schrecklich, er randaliert, weint vor sich hin, zerbeißt alles, woran er noch kommt, pinkelt und k… seine Decken voll. Und das alles trotz ausreichender Bewegung und Beschäftigung. Bei meinen anderen Hunden hatte ich solche Rückfälle auch hin und wieder, jedoch nicht in DEM Ausmaß! Außerdem waren die easy wieder in den Griff zu bekommen – einfach wieder ein paar Schritte zurück, wieder mit kürzeren Zeiten weitertrainiert und langsam gesteigert.
Aber ER springt null drauf an. Dazu kommt, dass ich momentan wieder mehr arbeiten muss, d.h. meine Trainingsmöglichkeiten sind seit Anfang der Woche eingeschränkt..
Meinungen, Tips, Ideen zu meinem 4-Problemchen-Hund, bitte!
(Oh mann, ganz schön lang geworden, sorry! )