Liebe Gabi,
es ist ganz uns gar nicht so, dass ich dich nicht ernst nehme. Im Gegenteil
Ich habe nur inzwischen so viele verschiedene Meinungen, dass mir der Kopf qualmt.
Eben drum schreib ich mir hier die Finger wund. Damit ich dich in die Lage versetzen kann, dir eine
eigene Meinung zu bilden.
Wobei das nur als Grundlagen gedacht ist, aber eben solche, von denen ich hoffe, dass du dir etwas hilfreiches ableiten kannst.
In RE hat sich wie es scheint (zumindest momentan) die Oberärztin des Falls angenommen und diese erscheint mir doch deutlich kompetenter als die Assistenzärzte vorher (nur in der Notversorgung war nunmal nur eine Assistnzärztin da, aber da musste es ja wegen Shiwas schlechtem Zustand auch schnell gehen - diese hat das Lymphom angesprochen, nicht die OÄ).
Aufgrund von Differentialblutbildern kannst du im Grunde genommen so ziemlich alles hinein interpretieren. Wirklich absolut alles. Von "nichts, alles in Ordnung" bis hin zu "machen S' Ihrem Hund noch ein paar schöne Tage" ist wirklich alles möglich.
Das ist so ähnlich wie mit einem halbvollem Glas, du kannst einen Optimisten oder einen Pessimisten fragen. Letztendlich ist es aber lediglich ein Abbild aus einer Abfolge von Immunreaktionen.
Und wenn ich mir das Auf- und Ab von Shiwas Differentialbild so ansehe, dann sehe ich genau dieses Auf und Ab. Abwehrzellen rauf, Abwehrzellen wieder runter. Abwehrzellen rauf und wieder runter. Kannst du ganz grob schematisch übersetzen mit "Immunabwehr kämpft, kommt zur Ruhe, kämpft, kommt zur Ruhe, kämpft....".
Eigentlich das ganz typische Bild einer Infektion mit der der Körper nicht wirklich fertig wird. Ob das Hin und Her vom roten Blutbild (Erys & Co.) nun Ursache oder Folge dieses (mutmaßlichen) Infektes ist, lässt sich so nicht sagen. Dafür braucht es nun mal weitergehende Blut- und /oder Urin-Untersuchungen.
Neben dieser Tatsache spreche ich natürlich jeden Schritt mit meiner Haus-TÄ ab und diese sprach sich schon vor Wochen für Cortison und Azathioprin aus, noch früher als es dann auch die Aissitenzärztin in RE getan hat. Da war es letztlich die Oberärztin, die dem jetzt zugestimmt hat, die das dann doch noch gestoppt hat (wegen hoher Leukos und Fieber).
Wenn jetzt die Lymphozyten hoch sind, hat sie immer noch "hohe Leukos". Die Granulozyten machen ca. 75% aller weissen Blutkörperchen aus. Wenn die sich wieder verzogen haben und den Lympho- und Monozyten das Feld überlassen haben, dann kannst du kaum noch erhöhte "Leukos" haben (in der Gesamtzahl).
Wobei ich natürlich nicht weiss, wie hoch die Lymphos sind...
Ich habe auch außerdem nochmal in Ahlen angerufen und dort sagte man mir nochmal, dass ich bleiben soll wo ich bin - das klinge alles richtig und gut und sie würden auch nix anderes machen. Und im Zweifel immer lieber bei Ärzten, die das Tier schon kennen.
Eben. Eine zweite - neutrale - Meinung kriegst du nur, wenn du möglichst nichts von vorherigen Befunden erzählst. Also bei einem Arzt, der deinen Hund
nicht kennt, sondern sich eben deshalb ein objektives Bild machen kann.
Das erlebe ich bei sehr vielen mit einer angeblichen Cushing-Diagnosen laufend so. Von drei oder vier Ärzten wird immer wieder die Diagnose bestätigt, obwohl nichts zusammenpasst. Erst wenn ein Arzt aufgesucht wird, dem nicht von vorneherein schon von einer bestimmten Verdachtsdiagnose erzählt wird, kriegt der dann manchmal raus, was es wirklich ist.
Ich habe die Oberärztin gestern auch auf Helicobacter angesprochen. Wir behalten die Idee im Hinterkopf, eine Testung würde sie vornehmen, wenn Shiwas Zustand stabil bleibt. Sie sagt aber auch, dass eigentlich die meisten Hunde Helicobacter haben und das gar nix heißen muss für die Beschwerden. Genau das selbe sagte man mir woanders auch.
Ja, das haben wir dir hier auch schon gesagt
Prinzipiell kommen eine ganze Menge Erreger in Frage. Helicobacter wäre nur der einzige (der mir bekannt ist), der sich naturgemäß im Magen aufhält. Alle anderen, die ich dir schon aufgezählt habe, kämen im Wesentlichen aus dem Darm.
Man könnte anhand der IgM und IgG-Antikörper-
Menge aber schon eingrenzen, inwieweit ein Helicobacter dafür verantwortlich sein könnte. IgM hättest du bei frischen Infektionen und IgG bei älteren.
Dafür braucht man lediglich Blut, sonst nix.
Ansonsten könnte man auch den Stuhl auf diverse Erreger untersuchen. Warum Shiwa dafür stabil sein muss, versteh ich ehrlich gesagt nicht. Blutabnahmen hattet ihr doch genügend. Und Stuhlproben gibt täglich.
Außerdem sagte mir eine langjährige Laborantin aus der Veterinärmedizin, die ich auch befragt habe, dass bei Helicobacter, die so starke Beschwerden auslösen könnten wie bei Shiwa, nicht nur eine "geringgradige Gastritis" im Pathobefund gestanden hätte.
Wenn man die Proben entsprechend genommen hätte - ja. Hat man aber nicht, weil eine Untersuchung auf Helicobacter weder bei der Entnahme der Probe noch beim Untersuchungsauftrag an die Pathologie berücksichtigt worden ist.
Abgesehen davon hat Shiwa einen Antibiotikacocktail bekommen, der sehr dazu geeignet ist, alle möglichen Erreger resistent werden zu lassen. Das heisst, das die jetztige Situation überhaupt nichts mit der Situation vor/bei der Op zu tun haben
muss. Wie schon gesagt, bei Untersuchungen (Endoskopie) oder auch bei der oder durch die Op können Erreger durchaus übertragen werden. Darum gibt man ja auch prophylaktisch Antibiotika. Nur ist das absolut keine Garantie dafür, dass dann auch nichts passieren kann.
Weiterhin spricht gegen die Theorie mit den Sickerblutungen durch Bakterien, dass Shiwa ohne die Zufütterung von Leber keine schwarzen Stellen mehr im Stuhl hat.
Sickerblutungen führen zu okkultem Blut und das kannst du nicht erkennen. Wenn du es sehen kannst, dann sind es schon mehr als Sickerblutungen.
Mykoplasmen waren im Blutausstrich nicht zu erkennen. Sie fragt im Labor nach, ob sie darauf testen können.
Mykoplasmen leben hauptsächlich in der Lunge und führen auch vor allem zu Atemwegserkrankungen. Penicilline wirken hier gar nicht, das heisst, Shiwa's Leukos hätten niemals so runter gehen können, wie das so zu Beginn zu sehen war.
Wegen dem Urinstick zur Testung auf rote Blutkörperchen werde ich heute mal fragen.
Nein, nicht rote Blutkörperchen. Das ist was völlig anderes, das wäre Blut im Urin. Urobilinogen entsteht wenn im Körper "kaputte" Erythrozyten abgebaut und "recycelt" werden. Dann steigt im Blut das indirekte Bilirubin und im Urin findet sich Urobilinogen. Beides ist normalerweise so gut wie gar nicht vorhanden.
Einen indirekten Hinweis darauf hattest du beim ersten Blutbild von Shiwa. Da war das Gesamtbilirubin relativ weit oben an der oberen Grenze (noch im Normbereich). Zur Differenzierung, ob das auf eine hämolytische Anämie hindeuten könnte, müsste man das Gesamtbilirubin aber auftrennen bei der Laboranalytik. In direktes und indirektes. Das indirekte ist beim übermäßigen Abbau von Erythrozyten erhöht.
Die Sticks für den Urintest kriegst du in jeder Apotheke. Na okay, in fast jeder. Combur 9, zum Beispiel, da ist UBG (Urobilinogen) mit drauf. Stäbchen unter den Strahl gehalten, ein paar Mal bei verschiedenen Gelegenheiten zur Sicherheit - und schon weisste Bescheid. Da musst du eigentlich niemanden fragen.
Zu deiner Beruhigung noch:
eine Störung im Knochenmark, die zur mangelhaften Blutbilung führt, zeigt sich im Allgemeinen durch eine Störung aller Blutzellen. Ein Ansteigen von Leukos und Thrombos sowie eine auch nur stabile Ery-Anzahl sind da schwer vorstellbar. Wobei man diese Frage über die Bestimmung der Retikulozyten längst hätte abhaken können.
Die machen mich schon so wuschig Natalie mit ihren multiplen Verdachtsdiagnosen. Mag mir gar nicht so wirklich vorstellen, wie es
dir dabei ergehen mag...
Vermuten kann man immer eine ganze Menge, aber warum grenzt man all diese Fragen nicht einfach mal ein für alle mal aus - das will mir einfach nicht in meinen bayerischen Sturschädel.
Und was war jetzt mit dem verklumpten Blut? Das passiert durchaus auch mal, weil zB die Beschichtung im Röhrchen fehlerhaft ist oder man nach einem falschen gegriffen hat, oder ähnliches. Sowas sollte man eigentlich immer bestätigen lassen.