Sammywuff,
ich geb Dir mal einen kurzen Erfahrungsbericht von einem Hund, der aus der gleichen Hölle kam wie Dein Murphy, der allerdings nicht das Glück hatte, erst bei Puppyclip aufgepäppelt zu werden, somit eher die "Rohfassung" war.
Ich habe eine neun Monate alte Hündin übernommen, die aus nichts aber auch wirklich aus nichts anderem als nackter Panik bestand. Die sobald sie an der Leine war, unaufhörlich in die selbe reingerannt ist, immer wieder, nur um von Menschen wegzukommen. Die mir gleich am ersten Abend, bzw. in der Nacht, als wir mit ihr hier ankamen, mit einem Satz über den Zaun gesprungen ist und die ich dann zitternd an Nachbars Hoftor gekauert wieder fand. Die schreiend und pinkelnd in der Ecke lag, sobald sie angesprochen wurde, vollkommen ausgehungert war - und dagegen ist Dein Murphy dick! - und trotzdem nichtmal Leckerli annehmen konnte.
Diese Hündin hat geschlagene sieben Monate gebraucht, um annähernd stubenrein zu werden, hat nicht weniger als 14 Paar Schuhe zerlegt, unzählige Bücher, zwei Sofas, Türen.. Ich krieg gar nicht mehr alles zusammen. Ich hab geheult vor Freude, als dieser Hund das erste mal zu mir kam und mit dem Schwanz gewedelt hat, weil ich die Leine in die Hand genommen hab zum Gassigehen. Bis dato war beim Anblick der Leine der Hund verschwunden. Draußen mußte ich sie die ersten Wochen doppelt sichern mit Geschirr und Halsband, weil sie mir beim Anblick des nächstbesten entgegenkommenden Menschen aus allem rausgeschlüpft ist, nur um zu fliehen.
Zu mir, aber ausschließlich zu mir, hatte sie einigermaßen schnell Vertrauen. Sobald ich aber aus dem Haus war, und andere Leute da waren, die sie ebenso lange kannte, und von denen ihr niemand je irgendwas böses getan hat, hat sie sich verkrochen soweit es nur ging, am besten in der allerhintersten Kellerecke und war nicht mehr ansprechbar. Es hat von Juli bis Dezember diesen Jahres gedauert, bis sie bereit war sich auch in meiner Abwesenheit von meinem Freund streicheln zu lassen und Futter anzunehmen - seitdem ist das Eis zwischen den beiden völlig gebrochen. In der gleichen Zeit hat sie auch angefangen Sachen zu apportieren, von sich aus - und seitdem kann ich ihr Dinge abnehmen, ohne daß dabei eine Pfütze entsteht.
Ich könnte Dir das noch ewig weiterschreiben, vielleicht kannst Du aus diesen Auszügen ein bißchen entnehmen, was Dein Murphy durchgemacht hat, bevor er zu Puppy und dann zu Dir kam, und warum er sich so benimmt. Ich möchte Nora nicht erleben, würde ich sie jetzt vermitteln, jedenfalls nicht in der allerersten Zeit. Bei einem Halterwechsel brechen für "normale" Hunde Welten zusammen, was muß das erst für einen solchen Hund bedeuten? Nimm ihn so wie er jetzt ist, und wirf ihm nicht vor, daß er nicht ist, was Du Dir vorgestellt hast, er kann es jetzt noch nicht sein. Laß ihn entdecken, daß seine neue Familie noch toller ist als die, die er verloren hat, und laß ihn kommen. Du wirst Dich bald wie ein Schneekönig über erste Erfolge freuen, und wenn sie erstmal noch so klein scheinen.
Zwei Meter neben mir liegt gerade ein Hund in seinem Körbchen auf dem Rücken, die Beine in der Luft, und guckt mich schwanzwedelnd an. So wertvoll kann kein Teppich sein, daß er das nicht wert wäre.
wauzi