Jägerappell an die Hundehalter: Nur mit Leine
Von Helmut Buchholz
Streunende Hunde gehen im Wald ihrem Jagdinstinkt nach - Jägervereinigung will Wild vor wildernden Vierbeinern schützen
Wildernde Hunde reißen am Heilbronner Gaffenberg ein Rehkitz und richten es grausam zu. Und in den letzten Tagen verbreitete ein kleines Rudel scharfer Hunde Angst und Schrecken. Im Jägerhauswald bissen sie einen Jogger. Die Jägervereinigung appelliert unterdessen an die Herrchen, die in Wald und Flur mit ihrem besten Freunden Gassi gehen: Nehmt die Hunde an die Leine.
"Auch Dackel können zum Jäger werden ", sagt Wolf-Dieter von Bülow. Der Sprecher der Heilbronner Jägervereinigung appelliert deshalb an die Hundebesitzer, ihren Vierbeiner in Wald und Flur an die Leine zu nehmen.
Unlängst riss ein wildernder Hund ein Rehkitz. Spaziergänger machten den grausigen Fund.
Der Jagdaufseher musste das noch lebende Jungtier mit einem Fangschuss von seinen Leiden erlösen. Dabei würden die Jäger lieber den jagenden Hund zur Strecke bringen.
Das Jagdgesetz ließe das auch zu. Aber vor der letzten Konsequenz schreckten die Jäger zurück, berichtet von Bülow.
So geht es auch Norbert Rapp. Der Heilbronner Revierförster kennt einen herrenlosen roten Setter, der schon zwei Mal ein Reh im Stadtwald gerissen hat. Dem Halter des streunenden Tiers sei man noch nicht auf die Spur gekommen. Es habe schon mehrmals die Gelegenheit gegeben, den wildernden Hund zu erschießen.
Doch bisher hätten die Jagdaufseher noch nicht von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Obwohl sie "fürchterliche Szenen" (O-Ton Rapp) mitansehen mussten. Die besten Freunde der Menschen hätten zwar einen Jagdinstinkt. Doch anders als die ausgebildeten Hunde sei Nachbars Lumpi im Töten ungeübt.
Während Jagdhunde das Tier mit einem gezielten Wolfsbiss in den Hals umbringen, zerfleischen nicht angeleinte Hunde von Spaziergängern das Wild qualvoll. "Eine fürchterliche Murkserei, die beißen bei lebendigem Leib an allen möglichen Stellen zu."
Zuletzt trieb ein Rudel Hunde sein Unwesen im Stadtwald. Ein Jogger wurde von der Gruppe angegriffen und gebissen.
Die Hundemeute sehr mehrfach ohne Herrchen unterwegs gewesen. Dabei handelte es sich um einen Kampfhund und seine fünf Welpen, die sich vom Grundstück des Halters regelmäßig selbstständig machten und auf Tour gingen, ermittelte die Polizei, die die Offenauer Hundestaffel einsetzte, um die Wilderer zu stellen.
Die Hunde waren nicht ordentlich nach der Kampfhundeverordnung gemeldet. Dem Hundehalter droht nun eine Geldstrafe.
Das Heilbronner Amt für öffentliche Ordnung, Polizei und Jägervereinigung registrieren zwar in regelmäßigen Abständen das Problem. Es gebe aber keine außergewöhnliche Zunahme der Fälle. Das sieht Förster Rapp anders.
Er erkennt ein deutliches Plus. Das liege zum einen daran, dass das Wild im Winter leichtere Beute für die Hunde sei. Zum Frühjahr hin seien die noch jungen Rehe zudem in Gefahr, weil sie nicht schnell genug flüchten können. Die Zunahme erklärt sich Rapp aber auch mit einem gesellschaftlichen Wandel. Die Leute hielten sich mehr Hunde und hätten mehr Zeit. Gleichzeitig beschäftigten sich die Hundehalter zu wenig mit ihren Haustieren. Der Revierleiter erkennt darin eine Grundmentalität:
"Mein Hund darf alles." So werden mit der Zeit aus den " süßen, kleinen Wesen große Tiere, die ihren Trieb ausleben". Wer also mit den ungehorsamen Vierbeinern unangeleint im Wald spazieren geht, "nimmt die Wildhetze billigend in Kauf".
Das gefährde nicht nur das Wild. Dieser Zustand nehme anderen Spaziergängern ein Naturerlebnis. Denn immer weniger Wild zeige sich, weil es sich lieber versteckt halte. Zudem müssen sich weitere Waldbesucher vorsehen. "Ich kenne eine ganze Reihe von Joggern, die immer ihr Pfefferspray dabei haben, einer hat sogar ein 20 Zentimeter langes Messer im Ärmel."
Auch die Erzieherinnen im Waldkindergarten hätten vorsichtshalber das Spray in der Tasche. Rapp: "Selbst ich habe das Reizgas immer im Auto und häufiger auch in der Jacke."
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Dazu noch der Kommentar :
Benimm-Regeln
Von Helmut Buchholz
Wildernde Hunde
Wer auch immer Hundehalter und ihren besten Freunden zum Thema macht, hat es schwer, nach der ganzen Kampfhundegeschichte die Brisanz mit Sachlichkeit zu ersetzen. Dazu gibt es zu viele Emotionen.
Jetzt meldet sich die Jägervereinigung mit einem öffentlichen Appell an die Hundehalter, ihre Vierbeiner in der freien Natur an die Leine zu nehmen. Zum Schutz des Wildbestandes. Das Bild, das die Jäger verbreiten, ist blutig. Die Details, die der Heilbronner Förster schildert, sind brutal. Der Verband schildert den Schrecken in allen Einzelheiten, um abzuschrecken.
Und läuft damit Gefahr, die Feindschaft zwischen Hundeliebhabern und -hassern zu vergrößern. Die Schwarz-Weiß-Malerei nützt aber niemanden, sondern verschärft nur das Problem. Indes, im Namen aller Waldbesucher bleibt zu hoffen, dass der Appell der Jäger Gehör findet. Schließlich gefährden die "herrenlosen" Hunde nicht nur das Wild.
Es kann schließlich nicht angehen, dass sich Jogger nur noch mit Pfefferspray bewaffnet auf die Strecke wagen.
Auf der anderen Seite gibt es genügend Hunde, die artgerecht erzogen wurden, und die treue Begleiter der Menschen sind. Die Zauberwörter heißen "Rücksicht und Toleranz".
In den Wäldern ist genügend Platz für Jogger, Spaziergänger, Hundehalter und Tieren. Wenn sich alle an gewisse Benimm-Regeln halten, bleibt der Waldbesuch ein Genuss.
Gleichwohl gibt es immer noch Hundehalter, die ihren Fiffi allein Gassi schicken. Dafür hat die Jägervereinigung zu Recht kein Verständnis.
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[Dieser Beitrag wurde von merlin am 19. Januar 2001 editiert.]
Von Helmut Buchholz
Streunende Hunde gehen im Wald ihrem Jagdinstinkt nach - Jägervereinigung will Wild vor wildernden Vierbeinern schützen
Wildernde Hunde reißen am Heilbronner Gaffenberg ein Rehkitz und richten es grausam zu. Und in den letzten Tagen verbreitete ein kleines Rudel scharfer Hunde Angst und Schrecken. Im Jägerhauswald bissen sie einen Jogger. Die Jägervereinigung appelliert unterdessen an die Herrchen, die in Wald und Flur mit ihrem besten Freunden Gassi gehen: Nehmt die Hunde an die Leine.
"Auch Dackel können zum Jäger werden ", sagt Wolf-Dieter von Bülow. Der Sprecher der Heilbronner Jägervereinigung appelliert deshalb an die Hundebesitzer, ihren Vierbeiner in Wald und Flur an die Leine zu nehmen.
Unlängst riss ein wildernder Hund ein Rehkitz. Spaziergänger machten den grausigen Fund.
Der Jagdaufseher musste das noch lebende Jungtier mit einem Fangschuss von seinen Leiden erlösen. Dabei würden die Jäger lieber den jagenden Hund zur Strecke bringen.
Das Jagdgesetz ließe das auch zu. Aber vor der letzten Konsequenz schreckten die Jäger zurück, berichtet von Bülow.
So geht es auch Norbert Rapp. Der Heilbronner Revierförster kennt einen herrenlosen roten Setter, der schon zwei Mal ein Reh im Stadtwald gerissen hat. Dem Halter des streunenden Tiers sei man noch nicht auf die Spur gekommen. Es habe schon mehrmals die Gelegenheit gegeben, den wildernden Hund zu erschießen.
Doch bisher hätten die Jagdaufseher noch nicht von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Obwohl sie "fürchterliche Szenen" (O-Ton Rapp) mitansehen mussten. Die besten Freunde der Menschen hätten zwar einen Jagdinstinkt. Doch anders als die ausgebildeten Hunde sei Nachbars Lumpi im Töten ungeübt.
Während Jagdhunde das Tier mit einem gezielten Wolfsbiss in den Hals umbringen, zerfleischen nicht angeleinte Hunde von Spaziergängern das Wild qualvoll. "Eine fürchterliche Murkserei, die beißen bei lebendigem Leib an allen möglichen Stellen zu."
Zuletzt trieb ein Rudel Hunde sein Unwesen im Stadtwald. Ein Jogger wurde von der Gruppe angegriffen und gebissen.
Die Hundemeute sehr mehrfach ohne Herrchen unterwegs gewesen. Dabei handelte es sich um einen Kampfhund und seine fünf Welpen, die sich vom Grundstück des Halters regelmäßig selbstständig machten und auf Tour gingen, ermittelte die Polizei, die die Offenauer Hundestaffel einsetzte, um die Wilderer zu stellen.
Die Hunde waren nicht ordentlich nach der Kampfhundeverordnung gemeldet. Dem Hundehalter droht nun eine Geldstrafe.
Das Heilbronner Amt für öffentliche Ordnung, Polizei und Jägervereinigung registrieren zwar in regelmäßigen Abständen das Problem. Es gebe aber keine außergewöhnliche Zunahme der Fälle. Das sieht Förster Rapp anders.
Er erkennt ein deutliches Plus. Das liege zum einen daran, dass das Wild im Winter leichtere Beute für die Hunde sei. Zum Frühjahr hin seien die noch jungen Rehe zudem in Gefahr, weil sie nicht schnell genug flüchten können. Die Zunahme erklärt sich Rapp aber auch mit einem gesellschaftlichen Wandel. Die Leute hielten sich mehr Hunde und hätten mehr Zeit. Gleichzeitig beschäftigten sich die Hundehalter zu wenig mit ihren Haustieren. Der Revierleiter erkennt darin eine Grundmentalität:
"Mein Hund darf alles." So werden mit der Zeit aus den " süßen, kleinen Wesen große Tiere, die ihren Trieb ausleben". Wer also mit den ungehorsamen Vierbeinern unangeleint im Wald spazieren geht, "nimmt die Wildhetze billigend in Kauf".
Das gefährde nicht nur das Wild. Dieser Zustand nehme anderen Spaziergängern ein Naturerlebnis. Denn immer weniger Wild zeige sich, weil es sich lieber versteckt halte. Zudem müssen sich weitere Waldbesucher vorsehen. "Ich kenne eine ganze Reihe von Joggern, die immer ihr Pfefferspray dabei haben, einer hat sogar ein 20 Zentimeter langes Messer im Ärmel."
Auch die Erzieherinnen im Waldkindergarten hätten vorsichtshalber das Spray in der Tasche. Rapp: "Selbst ich habe das Reizgas immer im Auto und häufiger auch in der Jacke."
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Dazu noch der Kommentar :
Benimm-Regeln
Von Helmut Buchholz
Wildernde Hunde
Wer auch immer Hundehalter und ihren besten Freunden zum Thema macht, hat es schwer, nach der ganzen Kampfhundegeschichte die Brisanz mit Sachlichkeit zu ersetzen. Dazu gibt es zu viele Emotionen.
Jetzt meldet sich die Jägervereinigung mit einem öffentlichen Appell an die Hundehalter, ihre Vierbeiner in der freien Natur an die Leine zu nehmen. Zum Schutz des Wildbestandes. Das Bild, das die Jäger verbreiten, ist blutig. Die Details, die der Heilbronner Förster schildert, sind brutal. Der Verband schildert den Schrecken in allen Einzelheiten, um abzuschrecken.
Und läuft damit Gefahr, die Feindschaft zwischen Hundeliebhabern und -hassern zu vergrößern. Die Schwarz-Weiß-Malerei nützt aber niemanden, sondern verschärft nur das Problem. Indes, im Namen aller Waldbesucher bleibt zu hoffen, dass der Appell der Jäger Gehör findet. Schließlich gefährden die "herrenlosen" Hunde nicht nur das Wild.
Es kann schließlich nicht angehen, dass sich Jogger nur noch mit Pfefferspray bewaffnet auf die Strecke wagen.
Auf der anderen Seite gibt es genügend Hunde, die artgerecht erzogen wurden, und die treue Begleiter der Menschen sind. Die Zauberwörter heißen "Rücksicht und Toleranz".
In den Wäldern ist genügend Platz für Jogger, Spaziergänger, Hundehalter und Tieren. Wenn sich alle an gewisse Benimm-Regeln halten, bleibt der Waldbesuch ein Genuss.
Gleichwohl gibt es immer noch Hundehalter, die ihren Fiffi allein Gassi schicken. Dafür hat die Jägervereinigung zu Recht kein Verständnis.
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[Dieser Beitrag wurde von merlin am 19. Januar 2001 editiert.]