Sonnabend, 22. Mai 2004
Hamburg
Hamburg: Falsche Zeugnisse für Kampfhunde
Anzeige: Nach erstem Geständnis klagt Kinderhilfeverein Tierärzte an.
Von Heike Müller, Karsten Broockmann
Hamburg - In Hamburg haben Tierärzte offenbar Hunderte als gefährlich geltende Kampfhunde absichtlich als weniger gefährliche Mischlinge deklariert. Das behauptet der Rahlstedter Veterinär Dirk Schrader (59), der nach eigener Auskunft dutzendfach derartige Testate erteilt hat. Nach seinen Angaben verfahren nahezu alle Hamburger Tierärzte so. Angeblich duldeten auch die Amtstierärzte diese Praxis: "90 Prozent von ihnen machen mit", sagte Schrader dem Hamburger Abendblatt.
Der Verein Deutsche Kinderhilfe Direkt erstattete Strafanzeige gegen den Tierarzt. "Hier ist neben der vorsätzlichen Urkundenfälschung eindeutig der Tatbestand des versuchten Totschlags beziehungsweise der versuchten gefährlichen Körperverletzung erfüllt", so Georg Ehrmann, Rechtsanwalt und Vorsitzender des Vereins mit Sitz in Hamburg und Berlin. Auch die Innenbehörde prüft rechtliche Schritte gegen Schrader. Bei den 87 Hunden, die der Straßenordnungsdienst im Jahr 2003 sichergestellt hat, könnten gefälschte Testate nicht ausgeschlossen werden: "Das kann in Einzelfällen sein", so Norbert Smekal von der Innenbehörde.
Der Hintergrund: Um einen Hund einer Rasse zuzuordnen, stellt zunächst ein Tierarzt ein Testat aus. Die Amtstierärzte der Bezirke müssen den Befund absegnen. Von dem Urteil hängt ab, unter welchen Auflagen die Hundeverordnung das Halten des Tiers erlaubt. Die Verordnung war erlassen worden, nachdem der sechsjährige Volkan im Juni 2000 in Wilhelmsburg von zwei Kampfhunden zu Tode gebissen worden war.
Schrader war von "Stern TV" mit zunächst versteckter Kamera gefilmt worden, wie er einem Paar nach wenigen Sekunden anbot, deren American Staffordshire zum Labrador-Boxer-Mischling zu machen. "Es geht mir darum, den Menschen zu helfen, dass sie ihre Hunde behalten können", sagt Schrader. Er weist den Vorwurf der Urkundenfälschung zurück: "Was ich mache, ist eine nicht strafbare Meinungsäußerung. Ich gebe den Schwarzen Peter nur an die Behörden zurück, den sie mit der unsinnigen Hundeverordnung den Tierärzten zugespielt haben."
Schrader will mit seiner Aktion die Einführung eines Hundeführerscheins und die Überarbeitung der Hundeverordnung erreichen. "Bis dahin mache ich weiter. Es sei denn, ein deutscher Richter sagt mir: Schrader, lass das."
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Hamburg
Hamburg: Falsche Zeugnisse für Kampfhunde
Anzeige: Nach erstem Geständnis klagt Kinderhilfeverein Tierärzte an.
Von Heike Müller, Karsten Broockmann
Hamburg - In Hamburg haben Tierärzte offenbar Hunderte als gefährlich geltende Kampfhunde absichtlich als weniger gefährliche Mischlinge deklariert. Das behauptet der Rahlstedter Veterinär Dirk Schrader (59), der nach eigener Auskunft dutzendfach derartige Testate erteilt hat. Nach seinen Angaben verfahren nahezu alle Hamburger Tierärzte so. Angeblich duldeten auch die Amtstierärzte diese Praxis: "90 Prozent von ihnen machen mit", sagte Schrader dem Hamburger Abendblatt.
Der Verein Deutsche Kinderhilfe Direkt erstattete Strafanzeige gegen den Tierarzt. "Hier ist neben der vorsätzlichen Urkundenfälschung eindeutig der Tatbestand des versuchten Totschlags beziehungsweise der versuchten gefährlichen Körperverletzung erfüllt", so Georg Ehrmann, Rechtsanwalt und Vorsitzender des Vereins mit Sitz in Hamburg und Berlin. Auch die Innenbehörde prüft rechtliche Schritte gegen Schrader. Bei den 87 Hunden, die der Straßenordnungsdienst im Jahr 2003 sichergestellt hat, könnten gefälschte Testate nicht ausgeschlossen werden: "Das kann in Einzelfällen sein", so Norbert Smekal von der Innenbehörde.
Der Hintergrund: Um einen Hund einer Rasse zuzuordnen, stellt zunächst ein Tierarzt ein Testat aus. Die Amtstierärzte der Bezirke müssen den Befund absegnen. Von dem Urteil hängt ab, unter welchen Auflagen die Hundeverordnung das Halten des Tiers erlaubt. Die Verordnung war erlassen worden, nachdem der sechsjährige Volkan im Juni 2000 in Wilhelmsburg von zwei Kampfhunden zu Tode gebissen worden war.
Schrader war von "Stern TV" mit zunächst versteckter Kamera gefilmt worden, wie er einem Paar nach wenigen Sekunden anbot, deren American Staffordshire zum Labrador-Boxer-Mischling zu machen. "Es geht mir darum, den Menschen zu helfen, dass sie ihre Hunde behalten können", sagt Schrader. Er weist den Vorwurf der Urkundenfälschung zurück: "Was ich mache, ist eine nicht strafbare Meinungsäußerung. Ich gebe den Schwarzen Peter nur an die Behörden zurück, den sie mit der unsinnigen Hundeverordnung den Tierärzten zugespielt haben."
Schrader will mit seiner Aktion die Einführung eines Hundeführerscheins und die Überarbeitung der Hundeverordnung erreichen. "Bis dahin mache ich weiter. Es sei denn, ein deutscher Richter sagt mir: Schrader, lass das."
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