WHeimann
12.4.2001
Die mit den Rothunden spricht
Diplombiologin Heike Maisch (26) beobachtet drei Jahre das Tierverhalten im Rudel
Neu Zippendorf Zwei Stunden sind vergangen und Rothund "Alex" hat sich nicht von der Stelle bewegt. Heike Maisch auch nicht. Die 26-jährige Biologin sitzt vor dem Zwinger im Zoo und beobachtet jede Veränderung. In drei Jahren wird sie darüber ihre Doktorarbeit schreiben.
In drei paar Socken, Skiunterwäsche, Flieshose, Regenhose, Wollpullover und dick eingemummelt in einen Ärmelschlafsack der Bundeswehr saß Heike Maisch vor wenigen Wochen vor dem Schweriner Rothund-Zwinger. "Mir gehts doch hier gut", sagte sie. "Ich kann jederzeit eine heiße Schokolade im Zoorestaurant trinken." Ihre Freilandforscherkollegen müssen jetzt irgendwo in Indien oder Westsibirien bei unwirtlichsten Bedingungen ausharren. Dagegen ist Verhaltensforschung im Zoo Luxus.
Sagt Heike Maisch. Außenstehende sehen das aber etwas anders. Sechs Stunden am Tag sitzt die junge Stuttgarterin vor dem Zwinger. Sie beobachtet jede Geste, jede Bewegung. Wie hält "Alex" seine Rute, wenn Hündin "Dorre" an ihm vorbeigeht? Welchen Baum markiert "Foxy"? Hält "Foxy" den Kopf oben oder unten, wenn er "Alex" passiert? Kleinigkeiten, die der Biologin Aufschluss über Paarbildungsphasen, Markierungsverhalten oder Begrüßungszeremonien geben. Jede Beobachtung hält sie mit der Kamera fest oder schreibt sie in ihre Protokollbögen. Wochenlang, monatelang, jahrelang. In drei Jahren will sie das Material in ihrer Doktorarbeit veröffentlichen. Denn Rothunde sind eine der unbekanntesten Tierarten der Welt. Die Tiere sind extrem scheu und nur Freilandforschern in Indien sei es bisher gelungen, sie länger zu beobachten.
Mindestens bis zum Herbst bleibt Heike Maisch im Schweriner Zoo, einem der wenigen Deutschlands, in dem Rothunde gehalten werden. Im Frühjahr wird sie den Umzug der Hunde aus dem Zwinger in die neue Rothundanlage betreuen. Erste Ergebnisse ihrer Verhaltensforschung können in die Gestaltung der Anlage einfließen. Ja, und wenn sich dann bald Nachwuchs einstellt, dann bleibt Heike Maisch auf jeden Fall länger.
Katharina Stoll
WHeimann
Hundeschule des Tierschutzverein Iserlohn e.V.
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