so kann einen die erinnerung täuschen, es war KEIN interview, der absatz:
Zur "Jagd" dies: Jägerei ist eine Nebenform von menschlicher Geisteskrankheit, von der ich nie befallen war. Aber sie ist. Auch Diplomaten und deutsche Staatsmänner, die dafür gelten, die sich dafür halten, sind anfällig. Es ist ein Politikum nicht ohne Reiz: mitten in der ärgsten Triestkrise hatte ich den jugoslawischen und damaligen italienischen Botschafter an einem behaglichen Tisch und beim Schießen 100 m von einander entfernt, auf Fasanen lauernd. Der BuPrä als solcher hat keine "Jagd" - das ist "Ländersache". Aber Nordrhein-Westfalen stellt eine Staatsjagd zur Verfügung. Meine Funktion: am Vorabend eine Essen für 12 - 16 Herren, am Tag acte de présence bei vier Treiben - die Jäger stehen in einer langen Reihe und die Treiber scheuche das Wild auf. Ich tue gar nichts, sondern besuche, wenn nichts los ist, die einzelnen Herren und plaudere mit ihnen. Ich habe nie eine Flinte in die Hand genommen und mir nie, wie alle anderen, ein Jagdkostüm angeschafft, sondern spaziere im Straßenanzug. Aber einige Leute schwören seitdem auf mich, d.h. auf meine "Ironie" - der abservierte Minister Dr. Lehr, der gestürzte niedersächsische Min.Präs. Kopf, die ich einlud, als sie "Figuren" waren und im Lichte standen, werden weiterhin von mir eingeladen, weil sie menschlich honorig sind. Das ist keine "Taktik" gewesen, sondern das einfache Gefühl: die Leute sollen sich von mir nicht abserviert empfinden.
stammt aus den tagebuchbriefen von theodor heuss an toni stolper,eine in die usa emigrierte freundin von herrn heuss, veröffentlicht im buch "theodor heuss´tagebuchbriefe 1955/63" seite 106-107, erschienen in tübingen/stuttgart in 4.ter auflage.....
besten dank an herrn dr becker von der bundespräsident theodor heuss haus stiftung in stuttgart!