Ich wunder mich ja sowieso schon,wie Bär jetzt noch in seinem Alter lernt. grins, er liebt es sich zu verbeugen, wie in einem anderen Thread,geschrieben mit Video
.Das war allerdings ohne Clicker beigebracht.
Es gibt so einen Spruch “Einem alten Hund bringst Du keine Tricks mehr bei.”
Wo auch immer der herstammt, ich find das is totaler Nonsens.
Wenn unsere Hunde irgendwas nicht begreifen, dann liegt es nie (!) am Hund, sondern an uns! Das muss uns immer bewusst sein.
Ich glaub, falls ich die Tage Zeit finde, schicke ich mal ein kommentiertes Uncut-Video von unseren Anfängen hoch. Bitte nagelt mich nur nicht drauf fest, dass es jetzt gleich passiert, denn ich hab eigentlich für gar nix Zeit im Augenblick. Schnatter schon hier im Thread viel zuviel mit, weil’s einfach so viel Spass macht mit Euch.
Mila und ich üben ja gerade Rückwärtslaufen und Hinterhand als Vorbereitung für den Rückwärtsslalom, den ich im übrigen jetzt - solange wir an den anderen Sachen üben - nichtmal versuche, weil meine ersten Tests gezeigt haben, dass Mila damit einfach noch vollkommen überfordert wäre.
Auch die Hinterhandübungen sind noch absoluter Anfang bei uns. Und wenn Rückwärtslaufen links neben mir funktioniert, heisst das auch nicht automatisch, dass es auch gleich rechts neben mir funktioniert.
Das sind unheimlich komplexe Koordinationsleistungen, die ich von Mila erwarten würde, wenn ich davon ausginge, weil wir eine Seite jetzt können, geht auch die andere sofort ohne weiteres Training. Sowas muss immer separat geübt werden, denn Hunde haben nicht dasselbe Verständnis von Links und Rechts, wie Menschen. Teilweise haben ja nichtmal verschiedene Menschen dasselbe Verständnis davon.
Auch beim Slalom (vorwärts) läuft der Hund nicht einfach, sondern führt eine komplexe Handlungskette aus, die nicht er willentlich steuert, sondern wir. Wir wollen ja, dass er das macht: Er muss vorwärts laufen, Richtung wechseln, auf den Menschen achten und Hindernissen ausweichen, Leckerchen verfolgen …
Und da er sehr interessiert daran ist, uns zu gefallen, versucht er entweder, alles auf einmal hinzubekommen, anzubieten, was ihm dazu grad einfällt oder er setzt sich erstmal hin und “denkt darüber nach”, wenn er überfordert ist.
Das muss einem einfach alles bewusst sein und manchmal muss man dann ein bisschen kreativ werden, wenn es darum geht, Übungen in so (klitze-)kleine oder einfach passende Teilschritte für den jeweiligen Hund herunterzubrechen, dass man ihn gut lenken kann und der Hund in einem flüssigen Trainingsablauf die Übung mit Spass und ohne zu viele Fehlversuche, die ihn frustrieren, lernen kann.
Einfachere Übungen lernen viele Hunde auch manchmal einfach nur durch Abgucken oder nur mit Leckerchen.
Aber sie brauchen eben immer eine gewisse Zeit selbst nur für's Abgucken und es wird immer schwieriger für den Hund je komplexer es wird und je weniger Führung zwischendurch auf dem Weg zum Endergebnis stattfindet. Wenn ich überlege, wie unsauber ich oft clicker (Timing) und wieviel der Hund im Grunde begreifen muss, dann bin ich jedesmal wieder fasziniert, wie flexibel ind schlau diese kleinen Geschöpfe sind!
Hinter jedem Lernen stecken Erfahrung, Erfolg (und Mißerfolg) und Wiederholung. Erfahrung, Erfolg und Wiederholung sind deshalb auch das, was wir am besten von aussen steuern können.
Clicker und das Prinzip dahinter sind sehr präzise, aber nicht der heilige Gral.
Beim Trainer setzt das Steuern bei komplexeren Übungen manchmal auch schon ein bisschen Erfahrung voraus. Und manchmal ist es auch unabdingbar, dass der Hund erst andere Übungen kann, weil es sonst praktisch unmöglich ist, in “einem Rutsch” diese Führung von vollkommen unbekannt bis zur fertigen Übung hinzubekommen. Wenn man viel mit seinem Hund trainiert, kommt auch sehr zu Hilfe, dass man seinen eigenen Hund mit der Zeit immer besser kennenlernt und so auch die Punkte, wo man ihn am besten lenken kann. Der eine Hund lernt sehr gut über Pfotenarbeit, andere haben es damit gar nicht so, usw.
Auf das Alter des Hundes kommt es meiner Ansicht nach auch viel, viel weniger an - ausser es sind dann schon körperliche Beeinträchtigungen im Spiel - als auf seine Trainingserfahrung. Ich trainiere jetzt mit Mila seit ich sie habe, das sind über zweieinhalb Jahre. Als Junghund musste ich mit ihr auch noch viel mehr Geduld aufbringen, weil sie noch viel hibbeliger war, als heute. Heute bin ich fasziniert davon, wie toll und vor allem lange sie sich teilweise konzentrieren kann. Das ist das Ergebnis unserer gemeinsamen Fun-Arbeit, das für mich noch toller ist, als die Tricks, weil es uns auch im Alltag unheimlich hilft, wenn ich ihre Aufmerksamkeit für Wichtiges, wie ordentlich Laufen im Strassenverkehr usw., brauche.
Hunde passen sich wahnsinnig gut an uns an und “lesen” uns regelrecht - aus dieser Eigenschaft heraus entsteht auch das Anbieten. Aber um das perfektionieren zu können, brauchen sie Zeit und eine gewisse Phase von Wiederholungen.
Gerade am Anfang, wenn ein Hund noch neu beim Training oder mit einer Übung ist - und der Trainer auch - ist das Trainingsziel manchmal einfach nur, über ein, zwei, drei Sessions nur einen einzigen Schritt zu bestätigen, Dann zwei Schritte auf einmal, dann vielleicht drei … und dann merkt man, geht doch noch nicht so, man ist zu schnell, also zurück zu zwei Schritten, usw. Das ist alles ein fliessender Prozess, den man selbst als Trainer ständig anpasst.
Manchmal sieht es so aus, als ob der Hund schon die komplette Übung “kapiert” hat, dabei folgt er uns nur und wir haben in den letzten Sessions sehr gut geführt. Das ersetzt aber die Wiederholungen nicht, die wir brauchen, damit der Hund den kompletten Bewegungsablauf begreift und sich auch “Muscle Memory” (ziemlich wichtiger Aspekt bei Übungen, die stark vom natürlichen Bewegungsablauf des Hundes abweichen) entwickelt.
Der eine Hund ist damit ein bisschen schneller, der andere etwas langsamer, aber Fakt ist, man kann diesen Prozess nicht komplett weglassen.
Am wichtigsten ist es, dass man als Trainer nicht nur eine Vorstellung davon hat, wie die Übung am Ende aussehen soll, sondern auch einen ganz genauen Plan über die Teilschritte, wie man dort hin kommt. Gerade, wenn es um komplexere Übungen geht.
Johanna hat es mal so schön kurz und knapp gesagt: Sind WIR planlos, ist der Hund es erst recht, denn er orientiert sich an uns.
Den Plan für eine Übung muss man evtl. auch zwischendurch ändern, wenn man nicht auf dem eingeschlagenen Weg weiterkommt.
Wir können unserem Hund leider nicht erklären, wie es am Ende aussehen soll, wir können ihn nur dort hin führen, notfalls in Mini-Mini-Schritten. Und es ist eine unglaubliche Leistung, dass Hunde (und andere Tiere) so schlau sind, aus dieser Führung den komplexen Bewegungsvorgang zu entnehmen und zu lernen, das irgendwann von allein zu tun!
Das wichtigste für einen Trainer ist Geduld, Kreativität und Flexibilität.
Und mit Geduld meine ich nicht die Geduld zu warten, bis unser Hund kapiert hat, was wir von ihm wollen. Sondern dass wir ihm die Zeit und die Anzahl von Teilschritten und Sessions/ Wiederholungen bei jedem einzelnen Teilschritt geben, damit er den Bewegungsablauf frustfrei erlernen kann.
Wenn man mit der richtigen Einstellung ans Training rangeht, ist es eine super Sache, um Vertrauen und die Kommunikation zu fördern, mit seinem Hund aneinander zu wachsen. Je mehr der Hund “kann”, umso sicherer wird er auch im Alltag (damit meine ich aber nicht nur Tricks). Die Konditionierung ist ein beeindruckend mächtiges Mittel mit fundiertem wissenschaftlichem Hintergrund.
Man kann mit dem Clicker sogar Probleme “wegclickern” (auch mit anderen Formen von Training).
Aber das Wichtigste bei alledem ist: Training ist ein fortlaufender Prozess, der auch nicht unbedingt nur in den Sessions stattfindet, sondern sich zu einer kompletten Art entwickeln kann, wie man mit seinem Tier zusammenlebt.
Egal, ob man es nur ab und zu macht, oder richtig einsteigt, man lernt durch die Tuchfühlung wunderbar, sich gegenseitig auch im Alltag besser zu lesen, auch ohne immer Clicker oder Leckerchen in der Hand zu halten.
Spürt man dabei Gefühle, wie Missmut, Enttäuschung oder Ungeduld, sagt das NULL über den Hund aus, sondern zeigt einfach nur, dass man sich als Trainer und/ oder im Verständnis seines Hundes noch ein bisschen weiterentwickeln muss.
arghs .. schon wieder ein bücherlanger Beitrag. Ich schaff's einfach nicht, mich kurz zu fassen. Sorry dafür.