Bocuse
20 Jahre Mitglied
Das Telefon klingelt. Schon wieder! Das ist jetzt das dritte Mal dieses Jahr!
Ausnahmsweise gehe ich ran. Ein User, genauer gesagt eine Userin, ist dran. "Ähm... meine Workstation gibt komische Töne von sich", sagt sie. Ich kenne die Stimme nicht. Offensichtlich ein Frischling. "Tatsächlich", sage ich beeindruckt. "Was denn für Töne? Singt sie klingonische Opern?" "Nein, nein. Es ist eher so ein... ein tiefes Rumpeln vermischt mit einem unregelmäßigen Leiern..." Meiner Meinung nach klingt das ziemlich nach klingonischer Oper! Ich frage nach dem Host-Namen und sie sagt ihn mir. Ein ziemlich frischer Frischling!
"Aha", sage ich. "Tiefes Rumpeln, meinen Sie? Schaut mir ganz nach einem leichten Virenbefall aus. Lassen Sie denn regelmäßig Viren-Checker drüberlaufen? Zum Beispiel 'Sagrotan', 'Cebion' oder 'Domestos III'." "Äh... nein. Nicht daß ich wüßte..." "Vorbeugen ist sehr wichtig", sage ich ernst. "Schauen wir mal, wie es mit dem Immunsysten steht. Geben Sie man den Befehl 'immun-system' ein." (klickediklackedi) "Ähm... 'immun-system not found' meldet er..." "Not found? Steht da wirklich 'not found'?" Ich lasse meine Stimme dramatisch ansteigen. "Das sieht ja ganz übel aus. Warum haben Sie nicht schon vorher angerufen..." "Ist das was Ernstes?" flüstert sie eingeschüchtert. "Ernstes? Hoffen wir, daß es noch nicht zu spät ist. Halten Sie mal den Telefonhörer ganz dicht ans Gehäuse, damit ich eine hypostatisch-akustische Ferndiagnose durchführen kann." "Ähm... ok", nuschelt sie und es raschelt im Hörer. "Äh... das Telefon reicht nicht bis zum Rechner..." "Dann sollten Sie den Rechner eben zum Telefon bringen", sage ich. Daß die Leute auch über keinen Funken logisches Denken verfügen! "Aber... muß ich dazu nicht vorher ausschalten?" "NEIN! Wissen Sie nicht, daß man vernetzte Rechner niemals einfach ausschalten darf?! Das ganze homophone Accelerator-Cluster kann desharmonisiert und retrogradient sub-stabil werden - und dann haben wir den Salat!" "Oh!..." IMPRESSION MODE ON "... ok, dann trage ich die Workstation jetzt hierher", sagt sie eingeschüchtert.
Ich starte rasch ein paar rechenintensive Jobs auf ihrem Host, die ständig auf die Platte zugreifen, in der Hoffnung, daß die Platte beim Rübertragen crashed. Aber leider sind die Platten auch nicht mehr das,was sie früher einmal waren: vor noch ein paar Jahren brauchte man so ein Winchester-Laufwerk nur schief anblicken und schon... zupf!
"Hallo?", meldet sie sich wieder. "Da sind so komische gelbe Kabel hinten festgemacht. Die reichen nicht bis zum Telefon...." "Das ist nur das Ethernet. Ziehen Sie sie einfach ab", sage ich. "Und alle anderen Kabel können Sie auch gleich abziehen. Aber passen Sie auf, daß das Stromkabel drin bleibt! Wir wollen doch nicht, daß Ihre Maschine abstürzt!"
Sie macht es! Ehrlich, manchmal frage ich mich, was Eltern ihren Sprößlingen eigentlich 18 Jahre lang beibringen!
"Der Schirm ist plötzlich dunkel geworden..." "Das macht nichts", erläutere ich. "Außerdem erleichtert das die hypostatisch-akustische Ferndiagnose, wenn der Schirm nicht mehr stört. Kommt der Hörer jetzt bis ans Gehäuse? Gut. Jetzt halten Sie die Sprechmuschel etwa drei Zentimeter unterhalb der Lüfteröffnung auf der Rückseite fest ans Gehäuse und dann warten Sie, bis es piepst." "Piepst?" "Genau."
Sie macht es!!! Ich lege den brummenden Hörer beiseite und gehe erstmal hinunter in die Cafete.
[...]
Gruß Bocuse
Ausnahmsweise gehe ich ran. Ein User, genauer gesagt eine Userin, ist dran. "Ähm... meine Workstation gibt komische Töne von sich", sagt sie. Ich kenne die Stimme nicht. Offensichtlich ein Frischling. "Tatsächlich", sage ich beeindruckt. "Was denn für Töne? Singt sie klingonische Opern?" "Nein, nein. Es ist eher so ein... ein tiefes Rumpeln vermischt mit einem unregelmäßigen Leiern..." Meiner Meinung nach klingt das ziemlich nach klingonischer Oper! Ich frage nach dem Host-Namen und sie sagt ihn mir. Ein ziemlich frischer Frischling!
"Aha", sage ich. "Tiefes Rumpeln, meinen Sie? Schaut mir ganz nach einem leichten Virenbefall aus. Lassen Sie denn regelmäßig Viren-Checker drüberlaufen? Zum Beispiel 'Sagrotan', 'Cebion' oder 'Domestos III'." "Äh... nein. Nicht daß ich wüßte..." "Vorbeugen ist sehr wichtig", sage ich ernst. "Schauen wir mal, wie es mit dem Immunsysten steht. Geben Sie man den Befehl 'immun-system' ein." (klickediklackedi) "Ähm... 'immun-system not found' meldet er..." "Not found? Steht da wirklich 'not found'?" Ich lasse meine Stimme dramatisch ansteigen. "Das sieht ja ganz übel aus. Warum haben Sie nicht schon vorher angerufen..." "Ist das was Ernstes?" flüstert sie eingeschüchtert. "Ernstes? Hoffen wir, daß es noch nicht zu spät ist. Halten Sie mal den Telefonhörer ganz dicht ans Gehäuse, damit ich eine hypostatisch-akustische Ferndiagnose durchführen kann." "Ähm... ok", nuschelt sie und es raschelt im Hörer. "Äh... das Telefon reicht nicht bis zum Rechner..." "Dann sollten Sie den Rechner eben zum Telefon bringen", sage ich. Daß die Leute auch über keinen Funken logisches Denken verfügen! "Aber... muß ich dazu nicht vorher ausschalten?" "NEIN! Wissen Sie nicht, daß man vernetzte Rechner niemals einfach ausschalten darf?! Das ganze homophone Accelerator-Cluster kann desharmonisiert und retrogradient sub-stabil werden - und dann haben wir den Salat!" "Oh!..." IMPRESSION MODE ON "... ok, dann trage ich die Workstation jetzt hierher", sagt sie eingeschüchtert.
Ich starte rasch ein paar rechenintensive Jobs auf ihrem Host, die ständig auf die Platte zugreifen, in der Hoffnung, daß die Platte beim Rübertragen crashed. Aber leider sind die Platten auch nicht mehr das,was sie früher einmal waren: vor noch ein paar Jahren brauchte man so ein Winchester-Laufwerk nur schief anblicken und schon... zupf!
"Hallo?", meldet sie sich wieder. "Da sind so komische gelbe Kabel hinten festgemacht. Die reichen nicht bis zum Telefon...." "Das ist nur das Ethernet. Ziehen Sie sie einfach ab", sage ich. "Und alle anderen Kabel können Sie auch gleich abziehen. Aber passen Sie auf, daß das Stromkabel drin bleibt! Wir wollen doch nicht, daß Ihre Maschine abstürzt!"
Sie macht es! Ehrlich, manchmal frage ich mich, was Eltern ihren Sprößlingen eigentlich 18 Jahre lang beibringen!
"Der Schirm ist plötzlich dunkel geworden..." "Das macht nichts", erläutere ich. "Außerdem erleichtert das die hypostatisch-akustische Ferndiagnose, wenn der Schirm nicht mehr stört. Kommt der Hörer jetzt bis ans Gehäuse? Gut. Jetzt halten Sie die Sprechmuschel etwa drei Zentimeter unterhalb der Lüfteröffnung auf der Rückseite fest ans Gehäuse und dann warten Sie, bis es piepst." "Piepst?" "Genau."
Sie macht es!!! Ich lege den brummenden Hörer beiseite und gehe erstmal hinunter in die Cafete.
[...]
Gruß Bocuse