Mit IHREM Hund lasse ich meinen nicht spielen, der will mit Krüppeln nix zu tun haben!"
Oh, Sprüche dieser Art gab es für mein altes Mädchen mehr als genug - und sie haben mir wirklich die Tränen in die Augen getrieben. Weil meine Lisa ja das tollste alte Mädchen auf Erden war. Ich wurde mehrfach beim Tierschutz angezeigt, weil ich meinen Hund angeblich nicht behandeln ließ (schließlich lahmte der ja ständig, da muss man doch was machen) usw. usf. Tierquälerin war auch ein häufig gehörter Begriff...
Ich weiß schon ziemlich gut, wie ätzend das sein kann, sich ständig rechtfertigen zu müssen, für etwas, das man nicht zu verantworten hat und leider nicht mehr ändern kann. Mein altes Mädchen hatte ein nach einer alten Fraktur falsch zusammengewachsenes Vorderbein. Ihr fehlte kein Teil des Beins oder so, sie war nicht offensichtlich behindert. Sie fiel halt durch Lahmheit auf (was auf das zertrümmerte, von Arthrose in Mitleidenschaft gezogene Gelenk zurückzuführen war - was aber eben durch bloßes Ansehen nicht direkt zu erkennen war) und da kommt man sehr schnell in den Verdacht, seinen armen Hund unter Schmerzen (schließlich lahmte sie ja) durch die Gegend zu treiben. Und wenn so ein Tier dauerhaft lahmt, kommt auch schnell das Gerücht auf, man würde das Tier einfach nicht behandeln lassen und sich nicht um dieses Bein kümmern. Das ist auch nicht unbedingt ein Zuckerschlecken.
Es war eine Wohltat, als ich dann hier aufs Land zog, wo man halt jeden Tag mehr oder weniger dieselben Leute trifft, die dann eben wussten, dass das die helki mit ihrem alten humpelnden Mädchen war, das sie so aus dem Tierschutz übernommen hat, weil keiner ein "Hinkebein" wollte.
Aber trotz allen Ärgers war es mir eigentlich (so gut wie immer) lieber, die Leute fragen nach, als unbeteiligt zu sein oder (was mich echt geärgert hat), direkt Ämter oder Tierschutzvereine einzuschalten, anstatt mich einfach direkt zu fragen.
Heute mit der blinden und tauben Nelly erlebe ich eher dieses Mitleidige - was ich fast noch schlimmer finde, als mich als Tierquälerin beschimpfen zu lassen. Vor lauter Mitleid wollen dann immer alle Klein-Nelly antouchen, was diese immer sehr erschreckt. Aber auch da hilft das Landleben. Mittlerweile hat sich hier rumgesprochen, dass Klein-Nelly lieber ihre Bahnen dreht, ohne betüdelt zu werden. Wobei ich mir auch ob der Haltung eines blinden und tauben Hundes schon anhören musste, eine Tierquälerin zu sein.