Hallo Anna,
ich kann mich auch Sabsi nur anschließen.
Allerdings wundert es mich, dass du dich wunderst, wenn du hier schroffe Töne zu hören bekommst, nachdem du selbst so schroff gestartet hast. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Manchmal hilft dann auch eine einfache Entschuldigung nicht. Schließlich hast du pauschal unterstellt, dass die TIG-Gegner keine Ahnung von einem jagenden Hund haben.
Es wundert mich auch, bei all deiner Hundeerfahrung, dass du mit einer 10 Monate alten Hündin 5 Stunden!!!! täglich spazieren gehst. Und das bei einer so großen Rasse, wo noch alle Knochen und Gelenke und Muskeln im Wachstum begriffen sind. Ich habe des öfteren gelesen und auch in unserer Hundeschule wurde es uns gesagt: als Faustregel gelten 5 Minuten pro Lebensmonat des Welpen/Junghundes bis er ca. ein Jahr alt ist. Das wären bei einer 10 Monate alten Hündin 50 Minuten am Stück.
Glaubst du wirklich, 5 Stunden Auslauf und dazu noch ein wenig Kopfarbeit lasten deinen intelligenten, jagdtriebstarken Hund aus? Hunde gehen nie einfach nur spazieren. Sie gehen jagen, ihr Territorium markieren usw. Aber sie gehen nicht spazieren um der Bewegung willen. Das einzige was du mit so viel Auslauf erreichst ist eine permanente Steigerung der Kondition. Wie bei jemandem, der anfängt zu joggen, nach 15 Minuten schon körperlich ausgelastet ist und nach einem Jahr locker 2-3 Stunden durch den Wald läuft.
Bei deinem Tagespensum frag ich mich tatsächlich, wann hat deine Hündin einmal Ruhe? Ruhe, um all das, was sie so an Eindrücken aufnimmt, auch zu verarbeiten?
Wenn du schon mit der Schleppleine gearbeitet hast, warum hast du sie dann schon entfernt, obwohl der Rückruf nicht zuverlässig klappt, wenn sie eine Spur aufgenommen hat? Je öfter sie dir entwischt, desto schwerer hast du es doch, ihr das Jagen wieder abzugewöhnen, denn jeder kleine Erfolg ist eine immense Belohnung für den Hund. Das Jagen ist ein Trieb. Den kannst du nicht unterbinden. Den kannst du nur in von dir gewünschte Bahnen lenken. Aber das erfordert Geduld und Zeit. Wenn du sie mit 6 Monaten bekommen hast können diese 4 Monate nicht reichen, um den Jagdtrieb in andere Bahnen zu lenken. Und schon gar nicht, wenn sie nun schon öfter Erfolg hatte.
Glaub mir, ich weiß wovon ich rede. Unsere Hündin ist ein JR-Dalmatiner-Podenco-Mix. Also gleich drei mal Jagdhund vertreten. Dazu kommt, dass sie lange auf der Straße gelebt hat und das Jagen überlebenswichtig für sie war. Wir haben sie nun seit zwei Jahren und noch heute ist es so, dass ich sie draußen keine Sekunde aus den Augen lassen kann. Wenn ich sie beim Spazieren gehen nicht immer wieder beschäftige macht sie sich selbständig. Was aus ihrer Sicht völlig normal ist. Das heißt aber nicht, dass ich permanent an dem Hund hänge. Wenn sie schnuppern will, ok. Hat sie jedoch eine Spur aufgenommen, sind sofort Spiele und Ablenkung und Gehorsamsübungen angesagt. Bis sie die Spur vergessen hat, dann kann sie weiter schnuppern. So wechselt unser Spaziergang ständig zwischen Entspannung und Übung.
Niemand hat hier gesagt, du sollst 2 Stunden lang permanent deinen Hund ablenken oder mit ihm spielen. Das wäre bei mir auch gar nicht möglich, mit zwei Hunden und drei Kindern.
Und ich kann dir auch sagen: deine Hündin prescht nicht einfach los. Es gibt zig kleine Anzeichen, dass sie eine Spur aufgenommen hat. Beobachte sie doch mal. Und dann sei schneller. Wenn du es schaffst, beim geringsten Anzeichen schon zu reagieren und dies IMMER, dann hast du das Problem bald im Griff. Schaffst du es nicht, leg DIR das TIG um und lös es aus, weil du ein Anzeichen übersehen hast. Nach zwei Jahren kann ich dir am Verhalten unserer Hündin sagen, ob sie eine Maus, einen Hasen oder ein Reh gewittert hat.
Also beobachte deinen Hund und lerne die Anzeichen zu erkennen. Und nimm sie an die Schleppleine, trainiere, hab Geduld und gib ihr Ruhe. Du findest es Quälerei, wenn sie an der Schleppleine ist? Ich finde das TIG Quälerei, und das unkontrollierte Jagen auch. Spätestens, wenn sie vor ein Auto läuft. Sabsi hat Recht, das TIG KANN die ALLERLETZTE Möglichkeit sein für einen Hund, bei dem sonst nur das Einschläfern bleibt. Und dann auch NUR durch einen erfahrenen Trainer.
Ich will dich nicht angreifen, sondern zum Nachdenken anregen.
Du hast hier ziemlich viele Verallgemeinerungen geschrieben. Mir scheint, du übersiehst dabei, dass jeder Hund ein Individuum ist. Nicht alle Irish Setter sind intelligent und verschmust, nur weil sie Irish Setter sind. Du hast dich bewusst für einen Jagdhund entschieden. Nun hilf ihm doch einfach dabei, seinen Trieb in von dir gelenkten Bahnen ausleben zu können.
Wenn dich das Thema so beschäftigt, dass du hier schreibst und sogar die Benutzung eines TIG in Erwägung ziehst, dann verstehe ich ehrlich gesagt nicht, warum du das Buch nicht gleich am ersten Abend verschlungen hast. Das Problem ist doch nicht, dass dein Hund jagd, sondern dass du das Jagen zulässt. Deine Aufgabe als verantwortungsvoller Hundehalter ist es, dafür zu sorgen, dass deinem Hund und seiner Umwelt nichts passiert.
Denk dran, deine Kleine ist mitten in der Pubertät. Da werden auch schon erlernte Kommandos einfach immer mal wieder vergessen. Ruhe und Konsequenz und Wiederholungen sind dann angesagt, nicht Schmerzen.
Ich hoffe, du hast mittlerweile das Buch gelesen und dich mehr mit dem Thema beschäftigt und wünsche dir viel Erfolg und Spaß bei der Umsetzung.
Gruß,
SaFla