@matty , zu deiner Frage nach dem Entspannungswort:
Als unsere Quixsy das erste Mal weg lief, war ich etwas ratlos. Ich war nicht dabei, es war in der Besprechung darüber kein Grund dafür offensichtlich und ich bin davon ausgegangen, das sie sich erschreckt hat.
Sie erschien mir immer sehr hibbelig, aber Russell sind normalerweise immer in Aktion und das ein Hund das zwei oder dreifache meiner üblichen Runde läuft, weil er immer wieder hin und her rennt, ist normal.
Ich hab mit ihrer Züchterin telefoniert und wir haben überlegt, aber ohne konkretes Ergebnis.
Nach dem ersten weg laufen zeigte sie sich wieder wie gewohnt, hörte aber auf Zuruf und schien normal, wenn auch immer unruhiger als meine anderen Russell. Zuhause war sie relativ entspannt.
Aber auf der Spazierrunde vibrierte sie förmlich.
Ich hatte keine Erfahrung mit ihrem spezifischen Problem und mußte erst mal erkennen, wo es hakte.
Beim zweiten weglaufen war ich dabei und Auslöser war ein Hase. Quixsy hat zwar auf Zuruf gestoppt, war aber so hoch gedreht das sie sofort wieder durch startete und weiter rannte.
Wir haben sie immer wieder gesehen, aber sie rannte und rannte etwa eine Stunde lang und verschwand dann aus unserem Blickfeld.
Im nächsten Ort ist sie dann auf gegriffen worden und ich konnte sie abholen.
Diesmal sagte die Züchterin nach Schilderung sofort: Adrenalinjunkie!
Hat sie selten bei ihren Hunden, kommt aber vor.
Wir waren der Meinung, das sich ihr Verhalten auf den Beutetrieb beschränkt, was ja für einen Jagdhund normal ist, wenn auch bei ihr auf einem sehr hohen Level.
Es zeigte sich aber, das sie auch bei anderen Aktivitäten sehr hoch dreht und aus dieser Erregungslage nur raus kommt, wenn sie sich erschöpft hat.
Was tun? Druck funktioniert nicht. Gar nichts sagen geht auch nicht, da Quixsy dann macht was sie will.
Unsere Hunde laufen immer offline und einen an der Schleppleine führen? Vor allem einen so sensiblen wie Quixsy? Das war für mich keine Option.
Ich hab mir dann überlegt Quixsy sehr eng zu führen und sie quasi an mir als Ruhe Punkt fest zu machen.
Das bin ich eh für die Hunde.
Aber für Quixsy mußte das stärker fixiert werden als für den Rest der Bande.
Sie hatte damals immer wieder mal die Augen etwas gereizt und wir haben sie häufig kontrolliert.
Als wir dann überlegt haben, sie gezielt runter zu regulieren, kam mein Mann auf die Idee uns diese Kontrolle zu nutze zu machen.
Auf den Ruf “Quixsy, Äuglein“ kam sie zu Hause angelaufen, wir kontrollierten die Augen und sie bekam ein Lecklerlie.
Also haben wir ihr auf jedem Spaziergang mehrfach “Quixsy, Äuglein“ zugerufen. Wenn sie dann kam, wurden und werden umständlich die Augen nach gesehen, es wird mit ihr geredet und sie bekommt ihr Leckerlie.
Auf keinen Fall darf man sie fest halten, dann steigt ihr Adrenalinpegel sofort wieder.
Wichtig ist mit ihr zu reden und dabei Ruhe aus zu strahlen. Ich hab ihr schon die unsinnigsten Dinge erzählt von Einkaufszetteln über Renovierung zur Urlaubsplanung, Hauptsache sie beginnt sich auf meine ruhige Stimme zu konzentrieren.
Mittlerweile beobachte ich sie ja seit Jahren und sehe wenn sie anfängt zu kippen und kenne die möglichen Auslöser und dann kommt von mir sofort “Quixsy, Äuglein“ und sie kommt zu mir, wir setzen uns hin und entspannen.
Das hat sich über die Jahre manifestiert und Quixsy rutscht jetzt ganz automatisch in den Entspannungsmodus.
Nicht das ich das jemals für selbstverständlich halten würde.
Auch ist sie nach wie vor generell unruhiger als meine anderen Russell. Wenn sie endlich liegt, liegt der Rest der Bande schon eine Zeit im Tiefschlaf.
Sie ist sehr sensibel und emphatisch. Als Nopper, ihr bester Kumpel, vor einem Jahr ein Auge verlor, war Quixsy dermaßen unruhig, das ich zwei verunsicherte Hunde hatte statt einem.
Auch das sie mittlerweile knapp 7 Jahre alt ist, hat keine Verbesserung bewirkt. Ich hatte etwas gehofft, aber nicht wirklich geglaubt, das sie sich mit zunehmendem Alter ruhiger zeigt.
Wenn mein Mann ausnahmsweise mal alleine mit den Hunden unterwegs ist, bleiben Quixsy und Nopper bei mir.
Quixsy, weil mein Mann sie nicht händeln kann. Ihm gelingt es nicht ihr gelassen zu begegnen. Es fällt ihm schwer sich auf sie einzulassen, was sie spürt und ihre Nervosität steigen läßt.
Nopper bleibt zu ihrer Beruhigung, weil sie auf ihn fixiert ist.
Quixsy braucht einen gelassenen Halter und ein ruhiges Umfeld. Sie ist nicht rassetypisch, auch wenn solche Hunde in dieser Rasse immer wieder mal vor kommen.
Russell wirken zwar auf einen Außenstehenden als gerieten sie schnell und nachhaltig außer Kontrolle, das sind sie aber in der Regel nicht.
Ich hab vor kurzem ein Video gesehen, in dem mehrere Russell einen Dachs erlegten.
Wenn man genau hin sieht, erkennt man wie überlegt sie vorgehen, obwohl es scheint als würden sie durch drehen.
Eine gut gezogenen Russell kann man auch zu einem Halter geben, der einen Familienhund möchte. Er muß dem Hund klare Vorgaben machen, ihn ausreichend beschäftigen und seinem Jagdtrieb Rechnung tragen, dann ist das kein Hexenwerk.