Aber natürlich kann man die Rassen von Hunden bestimmen.
Also, zumindest kann man bestimmen, ob ein Hund einer bestimmten Rasse reinrassig ist.
Und man kann auch bestimmen, wie ähnlich ein bestimmter Mischling einer anderen Rasse ist.
Aber es funktioniert nur mit Einschränkungen.
Ich kann versuchen, zu erklären, wie es gemacht wird.
Prinzipiell basiert das Verfahren darauf, dass Hunde einer bestimmten Rasse sich im Erbgut logischerweise ähnlicher sind als Hunde einer anderen Rasse. Zwei nicht verwandte Schäferhunde sind sich auf DNA-Ebene ähnlicher als ein Schäferhund und ein Mops. Und der Schäferhund und der Mops dürften sich
in bestimmten Bereichen erheblich mehr voneinander unterscheiden, als ein Afrikaner und ein Chinese.
Achtung: Es geht hier nicht um die Gesamt-DNA. Guckt man die an, sind die Unterschiede verschwindend gering. Schaut man aber etwa an die Stelle der Gene (vereinfacht gesagt) für Körpergröße, Fellbeschaffenheit, Ohrenform, Form der Schnauze - so wird man an diesen Stellen viele Unterschiede finden. Und sehr charakteristische. Deren Kombination den Phänotyp der jeweiligen Rasse ausmacht.
Und genau auf diesem Prinzip beruht der Test: Man untersucht nicht die gesamte DNA, sondern nur bestimmte genetische Marker - Bereiche der DNA, die sich leicht untersuchen lassen und im Erbgut in verschiedenen Varianten vorkommen. (Beispielsweise kann ein Hund an einer bestimmten Stelle der DNA die Base A oder die Base C tragen.)
Davon gibt es quer durch das ganze Genom fast unzählige, aber dank moderner Datenverarbeitung und Hochdurchsatzverfahren bei der Probenbearbeitung ist es heute möglich, die Marker zu ermitteln, die bei einer bestimmten Rasse immer in einer bestimmten Variante vorliegen.
Am Ende hat man dann eine Liste von Genvarianten an bestimmten Stellen im Genom, die für diese Rasse charakteristisch sind. Im Prinzip ist das Ganze also ein vereinfachter genetischer Fingerabdruck für Hunde mit einem speziellen Phänotyp.
Der Labormensch sieht den Hund ja nicht - der kriegt die DNA, schaut in das Profil und sagt dann: "Das Muster sieht so und so aus - entspricht Rasse X."
Bei einem Mischling kommt es natürlich logischerweise zu einem Mixprofil - und in dem Moment kann man eigentlich gar nichts mehr sicher sagen, weil ja eben die
Kombination der Marker die Rasse beschreibt. Und je mehr Marker es gibt, desto mehr mögliche Kombinationen, die beim Mischling aber alle durcheinander geraten.
Ein Beispiel:
So kann die Kombi A
C G T für Dackel stehen, C
CGT für Dalamatiner, C
CAT für Weimaraner - ein Dackel-Weimaraner-Mix könnte aber genauso gut an dieser Stelle CCGT aufweisen - das C vom Dackel, das C vom Dackel oder Weimaraner, das G vom Dackel - das T haben eh alle 3 Rassen an dieser Stelle - damit wird aus dem Mix aber noch kein Dalmatiner, und auch kein Dalmatiner-Mix...
Man kann bei einem Mischling lediglich berechnen, welche Profile am
wahrscheinlichsten an der Entstehung des vorliegenden beteiligt waren.
Aber genetische Angaben basieren immer auf Wahrscheinlichkeiten, auch bei rassereinen Hunden - nur ist diese Wahrscheinlichkeit einer korrekten Antwort bei Mixen deutlich geringer.
Problem No. 2: Das ganze funktioniert logischerweise nur innerhalb des Panels - also innerhalb der Liste der Rassen, die die betreffende Firma testet. Man kann nur finden, wonach man sucht. Eine Rasse, die nicht auf der Liste steht, wird dieser Test auch nicht entdecken. Also zB den Pit oder Staff nicht.
(Siehe zB die Liste dieser Firma
)
Also kann theoretisch ein rassereiner Hund einer Rasse, die nicht auf der Liste steht, als Mix irgendeiner der Rassen auf der Liste identifiziert werden - aus einem Kaukasen wird vielleicht ein "Pyrenäen-Bernhardiner-Chihuahua-Mix", einfach weil sein DNA-Profil so aussieht und die Rasse Kaukase als solche nicht erfasst ist.
In anderen Worten: Die Methode ist nicht perfekt. Für die ausgewählten Rassen, für die sie validiert ist, funktioniert sie aber ziemlich gut. Und bei Mischlingen (vor allem Mischlingen über mehrere Generationen) mit relativ großen Einschränkungen.
Einen Pit oder Staff oder AmBulldog kann man aber bisher noch nicht eindeutig identifizieren, da es für diese Hunde wohl keine eindeutige Kombination im ausgewählten Marker-Pannel gibt.
Und da man keinen rassereinen Pit oder Staff identifizieren kann, kann man auch den Pitbull-Anteil eines Mischlings nicht bestimmen - denn wonach man nicht suchen kann, das kann man auch nicht finden.
Ich hoffe, das war jetzt nicht allzu verwirrend.
Aber auf jeden Fall irrt ihr, wenn ihr pauschal behauptet, Hunderassen könne man nicht genetisch identifizieren, weil es bei Menschen auch nicht eindeutig geht. Die genetische Variation innerhalb von Hunderassen ist viel kleiner als innerhalb der entsprechenden Rassen oder Ethnien (im biologischen Sinne) beim Menschen.
Moderne menschliche Populationen sind (mit Ausnahmen, zB bei geografischer oder sprachlicher Isolation, oder wenn eine Bevölkerungsgruppe auf sehr wenige gemeinsame Vorfahren zurückggeht - Flaschenhals-Effekt -) viel uneinheitlicher und weniger klar abgegrenzt als Haustierrassen.
Grund: Beim Menschen entstehen phänotypische Unterschiede teils als Anpassung an die Umwelt (Hautfarbe, Größe), und teils zufällig (zB Sommersprossen - treten zufällig auf, schaden erstmal nicht weiter, können sich in einer Region manifestieren, während 1000 km weiter noch nie jemand was davon gehört geschweige denn gesehen hat...)
Hunde oder andere Haustiere werden aber bewusst auf einen bestimmten Phänotyp und bestimmte Verhaltensweisen gezüchtet. Die Selektion ist viel stärker, und der Phänotyp viel einheitlicher als beim Menschen, der sich ja eben nicht zielgerichtet vermehrt.
Die beiden Fälle lassen sich daher vom arbeitstechnischen Standpunkt des Genetikers aus schlicht nicht vergleichen.
LG,
Lektoratte