Kaze
15 Jahre Mitglied
Nur: Manche Supermärkte lassen den Blindenhund erst gar nicht herein
Vom 08.06.2004
WIESBADEN Selma ist gerade zwei Jahre alt, fährt gerne Auto, liebt Kinder und kommt an keinem Fluss vorbei, ohne das Bedürfnis zu verspüren, hineinzuspringen. Ansonsten ist Selma ein echtes Arbeitstier, diszipliniert, konzentriert - und für ihre Besitzerin Nicole Kettenbach unglaublich wertvoll. Und zwar nicht nur, weil Selma fast 20000 Euro gekostet hat: Der Blindenhund gibt Nicole die Freiheit zurück, sich wieder alleine sicher in der Stadt zu bewegen. Seit zwei Jahren kann die 26-jährige gerade noch erkennen, ob es Tag oder Nacht um sie herum ist. Ansonsten ist die sichtbare Welt für Nicole vollends verschwunden.
"Selma guckt für mich, heitert mich auf", sagt Nicole. "Sie ist die beste Freundin für mich." Fast drei Jahre hat es gedauert, bis die Krankenkasse den Blindenhund genehmigt hat. Seit dem 26. März sind Nicole und Selma ein Team. Ein unzertrennbares, möchte man meinen - wenn es da nicht eine paar Probleme gäbe, die Nicole nie erwartet hätte.
Überraschung Nummer 1: Als Nicole zum ersten Mal mit Selma in den Supermarkt um die Ecke geht, kann sie sich nicht besonders lange darüber freuen, dass ihr Blindenhund sie nun endlich sicher zwischen herumstehenden Paletten und Einkaufswagen durch die Gänge führt. Denn kaum haben Nicole und Selma den Supermarkt betreten, werden sie wieder hinausgeworfen. Hunde seien im Supermarkt nun mal nicht erlaubt. Was der Marktleiter nicht weiß: Blindenhunde schon. Das bestätigte auch das Veterinäramt in einem Brief, nachdem Nicole dort um Rat nachgefragt hat.
Überraschung Nummer 2: Nach ein paar Tagen kehrt Nicole in den HL-Markt zurück. Wieder soll sie den Laden ohne Einkauf verlassen. Als Nicole den Brief vom Veterinäramt hervorholt, lässt man sie diesmal gewähren. Wenn auch nur zähneknirschend, man hat nämlich Angst, der Hund könnte etwas anstellen. Dabei ist Selma für solche Einsätze ausgebildet, bellt nicht, stört nicht, sucht nur für Nicole den richtigen Weg.
Auch in anderen Läden gibt es Probleme mit dem Hund: Vielen ist nicht bewusst, dass die Spezialisten auf vier Pfoten nicht nur notwendige, sondern auch erlaubte Begleiter sind. Beim Test-Einkauf mit dem Kurier im Plus-Markt in der Dotzheimer Straße läuft aber alles wie am Schnürchen: keine Probleme wegen des Hundes, stattdessen hilft die stellvertretende Marktleiterin Nicole dabei, an der Schlange vor der Kasse vorbeizukommen. Die 26-Jährige ist begeistert. Wenn das nur die Regel und nicht die Ausnahme wäre. . .
Mit ihrer Selma ist Nicole richtig flott in den Straßen unterwegs: "Wo ist die Ampel", fragt die junge Frau ihren Hund - und Selma springt, sobald sie diese gefunden, hat am nächsten Ampel-Mast hoch. "Das hast Du gut gemacht", lobt Nicole und reicht ihrem Labrador eine Leckerei. Außerdem findet Selma für Frauchen Sitzgelegenheiten oder den Weg zum Augenarzt.
Nur abends kommt Selma mit ihrer Chefin nicht weit: Ins Kino oder Theater will man Selma nicht lassen. Dabei hatte sich Nicole auf ihre neue Freiheit mit Selma jahrelang gefreut. "Was soll ein Blinder machen: zuhause sitzen?", fragt sie. "Ich bin jung, ich will mein Leben genießen." Auch wenn sie zu 100 Prozent sehbehindert ist, will sie sich das auf keinen Fall nehmen lassen.
Von 12 bis 17 Uhr gibt es heute eine Info-Veranstaltung im Schloss Freudenberg, bei der der Alltag von Sehbehinderten spielerisch kennen gelernt werden kann.
Quelle:
Vom 08.06.2004
WIESBADEN Selma ist gerade zwei Jahre alt, fährt gerne Auto, liebt Kinder und kommt an keinem Fluss vorbei, ohne das Bedürfnis zu verspüren, hineinzuspringen. Ansonsten ist Selma ein echtes Arbeitstier, diszipliniert, konzentriert - und für ihre Besitzerin Nicole Kettenbach unglaublich wertvoll. Und zwar nicht nur, weil Selma fast 20000 Euro gekostet hat: Der Blindenhund gibt Nicole die Freiheit zurück, sich wieder alleine sicher in der Stadt zu bewegen. Seit zwei Jahren kann die 26-jährige gerade noch erkennen, ob es Tag oder Nacht um sie herum ist. Ansonsten ist die sichtbare Welt für Nicole vollends verschwunden.
"Selma guckt für mich, heitert mich auf", sagt Nicole. "Sie ist die beste Freundin für mich." Fast drei Jahre hat es gedauert, bis die Krankenkasse den Blindenhund genehmigt hat. Seit dem 26. März sind Nicole und Selma ein Team. Ein unzertrennbares, möchte man meinen - wenn es da nicht eine paar Probleme gäbe, die Nicole nie erwartet hätte.
Überraschung Nummer 1: Als Nicole zum ersten Mal mit Selma in den Supermarkt um die Ecke geht, kann sie sich nicht besonders lange darüber freuen, dass ihr Blindenhund sie nun endlich sicher zwischen herumstehenden Paletten und Einkaufswagen durch die Gänge führt. Denn kaum haben Nicole und Selma den Supermarkt betreten, werden sie wieder hinausgeworfen. Hunde seien im Supermarkt nun mal nicht erlaubt. Was der Marktleiter nicht weiß: Blindenhunde schon. Das bestätigte auch das Veterinäramt in einem Brief, nachdem Nicole dort um Rat nachgefragt hat.
Überraschung Nummer 2: Nach ein paar Tagen kehrt Nicole in den HL-Markt zurück. Wieder soll sie den Laden ohne Einkauf verlassen. Als Nicole den Brief vom Veterinäramt hervorholt, lässt man sie diesmal gewähren. Wenn auch nur zähneknirschend, man hat nämlich Angst, der Hund könnte etwas anstellen. Dabei ist Selma für solche Einsätze ausgebildet, bellt nicht, stört nicht, sucht nur für Nicole den richtigen Weg.
Auch in anderen Läden gibt es Probleme mit dem Hund: Vielen ist nicht bewusst, dass die Spezialisten auf vier Pfoten nicht nur notwendige, sondern auch erlaubte Begleiter sind. Beim Test-Einkauf mit dem Kurier im Plus-Markt in der Dotzheimer Straße läuft aber alles wie am Schnürchen: keine Probleme wegen des Hundes, stattdessen hilft die stellvertretende Marktleiterin Nicole dabei, an der Schlange vor der Kasse vorbeizukommen. Die 26-Jährige ist begeistert. Wenn das nur die Regel und nicht die Ausnahme wäre. . .
Mit ihrer Selma ist Nicole richtig flott in den Straßen unterwegs: "Wo ist die Ampel", fragt die junge Frau ihren Hund - und Selma springt, sobald sie diese gefunden, hat am nächsten Ampel-Mast hoch. "Das hast Du gut gemacht", lobt Nicole und reicht ihrem Labrador eine Leckerei. Außerdem findet Selma für Frauchen Sitzgelegenheiten oder den Weg zum Augenarzt.
Nur abends kommt Selma mit ihrer Chefin nicht weit: Ins Kino oder Theater will man Selma nicht lassen. Dabei hatte sich Nicole auf ihre neue Freiheit mit Selma jahrelang gefreut. "Was soll ein Blinder machen: zuhause sitzen?", fragt sie. "Ich bin jung, ich will mein Leben genießen." Auch wenn sie zu 100 Prozent sehbehindert ist, will sie sich das auf keinen Fall nehmen lassen.
Von 12 bis 17 Uhr gibt es heute eine Info-Veranstaltung im Schloss Freudenberg, bei der der Alltag von Sehbehinderten spielerisch kennen gelernt werden kann.
Quelle: