Engel der gequälten Tiere
Bis zu 50 Stunden in der Woche arbeitet Ingrid Weber
ehrenamtlich im Bertha-Bruch-Tierheim
- Von FRANK KOHLER -
Saarbrücken. Tausende kennen sie. Scharen von
Menschen, die einen Hund, eine Katze gesucht und
gefunden haben, schätzen sie. Tiere in Not brauchen sie.
Sie leidet, wenn ein Hunde- oder Katzenleben vorbei ist, das
ohne Happy End blieb: eine neue Familie. Ingrid Weber hat
das Trauern nicht verlernt: "Wenn ein Tier bei uns im Heim
stirbt, ist das so schlimm. Ich denke dann immer: Jetzt hat
dieses arme Geschöpf hier gewartet und gewartet. Aber
nichts ist passiert. Tiere sollten einfach ein Zuhause
haben."
Wer ist Ingrid Weber? Vorsitzende des Tierschutzvereins
Saarbrücken. Verantwortlich für das größte Tierheim des
Landes. 61, verheiratet, zwei Söhne.
Und bestimmt seit ewigen Zeiten fürs Bertha-Bruch-Tierheim
da, wie so viele glauben, die ihr auf dem Gelände zwischen
Hunden, Katzen und Büro-Arbeit begegnen. Falsch. Wann
dieses dritte Ehrenamt ins Leben der Sulzbacherin kam,
das weiß sie noch ganz genau. "Am zweiten
Weihnachtstag 1991.{lsquo}{lsquo} Da war sie zum ersten
Mal im Tierheim am Saarbrücker Folsterweg. Zum ersten
Mal überhaupt in einem Tierheim. Die Trauer trieb sie hin.
Und ein Tipp ihrer Kinder. Wenn die gewusst hätten, was
sie damit auslösen . . .
Am 24. November 1991 war die geliebte Rottweiler-Hündin
der Familie gestorben. Gerade mal sieben Jahre war Filou
alt, als der Krebs sie tötete. Das liebe Tier hinterließ ein
großes Loch im Leben der Webers. Im Tierheim sollte sich
doch bestimmt ein Nachfolger finden lassen.
Daraus wurde erst mal nichts. Statt dessen zog es Ingrid
Weber nun Tag für Tag, Woche für Woche zu den vielen
Kreaturen, die im Bertha-Bruch-Heim ihr Dasein fristen.
Kämmen, ausführen, streicheln, trösten. Das war erst der
Anfang. "Ich bin dann in den Verein reingewachsen. Immer
mehr Arbeit kam hinzu. Vor sechs Jahren übernahm ich die
Öffentlichkeitsarbeit, im vergangenen Jahr den Vorsitz." Das
hat Folgen im Familienleben. Gut, dass da so viel
Verständnis für die Tierliebe Ingrid Webers da ist.
"38 bis 50 Stunden pro Woche brauche ich schon für den
Verein." Vielleicht kommt die Familie so gut mit dem
Ehrenamt der Mutter klar, weil es nun wirklich nicht ihr
erstes ist. Gedrängt hat sie sich nie nach Amt und Würden.
"Diese Aufgaben kamen immer zu mir."
Angefangen hat's vor drei Jahrzehnten, als sie den
Förderkreis für die Musikschule Sulzbach mit ins Leben rief.
Warum? Na, weil diese Schule zwar viele junge Leute
anlockte, aber nur wenige Instrumente hatte. Das Leben
ihrer Kinder spiegelte sich erneut im nächsten Ehrenamt
wider. Die beiden Jungs gingen aufs Gymnasium. Jemand
musste den Schüleraustausch mit dem Pariser Gymnasium
Claude Monet organisieren. Wer?
Genau. Ingrid Weber fand Jahr für Jahr Gast-Eltern für 60
junge Franzosen und brachte dieselbe Zahl von Sulzbacher
Eleven bei Familien in Paris unter. Das tat sie sogar noch
fünf Jahre, nachdem ihre Sprösslinge der Schule
entwachsen waren. Die Ehrenamtspause währte nicht
lange. Bis zu besagtem zweiten Weihnachtstag 1991.
Der Tierschutz fordert sie. Sie muss Feste organisieren. Im
Sommer, im Advent. Denn die tüchtigen Freunde der armen
Kreaturen brauchen jede Mark. Ingrid Weber muss viele
Firmen-Klinken putzen, bis sie die Preise für die Tombola
zusammen hat. Sie begeistert Schüler für den Tierschutz,
weil sie unter ihnen die Ehrenamtlichen von morgen
gewinnen will. "Ohne unsere vielen Helfer wäre zum Beispiel
die Büroarbeit im Tierheim gar nicht zu schaffen." Damit das
weiterläuft, sucht sie "ganz viele junge Leute, die in die
Vorstandsarbeit reinwachsen".
Wer sich darauf einlässt, bekommt Leben in die Bude. Das
Telefon bimmelt bis zu 30 Mal am Tag "dienstlich" in der
Sulzbacher Wohnung der Webers. Sie hat halt viel am Hals,
muss Familie und Tierschutz unter einen Hut bringen.
Was reizt sie bei so viel Einsatz an diesem Ehrenamt?
Ingrid Weber: "Es ist die reine Freude, wenn eines der Tiere
bei uns rausgeht und wieder ein Zuhause hat. Das gibt
unserer Arbeit Sinn. Wir sind nicht dazu da, diese
Geschöpfe an uns zu binden, sondern sie zu vermitteln. Der
Tierschutz braucht immer genug gute Leute, die genau
danach trachten."
Ingrid Weber hat solche Menschen im Bertha-Bruch-Heim
hinter sich. Das Heim hat ihr dann doch noch zu einem
Nachfolger für das Hunde-Mädchen Filou verholfen. Denn
dort lebte Harry, wie Filou ein Rottweiler. Ihm waren dank
der Tierliebe der Webers noch fünf schöne Jahre bei netten
Leuten vergönnt. Ein Happy-End, das Ingrid Weber jedem
ihrer vielen Schützlinge wünscht.
oder
Bis zu 50 Stunden in der Woche arbeitet Ingrid Weber
ehrenamtlich im Bertha-Bruch-Tierheim
- Von FRANK KOHLER -
Saarbrücken. Tausende kennen sie. Scharen von
Menschen, die einen Hund, eine Katze gesucht und
gefunden haben, schätzen sie. Tiere in Not brauchen sie.
Sie leidet, wenn ein Hunde- oder Katzenleben vorbei ist, das
ohne Happy End blieb: eine neue Familie. Ingrid Weber hat
das Trauern nicht verlernt: "Wenn ein Tier bei uns im Heim
stirbt, ist das so schlimm. Ich denke dann immer: Jetzt hat
dieses arme Geschöpf hier gewartet und gewartet. Aber
nichts ist passiert. Tiere sollten einfach ein Zuhause
haben."
Wer ist Ingrid Weber? Vorsitzende des Tierschutzvereins
Saarbrücken. Verantwortlich für das größte Tierheim des
Landes. 61, verheiratet, zwei Söhne.
Und bestimmt seit ewigen Zeiten fürs Bertha-Bruch-Tierheim
da, wie so viele glauben, die ihr auf dem Gelände zwischen
Hunden, Katzen und Büro-Arbeit begegnen. Falsch. Wann
dieses dritte Ehrenamt ins Leben der Sulzbacherin kam,
das weiß sie noch ganz genau. "Am zweiten
Weihnachtstag 1991.{lsquo}{lsquo} Da war sie zum ersten
Mal im Tierheim am Saarbrücker Folsterweg. Zum ersten
Mal überhaupt in einem Tierheim. Die Trauer trieb sie hin.
Und ein Tipp ihrer Kinder. Wenn die gewusst hätten, was
sie damit auslösen . . .
Am 24. November 1991 war die geliebte Rottweiler-Hündin
der Familie gestorben. Gerade mal sieben Jahre war Filou
alt, als der Krebs sie tötete. Das liebe Tier hinterließ ein
großes Loch im Leben der Webers. Im Tierheim sollte sich
doch bestimmt ein Nachfolger finden lassen.
Daraus wurde erst mal nichts. Statt dessen zog es Ingrid
Weber nun Tag für Tag, Woche für Woche zu den vielen
Kreaturen, die im Bertha-Bruch-Heim ihr Dasein fristen.
Kämmen, ausführen, streicheln, trösten. Das war erst der
Anfang. "Ich bin dann in den Verein reingewachsen. Immer
mehr Arbeit kam hinzu. Vor sechs Jahren übernahm ich die
Öffentlichkeitsarbeit, im vergangenen Jahr den Vorsitz." Das
hat Folgen im Familienleben. Gut, dass da so viel
Verständnis für die Tierliebe Ingrid Webers da ist.
"38 bis 50 Stunden pro Woche brauche ich schon für den
Verein." Vielleicht kommt die Familie so gut mit dem
Ehrenamt der Mutter klar, weil es nun wirklich nicht ihr
erstes ist. Gedrängt hat sie sich nie nach Amt und Würden.
"Diese Aufgaben kamen immer zu mir."
Angefangen hat's vor drei Jahrzehnten, als sie den
Förderkreis für die Musikschule Sulzbach mit ins Leben rief.
Warum? Na, weil diese Schule zwar viele junge Leute
anlockte, aber nur wenige Instrumente hatte. Das Leben
ihrer Kinder spiegelte sich erneut im nächsten Ehrenamt
wider. Die beiden Jungs gingen aufs Gymnasium. Jemand
musste den Schüleraustausch mit dem Pariser Gymnasium
Claude Monet organisieren. Wer?
Genau. Ingrid Weber fand Jahr für Jahr Gast-Eltern für 60
junge Franzosen und brachte dieselbe Zahl von Sulzbacher
Eleven bei Familien in Paris unter. Das tat sie sogar noch
fünf Jahre, nachdem ihre Sprösslinge der Schule
entwachsen waren. Die Ehrenamtspause währte nicht
lange. Bis zu besagtem zweiten Weihnachtstag 1991.
Der Tierschutz fordert sie. Sie muss Feste organisieren. Im
Sommer, im Advent. Denn die tüchtigen Freunde der armen
Kreaturen brauchen jede Mark. Ingrid Weber muss viele
Firmen-Klinken putzen, bis sie die Preise für die Tombola
zusammen hat. Sie begeistert Schüler für den Tierschutz,
weil sie unter ihnen die Ehrenamtlichen von morgen
gewinnen will. "Ohne unsere vielen Helfer wäre zum Beispiel
die Büroarbeit im Tierheim gar nicht zu schaffen." Damit das
weiterläuft, sucht sie "ganz viele junge Leute, die in die
Vorstandsarbeit reinwachsen".
Wer sich darauf einlässt, bekommt Leben in die Bude. Das
Telefon bimmelt bis zu 30 Mal am Tag "dienstlich" in der
Sulzbacher Wohnung der Webers. Sie hat halt viel am Hals,
muss Familie und Tierschutz unter einen Hut bringen.
Was reizt sie bei so viel Einsatz an diesem Ehrenamt?
Ingrid Weber: "Es ist die reine Freude, wenn eines der Tiere
bei uns rausgeht und wieder ein Zuhause hat. Das gibt
unserer Arbeit Sinn. Wir sind nicht dazu da, diese
Geschöpfe an uns zu binden, sondern sie zu vermitteln. Der
Tierschutz braucht immer genug gute Leute, die genau
danach trachten."
Ingrid Weber hat solche Menschen im Bertha-Bruch-Heim
hinter sich. Das Heim hat ihr dann doch noch zu einem
Nachfolger für das Hunde-Mädchen Filou verholfen. Denn
dort lebte Harry, wie Filou ein Rottweiler. Ihm waren dank
der Tierliebe der Webers noch fünf schöne Jahre bei netten
Leuten vergönnt. Ein Happy-End, das Ingrid Weber jedem
ihrer vielen Schützlinge wünscht.
oder