Missbrauch von Tieren - ein Tabu breitet sich aus

Wolfgang

KSG-Haarspalter™
02.04.2004
Missbrauch von Tieren - ein Tabu breitet sich aus


Ein Interview mit Gabriele Frey, Projektleiterin von "Verschwiegenes Tierleid" in Saarbrücken


(tol). Stuttgarter Polizeibeamte hatten in der Nacht zum vergangenen Dienstag (30. März) auf dem Zoo-Gelände der Wilhelma einen mutmaßlichen Tierschänder vorläufig festgenommen (wir berichteten). Der 35-jährige Mann soll sich wiederholt an einer Kuh und einem Schwein vergangen haben. Die Polizei hatte ihn jetzt auf frischer Tat ertappt. S.ex mit Tieren? Wir sprachen mit Gabriele Frey über das Tabuthema. Sie ist beim Verein "Menschen für Tierrechte - Tierversuchsgegener Saar e.V." als Projektleiterin für "Verschwiegenes Tierleid" zuständig.


S.exueller Missbrauch von Tieren ist nicht strafbar, die Verletzung von Tieren aber schon...

... Ja, das ist durch die historische Entwicklung des Tierschutzes und durch die Rechtsauffassung in den 60-er Jahren erklärbar. Das Tier galt als "Sache". Eine Sachbeschädigung setzt jedoch eine Beschädigung oder Zerstörung der fremden Sache voraus - nicht der eigenen. S.exuelle Handlungen mit fremden Sachen sind erlaubt, vorausgesetzt, die Sache wird nicht beschädigt oder zerstört. Der damalige Gesetzgeber hoffte - trotz seines Wissens um die faktisch gegebene Schutzlosigkeit des Tieres vor S.exuellem Missbrauch - auf nur geringe Täterzahlen...

... hat sich die Hoffnung erfüllt?

Die heutige Entwicklung der S.exuellen Handlungen entlarvt diese Hoffnung als reine Illusion. Weil "keine Strafe ohne Gesetz" gilt, wird von den Tätern der S.exuelle Übergriff auf eigene und fremde Tiere als "erlaubte Handlung" gedeutet und vollzogen. Die Rechtssicherheit des Tierhalters, der sein Tier vor S.exuellen Handlungen in der Regel geschützt wissen möchte und auf eine strafrechtliche Verfolgung auch ohne erhebliche Verletzungen vertraut, wird angesichts der jetzigen gesetzlichen Regelung bitter enttäuscht.

Hat die Reform des Tierschutzgesetzes von 1998 etwas bewirkt?

Erst das heutige Tierschutzgesetz, die Änderung des Status des Tieres im BGB "Tiere sind keine Sachen" sowie der Verfassungsrang des Tierschutzes könnten ermöglichen, den S.exuellen Missbrauch ohne nachweisbare Verletzungen des Tieres als tierschutzrelevant zu erfassen.

Wie wird im europäischen Ausland verfahren?

In Europa wird der S.exuelle Übergriff auf Tiere, konkret der Geschlechtsverkehr mit Tieren, nur in Großbritannien strafrechtlich verfolgt. Allerdings laufen zur Zeit sowohl in Schweden, den Niederlanden, Österreich als auch der Schweiz polititisch gestützte Initiativen zur Aufnahme eines ausdrücklichen Verbots S.exueller Handlungen mit Tieren.

Ist denn die Sodomie in der Bundesrepublik stark verbreitet?

Exakte Zahlen über das Ausmaß der betroffenen Tiere oder eine Zahl der Täter beziehungsweise der Täterinnen liegen nicht vor. Dies erklärt sich einerseits durch die hochgradige Tabuisierung des Themas innerhalb der Gesellschaft, die eine quantitative Erfassung behindert, andererseits können aufgrund der veränderten Rechtslage offiziell nur noch amtlich bekannt gewordene Fälle zahlenmäßig erfasst werden, also solche Fälle, bei denen das Tier nachweislich erhebliche Schmerzen oder Leiden erlitten hat oder getötet wurde und eine Verurteilung nach Paragraf 17 Tierschutzgesetz erfolgte. Da nicht jeder S.exuelle Übergriff diesen Tatbestandsmerkmalen genügt, lassen die amtlich bekannt gewordenen Fälle keine Rückschlüsse auf das tatsächliche zahlmäßige Vorkommen zu. Eine britische Studie im Bereich der Kleintierpraxen belegt jedoch, dass heute bereits sechs Prozent der allein durch Tierärzte gemeldeten Fälle sich auf S.exuelle Missbrauchshandlungen an Hund und Katze beziehen.

Diese Zahlen müssen allerdings vor dem Hintergrund der für alle Missbrauchsdelikte typisch hohen Dunkelziffer betrachtet werden. Trotz dieser Schwierigkeiten bei der zahlenmäßigen Erfassung wird in einer Studie von 2002 angenommen, dass zirka fünf Prozent der Männer S.exuelle Kontakte mit Tieren haben. Obgleich die tierpornografischen Darstellungen das Gegenteil vermuten lassen, ist der Anteil der Frauen geringer. Vorwiegend ist also von einem männlichen Täterkreis auszugehen.

Wie schwer wiegt da der Anteil des Internets?

Das Internet als neues Kommunikationsmediun ermöglicht heutzutage nicht nur die Verbreitung der Tierpornografie und dient als Kontaktbörse für die Vermittlung von Tieren für S.exuelle Praktiken, sondern fördert die S.exuellen Übergriffe auf Tiere durch einschlägige Websites. Wie eine amerikanische Studie bestätigt, muss beim S.exuellen Missbrauch von Tieren von einer neuen "Szene" beziehungsweise einer neuen Subkultur gesprochen werden, die in den nächsten Jahren weiter wachsen wird. Was konkret bedeutet, dass mit einer ebenfalls wachsenden Zahl von Tieren, die als Objekte zur Befriedigung S.exueller Bedürfnisse instrumentalisiert werden, zu rechnen ist.

Welche Tiere sind am häufigsten von Missbrauch betroffen?

Entgegen veralteter Vorstellungen, die oftmals den vereinsamten Schafhirten anekdotenhaft in Szene setzen, zeigen neue Studien, dass Rüden zum begehrtesten S.exualobjekt geworden sind, gefolgt von Stuten, Hündinnen und Hengsten/Wallachen. Die Bedeutung des klassischen Nutztieres wie Kuh, Schaf, Ziege und Schwein ist nur noch gering.

Bei rund 75 Prozent der S.exuellen Übergriffe sind fremde Tiere betroffen. Wie erkennt ein Tierarzt oder ein Tierhalter, ob sein Hund, seine Stute missbraucht worden ist?

Diagnostische Möglichkeiten seitens der Tierärzte stehen zur Zeit nicht zur Verfügung, sondern müssten im Rahmen umfangreicher Forschungsprojekte dringend entwickelt werden. Der S.exuelle Übergriff ohne klinischen Befund wird unter Umständen durch den Täter oder die Täterin selbst offenbart oder durch die Tierhalter direkt beobachtet. Die Verdachtsmomente für Tierhalter können sich in unterschiedlicher Weise zeigen. Offensichtlich sind Verhaltensänderungen des Hundes oder Pferdes, die etwa auf eine Berührungsempfindlichkeit der hinteren Köperregionen hinweisen, aber auch ein verstärktes S.exuell-

orientiertes Verhalten des Tieres gegenüber anderen Personen. Diese S.exuelle Fehlprägung des Tieres zeigt sich nachhaltig bei regelmäßig vollzogenen Übergriffen, falls durch die Täter keine Kondionierung auf bestimmte Reize im Vorfeld erfolgte.

Nehmen Tiere durch Missbrauch psychischen Schaden?

Zur Zeit liegen bedauerlicherweise keine wissenschaftlichen Untersuchungen vor. Grundsätzlich ist eine Schadensmessung im engeren Sinne denkbar, wird aber durch die Tatsache, dass das betroffene Tier sich nicht sprachlich äußern kann, erheblich eingeschränkt.

Wie kann man missbrauchten Tieren helfen, wie kann man sie besser vor Missbrauch schützen?

Der beste Schutz für das Tier sind - abgesehen vom tierschutzrechtlichen Verbot S.exueller Handlungen - selbstverständlich zusätzliche Präventivmaßnahmen. Dazu gehört unmittelbar die Wahrnehmung des S.exuellen Missbrauchs als möglicher Übergriff auf das eigene Tier. Insbesondere penetrative Akte bedeuten für jedes Tier ein nicht zu unterschätzendes Verletzungsrisiko. Kleinste Verletzungen, bakterielle Infektionen, allergische Reaktionen auf Sperma, Gleitmittel oder Kondome können ein tödliches Risiko darstellen.

Oftmals erfolgen die Übergriffe auch durch bekannte Personen aus dem engeren Umkreis der Tierhalter. Hier ist besondere Vorsicht geboten. In Partnerschaftsbeziehungen bemühen sich die Täter häufig um die Akzeptanz des Übergriffs durch den Partner beziehungsweise sie versuchen, die Toleranz im Vorfeld durch unterschiedliche Strategien auszutesten. Um der zunehmenden Entwicklung des Tieres als S.exualobjekt und dem damit verbundenen Verletzungsrisiko wirksam zu begegnen, wäre neben der notwendigen Aufklärung durch sachdienliche Information ein gesetzliches Verbot der S.exuellen Handlungen erforderlich.



Text: tagblatt online
Online-Redaktion: Manfred Hantke

 
  • 24. Mai 2024
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Hi Wolfgang ... hast du hier schon mal geguckt?
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Pfui Teufel!
Gibt´s denn hier gar keinen Kotz-Smilie?
 
Widerliche Ar********* !
Mathieu *entsetzt*
 
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