Hm, mein Beuteschema ist kurzhaarig, groß und ansonsten relativ egal.
Nyra war Liebe auf den ersten Blick. Bin mit weißen Schäfis groß geworden und fand die immer toll, wusste aber, das macht meine Allergie nicht mit, also musste was Kurzhaariges her.
Meine Nachbarin schleppte mich ein halbes Jahr, bevor ich die Hundeanschaffung beabsichtigt hatte, einfach so mit zum Tierheim und ich hätte wissen sollen, dass das schief geht...
Aus dem Tierschutz sollte es einer werden, ja, und etwas älter sollte er schon sein, ja. Aber eigentlich wollte ich mir erst in den Sommerferien einen holen, damit ich genug Zeit habe, alles hinzubiegen, falls es nicht auf Anhieb klappt.
Dann kam ich durch einen schmalen Gang auf ein Gehege zu, nachdem wir zwei Kangals, den Wach-Schäfi und eine Menge Kläffer in Einzelboxen passiert hatten, die für mich per se ausfielen. Und dort, kaum dass wir aus dem Gang kamen, stand sie am Zaun und sah mir mit diesem Bettelblick entgegen, den sie noch immer drauf hat. Stand nur ganz ruhig da, während um sie herum alles bellte und sprang und rannte, und es war um mich geschehen. Ich habe nur einen großen, kurzhaarigen Hund und diese Augen und die Stirn voller Falten gesehen, das reichte, all meine Pläne über Bord zu werfen und sie schon Ende Februar zu mir zu nehmen.
Inzwischen würde ich sagen, sie ist genau das, was ich gesucht habe, aber das ist wohl so wie zwischen Müttern und ihren Kindern. Man liebt sie einfach, was sie auch tun und wie sie auch sind.
Ich habe in den zwei Monaten, die ich seit diesem ersten Blick regelmäßig mit ihr Gassi war, andere Hunde kommen und gehen gesehen, auch welche, die ich ganz hübsch fand, aber einen zweiten Blick hatte ich für keinen von denen, selbst als ich um Nyras Probleme wusste.
Ich bin aber hundertprozentig sicher, dass mein nächster Hund vollkommen anders aussehen wird, denn ich werde nicht den Fehler meiner Tante wiederholen, als Nachfolger immer eine äußerliche Kopie des ersten Hundes zu suchen und dabei zu vergessen, dass diese einen vollkommen anderen Charakter haben werden. Das KANN nur zu Enttäuschungen führen, da man mit einer bestimmten Erwartung rangeht.
"Hübsch" liegt eh immer im Auge des Betrachters.
Meine Kolleginnen haben mich letztens ausgelacht, als ich sagte, dass es keine hässlichen Menschen gibt, sondern nur Menschen, die man persönlich mehr oder weniger attraktiv findet. Die finden aber auch ständig irgendwelche Menschen hässlich, die nicht in ihr Raster passen.
Bei Hunden ist es genau so. Die eine hat einen weißen Pudel, der natürlich geschoren ist, aber ich würde mir niemals so einen holen und sie ist persönlich beleidigt, weil ich ihren Hund nicht supertoll und unwiderstehlich finde.
Hunde sind eine Bauchentscheidung oder sollten es in meinen Augen zumindest sein. Natürlich gibt es Gründe, einen bestimmten Hund, den man total toll findet, dennoch nicht zu holen (zu wenig Platz, keine Zeit, körperliche Gebrechen etc.), aber ich könnte mir keinen Hund holen, in den ich mich nicht augenblicklich verliebt habe.