Hickhack um die Meeressäuger

erwin

15 Jahre Mitglied
IWC-Tagung
Hickhack um die Meeressäuger

Vor Walfangkonferenz beginnt Schachern um Stimmen

Hamburg/Sorrent - Der pazifische Inselstaat Tuvalu mit seinen 11.000 Einwohnern ist seit kurzem neues Mitglied der Internationalen Walfangkommission (IWC). Und damit kann die Walfangnation Japan voraussichtlich auf eine wichtige weitere Stimme für den Walfang zählen, wenn am 19. Juli im italienischen Sorrent die 56. IWC-Jahrestagung beginnt. Lange vor solchen Walfangkonferenzen beginnt stets das Schachern um die Pro- und Contra-Stimmen einzelner Länder.

Zwei Blöcke drängen auf vielerlei Weise andere Staaten, der IWC beizutreten. Auf der einen Seite sind drei Staaten, die Wale jagen: Norwegen, das ohnehin keine internationale Verpflichtungen über Wale eingegangen ist, sowie Island und Japan, die Wale zu angeblich wissenschaftlichen Zwecken töten. Nach Auffassung Japans sollte der Mensch die Meeressäuger wie andere Tiere als Nahrung nutzen, solange sie nicht vom Aussterben bedroht sind - Zwergwale etwa seien nicht gefährdet. Auf der anderen Seite setzen sich Deutschland, die USA, Großbritannien, Australien, Neuseeland und weitere Länder für den Walschutz ein.

"Wir bemerken, dass die Japaner ganz eifrig dabei sind, Länder auf ihre Seite zu ziehen", sagt der Leiter der deutschen IWC-Delegation Peter Bradhering auch mit Blick auf Tuvalu. "Der Jahresbeitrag wird, so vermuten wir, von Japan bezahlt werden." Mit einer Zahlung der Beiträge kann Tuvalu stimmberechtigtes Mitglied werden. Das Neumitglied Mauretanien werde ebenfalls sehr wahrscheinlich für die Walfangnationen stimmen. "Wir sind auch nicht untätig. Nur wir zahlen nichts, wir machen Lobbyarbeit", bemerkt Bradhering, der als Referatsleiter im Bundesverbraucherministerium für Wale zuständig ist. Ungarn ist kürzlich der IWC beigetreten, als eine mögliche Stimme für die Walschützer. Belgien werde wahrscheinlich folgen. So wächst die IWC stetig auf bislang über 50 Mitglieder, und alles bleibt etwa im Gleichgewicht.

Seit 1986 untersagt ein Moratorium die Waljagd zu kommerziellen Zwecken. In der Jagdsaison 2004 hat Japan laut der Umweltorganisation WWF dennoch mehrere hundert Zwergwale (Minkewale) zum Abschuss frei gegeben, Norwegen 670 dieser Tiere und Island 25. Zwergwale sind die kleinste der Großwalarten. Nach WWF-Angaben ist zumindest eine in japanischen Gewässern lebende Unterart dieser Meeressäuger bedroht. Zudem jagen Eingeborene in Alaska, Grönland und Russland mit Billigung der IWC in geringerem Umfang Wale. Zunächst hatte Island geplant, innerhalb von 2004 und 2005 insgesamt 500 Wale zu töten, es reduzierte die Pläne nach Protesten von anderen Staaten und Tierschützern jedoch deutlich.

"Wir sind eindeutig gegen den Walfang jeglicher Art. Aber wenn Walfang betreiben wird, dann unter ganz kontrollierten Bedingungen", betont Bradhering. So solle dann etwa über ein Gen-Register für jeden gefangenen Wal die Herkunft von Walfleisch auf jedem beliebigen Markt zurückverfolgt werden können. Weitaus mehr Wale sind jedoch durch Lärm und Meeresverschmutzung bedroht - sowie durch Fischereinetze, in denen je nach Schätzung 100 000 bis über 300 000 vor allem kleinere Wale verenden. "Der Beifang ist für viele Arten die größte Gefährdung", betont der Walexperte des WWF Deutschland, Volker Homes. "In der Ostsee ist der Schweinswal vorwiegend durch Beifang bedroht." Zumindest im Kampf gegen diese Gefahren hoffen die deutsche Delegation und der WWF in Sorrent auf Fortschritte: Der Ausschuss zum Schutz der Walbestände (Conservation Committee), auf der IWC- Konferenz 2003 in Berlin aus der Taufe gehoben, soll nun mit Leben gefüllt werden. Konkrete Aktionspläne möchte Deutschland unter anderem im Kampf gegen den Beifang und die Kollision mit Schiffen erreichen. Ebenso soll ein Arbeitspapier helfen, Lärm und die Verschmutzung der Meere zu reduzieren. Doch auch das wird nach Einschätzung Bradherings Jahre dauern.

dpa
14.07.2004 - aktualisiert: 14.07.2004, 16:36 Uhr

 
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