snowflake schrieb:
Das ist ein extremes Beispiel - aber man sagt, dass es gar nicht sooo außergewöhnlich sein soll, dass Kinder in ihrem Forscherdrang Fliegenbeine ausreißen oder so. Frösche aufblasen bis zum Platzen, soll auch vorkommen.
Was bedeutet das? Es ist uns nicht angeboren, so was nicht zu tun. Wir können es aber lernen.
Richtig. Und das (der letzte Satz) bedeutet: Wir
müssen es lernen. Lernen wir es nicht,
können wir es nicht unbedingt.
Es gibt zwar wohl auch die genetische Veranlagung zu mehr oder weniger aggressivem und mehr oder weniger altruistischem Verhalten, aber die kommt eben nur in Kombination mit der restlichen Sozialisation und der sonstigen Lebenserfahrung zur Ausprägung.
Und da wird unter Umständen dann das Umfeld entscheidend.
Ansonsten kann ich snowflakes Ausführungen grundsätzlich glaub ich nix mehr hinzufügen.
Die Diskussion hatten wir ja schon öfters, bei verschiedenen Anlässen. Und gerade Pixels Beispiel mit den Leuten in Bosnien, die Hunde in den Fluss schmeißen, hat mich auch immer etwas unbefriedigt zurückgelassen.
Jetzt eben grade bin ich aber glaube ich einen Schritt weiter gekommen.
Pixel monierte, dass es ja schließlich auch in Bosnien nicht nur Leute gäbe, die Tiere so behandeln...
Und in einem hat sie Recht:
Natürlich ist die Anmerkung: "Naja, die leben halt in einem Land, wo Tiere allgemein nicht viel wert sind und oft nicht gut behandelt werden!" keine Entschuldigung und Erklärung für
alles, auch wenn sie vermutlich nicht falsch ist.
Aber ich denke, man darf das auch nicht so eingleisig sehen. Es gibt überall auf der Welt Leute, die Tiere einfach mögen und darum nett zu ihnen sind. Und die nicht das Bedürfnis haben, andere zu quälen oder über Gebühr zu ärgern. Die also zB (vor dem kulturellen Hintergrund, der eventuell etwas anders aussieht als hier) einen relativ respektvollen Umgang mit Tieren und mit Mitmenschen lehren, wenn sie selbst Kinder haben. Oder als Lehrer tätig sind. Oder sonstwie als Vorbild prägenden Einfluss auf andere haben.
Und dann gibt es eben auch Leute, die tun das
nicht. Für die sind andere Aspekte des gesellschaftlichen Miteinanders möglicherweise wichtiger, aber Tiere gehören nicht dazu. Kinder, die so aufwachsen, und auch nirgends sonst in der Verwandtschaft lernen, dass man Tiere nicht schlecht behandeln soll, können dann nur das lernen, was die Gesellschaft
allgemein vermittelt (zB in Kindergarte, Schule, oder der Nachbarschaft). Und wenn das dann eben auch nur "Tiere sind nichts wert", oder schlicht: "Ein Tier ist unwichtig, es ist egal, wie's dem geht!" ist, kommt nix anderes dabei rum. Wenn der Mensch das nicht eh schon in sich trägt.
So ist die Grundhaltung der Gesellschaft ein Aspekt (von mehreren), der zu so einer Einstellung führen
kann - aber halt nicht
muss.
Im Grunde ist es wie mit dem Rauchen und dem Lungenkrebs:
Rauchen
kann zu Lungenkrebs führen. Muss aber nicht. Etwa 9 von 10 Leuten, die an Lungenkrebs sterben, sind Raucher gewesen.
Aber nur jeder vierte oder fünfte Raucher insgesamt stirbt überhaupt an irgendeiner Art von Krebs, und davon nur ein Teil an Lungenkrebs.
Also: Fast jeder Lungenkrebspatient war Raucher, aber lange nicht jeder Raucher wird Lungenkrebspatient.
Aus der Tatsache, dass sehr viele Raucher nie Lungenkrebs kriegen oder vorher an einem Herzinfarkt versterben, kann man aber darum nicht schließen, dass bei Rauchern
mit Lungenkrebs der Krebs nicht die Todesursache ist.
Versteht einer, was ich sagen will?
Wenn in einer Gesellschaft 8 von 10 Leuten es normal finden, einen kläffenden Hund durch Steinwürfe zu vertreiben und 2 Hunde so gern mögen, dass sie das nicht übers Herz bringen... - dann kann man aus der Tatsache, dass es diese 2 gibt, die es aus Überzeugung nicht tun, nicht schließen, dass die 2 oder 3 weiteren von den restlichen 8, die nicht nur mit Steinen werfen, wenn der Hund kläfft, sondern den Hund auch treten, wenn er ihnen etwa schlafend im Weg liegt, nicht durch das Steinewerfen schon vorgeprägt gewesen, sondern "von Natur aus böse" wären.