Ich erwische mich manchmal dabei, wie ich ganz verwundert denke, dass das ja voll krass ist, dass ich mein Leben ja aktiv leben könnte, so mit Entscheidungen.
Aber dann spülts mich halt so weiter im Gelebtwerden. Das Leben ist voller Verpflichtungen und Erwartungen, erfüll sie gefälligst! Oder so.
Ich würde gern mal als wirklich völlig Unbeteiligter etwas dazu sagen. "Unbeteiligt" deshalb, weil ich mein Leben ganz bewusst so verpflichtungsfrei wie nur irgend möglich halte. Vielleicht ist meine Sicht der Dinge deshalb trotzdem ein bißchen nützlich.
Ich arbeite beinahe 40 Stunden die Woche. Das ist normaler Durchschnitt aber verdammt nochmal ein Riesenhaufen "Verpflichtung", der mir wirklich genug Zeit stiehlt. Dann habe ich die (wenigstens angenehme) "Verpflichtung Hund", die mich bindet und Zeit in Anspruch nimmt. Und das wars im Großen und Ganzen an Verpflichtungen, denen ich mich beugen muss.
Dafür genieße ich meine freie Zeit umso mehr. Ich frag mich oft, wo viele User/innen hier die Zeit nehmen für so ein pickepacke volles Programm. Manche arbeiten, sind ständig unterwegs, haben vielleicht sogar Kinder und können sogar hier noch regelmäßig schreiben. Bewundern würde ich das jetzt nicht unbedingt, aber es nötigt mir Respekt und sogar ein kleines bißchen schlechtes Gewissen, daß ich so faul bin, ab. Vielleicht liegt es auch daran, daß ich mir für alles die nötige Zeit lasse ? Ich brauch allein morgens eineinhalb Stunden, bis ich das Haus verlasse.
Aber natürlich treten trotzdem auch immer wieder Verpflichtungen in ein Leben, auch in meins. Und da reichen mir die, die sowieso unumgänglich sind und die ich wenigstens auch genießen kann. Und die sind eigentlich auf die Familie beschränkt oder ein paar ganz wenige Freunde, also absolut überschau -und kontrollierbar.
Und wenn wirklich mal eine schwere Entscheidung ansteht, dann hilft es mir, mir bewusst zu machen, daß die Konsequenzen nicht schlimm sein können. Nicht
wirklich schlimm. Wenn man sich also von heute auf morgen dafür entscheidet, eine bestimmte Verpflichtung aufzugeben oder zurück zu stellen, dann wird niemand daran sterben oder krank werden, es wird nichts schlimmes passieren, die Welt fragt nicht mal danach, sie dreht sich einfach weiter. Ja, dabei tritt man Menschen auf die Füße, verliert sogar Freunde (eher Bekannte dann wohl) und isoliert sich womöglich ein Stück weit. Aber ein bißchen Isolation kann auch gut tun, wirklich Zeit für sich haben und mal richtig runterfahren. Warum nehmt ihr euch nicht die Zeit dafür ? Es ist
euer Leben, und vielleicht ist es euer einziges. Wirklich, pfeifft auf die Erwartungen der anderen. Am Ende zählt nicht, wie viele Erwartungen ihr erfüllt habt, sondern ob ihr mit euch selbst im Reinen seid.
Ihr seid wirklich viel stärker, als ihr glaubt. Ich kann auch verstehen, wenn ihr euch hier gegenseitig Verständnis bekundet, aber ihr müsst dann auch einen Schritt weiter gehen und euch gegenseitig Mut machen und motivieren.
Ihr könnt wirklich euer Leben von einem Moment auf den Anderen sofort auf den Kopf stellen, da wird nichts schlimmes passieren, glaubt mir. Ich kann das sagen, ich habe diese Erfahrung wirklich selbst gemacht. Und ich staune immer noch, wie einfach das war. Allerdings hätte ich das so auch nicht einfach so geglaubt.
Ich schreib sonst nix zu schweren Themen hier und bin auch immer wieder erstaunt, wie viele sich das hier trauen. Aber hier wollte ich etwas dazu sagen, weil das eine absolute Kopfsache ist und ich genau weiß, daß ihr euch maßlos unterschätzt. Ganz im Gegensatz zu euerm Körper, den ihr leider überschätzt.
Falls irgendwas blöd rüberkam, tuts mir leid, man kann ja auch nicht in allem einig sein, seid ihr untereinander ja auch nicht restlos.