Andrerseits liegt genau dort das Problem, nämlich eine Grenze zu finden. das ist einfach, wenn man entweder nach dem prinzip der null toleranz argumentiert (also jeder Mord ist frevlich, auch die sich rächende Mutter gehört bestraft) oder wenn man im gegenteil frei von Rachgedanken ist und ganz neutral darüber nachdenken kann, wie man solche Dinge am besten verhindert. Darum sollte es schließlich gehen, weder um Rache, nicht einmal um Strafe, sondern einzig und allein um Prävention, damit so etwas überhaupt nicht geschieht. Doch es ist einfacher einzelene Menschen wegzusperren (wovon ich im übrigen gar nicht behaupte, daß es unverzichtbar ist, aber es sollte der letzte Schritt sein).
Das sehe ich nicht so, also dass es rein um Prävention gehen sollte.
Das deutsche Strafsystem, das ich natürlich für richtig erachte, geht auch von einem Schuldausgleich aus.
Und das ist nicht immer nur nachteilig für den Täter. Stell dir jemanden vor, der erhebliche soziale Defizite aufweist. Nun klaut er einen Kaugummi. Gingen wir nur nach Präventionsgesichtspunkten, müssten wir ihn vielleicht für mehrere Jahre wegsperren und therapieren. Das verbietet aber das Schuldprinzip, weil es im Hinblick auf sein tatsächliches Vergehen nicht angemessen wäre.
Und Prävention ... Prävention ist ein schönes Wort. Allerdings weiß ich nicht so recht, was du darunter verstehst. Denn die umfassende Videoüberwachung und das "zero tolerance"-Prinzip scheinen dir nicht zu gefallen und doch gehören beide zu berühmten Präventionskonzepten.
Vorbeugung ist wichtig. Mit Sicherheit, aber sie ist nicht alles.
Präventionsmaßnahmen funktionieren nicht immer. Oder nicht so, wie wir es gerne hätten. Das wirkliche Leben ist kein Modell und vieles scheitert an den (nicht-)vorhandenen Möglichkeiten.
Ich finde deine Einstellung, was Rache betrifft, durchaus anerkenneswert, aber ich zweifle daran, dass es auch im Großen funktioniert.
Was nicht heißen soll, dass ich mir amerikanische Verhältnisse wünsche. Dem ist keineswegs so
Es gibt kein Gen, das aus bestimmten Menschen Straftäter macht und indem wir sie allein für ihre Taten verantwortlich machen, ziehen wir uns sehr einfach aus der Verantwortung. Nein, das Umfeld hat nichts damit zu tun, wie sich ein Mensch entwickelt. Jemand der in China Katzen bei lebendigem Leib häutet würde das auch hier tun, jemand der in Kolumbien Stiere zu tode quält, würde das auch hier tuen, umgedreht würde natürlich keiner von uns ("Zivilisierten") je eine Katzen häuten oder den Stier reizen, natürlich auch nicht, wenn wir dort aufgewachsen wären und es nicht anders kennen würden. Nein das liegt in den Genen, ebenso wie es ein Kinderschändergen gibt und das Amokgen. Und das wird es uns eines Tages auch ganz einfach machen potentielle Verbrecher schon vor der Geburt ausfindig zu machen und abzutreiben.
Heute wird kaum einer behaupten, es gäbe ein solches Gen.
Es ist aber doch so, dass es tatsächlich nicht zwingend ist, dass "wir" Tiere quälen oder Menschen morden würden, wenn "wir" unter den gleichen Bedigungen aufgewachsen wären, wie der jetzige Täter. Auch gibt es Täter, die weniger erlebt haben als "wir" und trotzdem Spaß an der Qual anderer haben.
An unserer Gesellschaft kann es zumindest nicht liegen, wenn Menschen böse werden, pardon sind, die andren sind schliesslich gut, gerecht und ehrlich.
Dann vielleicht eher so:
"Jeder ist Schuld, außer dem Kriminellen" ?