24.04.2004
Süße Chica mit Ohrprothese gequältZüchter verschacherte Hund für 150 € an der Tankstelle
Von SONJA KROHN
Gutmütig und intelligent: Hündin Chica (o.). Das ins Ohr geklebte Kunstleder musste entfernt werden.
Foto: Uwe Weiser
Köln – Es ist ein Hundeschicksal, das jeden Tierfreund traurig macht. Weil sie bei ihrer Geburt ein Knickohr hatte, wurde Chica, eine eineinhalbjährige Schäferhündin, von einem herzlosen Züchter aus Worringen mit einer angeklebten Ohrprothese gequält und für 150 € verkauft. Mit seinem angeborenen Schlappohr wurde der gutmütige und intelligente Hund für den Züchter schnell uninteressant. Dennoch bot er ihn über eine Anzeige als „jungen Hund aus Sieger-Abstammung“ an. Eine Familie aus Porz wollte Chica ein neues Zuhause geben und meldete sich telefonisch. Eva-Maria L.: „Der Züchter wollte uns nicht zu sich lassen. An einer Tankstelle übergab er uns den Hund, kassierte das Geld. Impfausweis, Stammbaum und Papiere wollte er später zuschicken.“
Was der Familie seltsam vorkam: Im linken Ohr von Chica klebte ein Stück Kunstleder. „Der Züchter sagte uns, das Ohr würde dadurch gestützt, später würde die Einlage von selbst abfallen. Das mussten wir ja glauben, auch wenn wir skeptisch waren.“
Einen Tag später dann das böse Erwachen. Sohn Marcel ( reagierte mit einer schlimmen Allergie auf Chica. „Wir haben den Züchter angerufen, aber er weigerte sich, den Hund zurückzunehmen.“ In der Pflegestelle der Tierfreunde Steinbring fand Chica schließlich Unterschlupf.
Tierschützer Gerd Steinbring ist entsetzt: „Ein Tierarzt musste dem Hund die mit Klebstoff angepappte Prothese wegoperieren. Wir werden den Züchter wegen Tierquälerei anzeigen.“
Außerdem leidet Chica an einer Hüftgelenkserkrankung, die operiert werden muss. Kostenpunkt: Rund 3000 €. Jetzt sucht Steinbring Spender, die dem Tier eine OP ermöglichen, damit es anschließend an ein neues Herrchen vermittelt werden kann: „Chica hat ein lebenswertes Leben verdient.“ Der Züchter wollte sich gegenüber EXPRESS am Samstag nicht äußern.