Rudelhaltung in Tierheimen / TSV in D ?

Aber Gabys Ausgangsfrage habe ich so verstanden, ob die Rudelhaltung als Konzept für ein TH realisierbar und anstrebbar ist und ob sie ein Muss ist, wenn man von artgerechter Haltung spricht.
Richtig.
Dazu meine (rein persönliche) Meinung:
1. Eine Rudelhaltung ist anzustreben. (hier bietet sich u.a. die Möglichkeit, unterschiedliche Hunde auch in verschiedenen Rudelgruppen zu halten.
Beispiel hier:
"Unsere Leiterin Anja Günther betreut zusammen mit ihren drei türkischen Pflegern über 280 Hunde, darunter viele Welpen, in insgesamt 32 Gehegen."
(Also durchschnittlich 9 Hunde in einer Gruppe.)
2. Ein absolutes Muss ist sich nicht, da zunächst die einfache Unterbringung und Versorgung Vorrang hat.
3. Bei einem Fundhund (und das ist in einem normalen Tierheim ja ein recht großer Anteil), dem nach 3-4 Wochen kein Besitzer zugeordnet werden kann, sollte versucht werden, ihn in eine Hundegruppe zu integrieren.

Doch letztendlich sind das alles recht theoretische Überlegungen. Wer die Situation in den Tierheimen kennt, der weiß, dass diese oftmals mit den reinen Grundarbeiten wie Futter, Fellpflege, Zwingerreinigung, kurzen Hundausgang, mediz.Versorgung und Vermittlungsbemühungen total ausgelastet sind.

Grüße Klaus
 
  • 1. Juni 2024
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Hi kangalklaus ... hast du hier schon mal geguckt?
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:unsicher:......hast du eigentlich schon mal einen ganzen Tag in einem Tierheim gearbeitet, Klaus?
So von frühmorgens bis spät in die Nacht?

Und wieviele Tierheime in Deutschland hast du schon besucht?

LG
Jennie
 
Ich weiß zwar nicht so rcht, was das mit der Thread-Fragestellung zu tun hat Jennie, doch antworten will ich Dir gern.
:unsicher:......hast du eigentlich schon mal einen ganzen Tag in einem Tierheim gearbeitet, Klaus?
So von frühmorgens bis spät in die Nacht?
Ja. Und das nicht nur für einen Tag, sondern auch durchaus mehrere Tage hintereinander.

Und wieviele Tierheime in Deutschland hast du schon besucht?
Oh je, bedenke mein langes Leben. ;) so ca. 30-40 werden es sicher gewesen sein.
:hallo: Klaus
 
Aber Gabys Ausgangsfrage habe ich so verstanden, ob die Rudelhaltung als Konzept für ein TH realisierbar und anstrebbar ist und ob sie ein Muss ist, wenn man von artgerechter Haltung spricht.
Richtig.
Dazu meine (rein persönliche) Meinung:
1. Eine Rudelhaltung ist anzustreben. (hier bietet sich u.a. die Möglichkeit, unterschiedliche Hunde auch in verschiedenen Rudelgruppen zu halten.
Beispiel hier:
"Unsere Leiterin Anja Günther betreut zusammen mit ihren drei türkischen Pflegern über 280 Hunde, darunter viele Welpen, in insgesamt 32 Gehegen."
(Also durchschnittlich 9 Hunde in einer Gruppe.)
2. Ein absolutes Muss ist sich nicht, da zunächst die einfache Unterbringung und Versorgung Vorrang hat.
3. Bei einem Fundhund (und das ist in einem normalen Tierheim ja ein recht großer Anteil), dem nach 3-4 Wochen kein Besitzer zugeordnet werden kann, sollte versucht werden, ihn in eine Hundegruppe zu integrieren.

Doch letztendlich sind das alles recht theoretische Überlegungen. Wer die Situation in den Tierheimen kennt, der weiß, dass diese oftmals mit den reinen Grundarbeiten wie Futter, Fellpflege, Zwingerreinigung, kurzen Hundausgang, mediz.Versorgung und Vermittlungsbemühungen total ausgelastet sind.

Grüße Klaus


Das Tierheim der Tierhilfe Süden kenne ich nicht persönlich, nur 2 andere ausländische THe. Die Unterbringung vieler Hunde auf einem Platz hat zumindest dort nichts mit einer gewünschten Form (bewusste Entscheidung zur Rudelhaltung) zu tun, sondern ist auf Grund der begrenzten Möglichkeiten entstanden. Beissereien, sowie unerwünschte Verpaarungen an der Tagesordnung.
Zumindest in den TH, die mir bekannt sind, ist die Unterbringung vieler Hunde in einem Zwinger aus der Not entstanden und man wäre dankbar, wenn man sie trennen könnte. Schon eine paarweise Unterbringung ( ich definiere ein Paar nicht als Rudel) würde nicht alle Probleme lösen, da man um Beissereien zu vermeiden jeweils zweigeschlechtlich unterbringen würde. Wenn wegen Geldmangel dann aber nicht einmal Kastrationen stattfinden können, ist dort auch in solchen Fällen eine Einzelunterbringung angestrebt- aber eben leider nicht möglich. Auch im Ausland eben alles eine Frage von können und wollen.

Welpen werden allerdings auch in den mir bekannten inländischen Tierheimen (je nach Bestand) zusammen untergebracht. Wird natürlich schwieriger, wenn Welpen einzeln reinkommen, aber ein TH kann sich seine Insassen nunmal nicht aussuchen. Aber zumindest in den mir bekannten THen werden dann Hunde- und Katzenkinder zusammen untergebracht. Ebenso kenne ich etliche THe mit sogenannten Küchenrudeln, die zumeist aus den älteren, unvermittelbaren Hunden bestehen- Verträglichkeit mit Artgenossen vorausgesetzt. Aber genau da möchte ich dann nochmal ansetzen.

Du wünscht dir für einen Fundhund, der nach 3-4 Wochen nicht vom Besitzer abgeholt wird, die Integration in eine Gruppe. "Problemlose" Fundhunde sitzen zumindest in unserem Großstadt- TH keine 3-4 Wochen. In Dortmund z.B. werden Fundhunde nach 2 Wochen zur Vermittlung freigegeben, mit dem rechtlichen Hinweis, dass diese Tiere bis zu 6 Monate nach Auffinden noch vom Vorbesitzer zurückgefordert werden können. Aus diesem Grund darf ein Fundhund in dieser Zeit übrigens eigentlich auch nicht kastriert werden. Bei dem Durchlauf an Tieren, die es in unserer Stadt gibt, hat man für die gut verträglichen Hunde meist schon nach wenigen Tagen Interessenten. Für Welpen sowieso. 3-4 Wochen und länger bleiben ohnehin nur die, die das ein oder andere Problem mitgebracht haben.

Schon während der 3-4 Wochen, die du vorschlägst, hat sich ein evtl. bestehendes Rudel schon mehrfach verändert, in dass du dann einen Hund integrieren willst, der ohnehin irgendwelche Handicaps hat, die eine Vermittlung bis dahin verhindert haben. Das müssen nicht einmal Probleme mit dem Sozialverhalten sein, das können durchaus gesundheitliche Probleme sein. Was macht man mit herzkranken Hunden? Sie in ein fremdes, bestehendes Rudel werfen? Was mit einem körperlich behinderten Hund, dessen Defizite eine Integration von vorn herein erschweren könnten? In einem TH sitzen aber doch gerade die Hunde länger ein, die das ein oder andere Manko mitbringen. Sie haben nur eins gemeinsam, sie finden keinen Interessenten. Aber diese Gemeinsamkeit macht eben kein Rudel aus ihnen.

Wo immer es möglich ist, sehe ich in unseren THen zumindest eine paarweise Unterbringung. Wo immer es möglich ist, werden auch die Aussenzwinger so eingeteilt, dass nicht gerade ein schreckhaftes Tier neben einem mit Artgenossen unverträglichen untergebracht wird. Ich erlebe, dass TH- Mitarbeiter alles in ihrer Macht mögliche tun, um sowohl den Tieren als auch sich selbst den TH- Alltag so stressfrei wie möglich zu gestalten. Aber ich habe das Gefühl, dass egal wie sich manche abstrampeln, das eigentliche Problem dabei immer vergessen wird: Ein TH kann nur reagieren. Es kann noch soviele Konzepte erstellen und versuchen, mit dem Elend, das ihnen vor die Füsse gekippt wird, einigermaßen klar zu kommen. Aber ein TH hat eben keinen Einfluss darauf, welche Vorrausetzungen die Tiere mitbringen, die ihnen gebracht werden. Sie müssen jeden Tag aufs Neue für neue Tiere Entscheidungen treffen und können sich dabei eben genau aus diesem Grund nicht an Konzepte halten. Was macht ein TH, dass zwar nach einem Rudelkonzept arbeiten möchte, wenn aber nur unsozialisierte Einzelgänger abgegeben werden? Man kann zwar Vorstellungen haben, was man gern hätte, muss sich aber eben der Realität beugen.
 
@MaHeDo

Sehr gutes Posting, da schließe ich mich mal an. :)
 
Hallo
Was meine Fragestellung mit dem Thema zu tun hat?
Du führst ein ausländisches Tierheim auf, m.E. kannst du aber weder die Örtlichkeiten noch den Tagesablauf der hiesigen Tierheime nicht miteinander vergleichen. Und an deinen Ausführungen lese ich heraus, dass du vielleicht mal beim Gehegeausbau geholfen hast, aber sicherlich keine Schichtarbeiten durchgeführt hast.
In kleinen Tierheimen sind oft nur 1-2 Angestellte, ein paar 1€-Jobber vllt. und eine handvoll Ehrenamtliche. Und die Angestellten haben das Komplettprogramm durchzuführen, nicht nur Füttern und Säubern, auch Publikumsverkehr, Tierarzt, Freillaufmanagement usw.
Wieviel Fläche haben die meisten TH in Deutschland, die wenigsten haben das Glück, dass sie über eine riesige Fläche verfügen. Die Zwingeranlagen bieten keinen Platz für deine Rudelvorstellungen, denn sonst würden sie gegen das TschG verstoßen.
In den meisten TH sind die Hunde eh zu 2-4 im Zwinger....

Auch hier verstehe ich deine Vorwürfe mal wieder nicht.

LG Jennie
 
Bei dem Durchlauf an Tieren, die es in unserer Stadt gibt, hat man für die gut verträglichen Hunde meist schon nach wenigen Tagen Interessenten. Für Welpen sowieso. 3-4 Wochen und länger bleiben ohnehin nur die, die das ein oder andere Problem mitgebracht haben.
Tja, worüber "streiten" wir denn dann?
Wenn das bei Euch so gut funktioniert, gibt es doch keinen Handlungsbedarf.

Man kann zwar Vorstellungen haben, was man gern hätte, muss sich aber eben der Realität beugen.
Richtig. Ds hatte ich ja auch mit dem letzten Absatz in meinem Vorbeitrag gemeint.
Ich denke, wir sehen die Problematik schon ähnlich.

Grüße Klaus
 
Und an deinen Ausführungen lese ich heraus, dass du vielleicht mal beim Gehegeausbau geholfen hast, aber sicherlich keine Schichtarbeiten durchgeführt hast.
Was Du herausließt Jennie, ist Dein Problem. ;)

Auch hier verstehe ich deine Vorwürfe mal wieder nicht.
Nun mach aber einmal einen Punkt! Wo habe ich denn wem etwas vorgeworfen? :verwirrt:
Ich versuchte lediglich auf die Eingangsfrage zu antworten.
Und wenn meine Antworten und Meinungen nicht mir Deinen konform gehen, gut, damit kann ich leben, doch dass Du gleich einen "Vorwurf" konstruieren willst, kann ich absolut nicht nachempfinden.
Zudem solltest Du einmal versuchen, beim Thema zu bleiben.
Falls Du ein Problem mit meinen Einstellungen hast, so eröffne einen Thread "Kangalklaus und seine Vorwürfe". :love:

:hallo: Klaus
 
Bei dem Durchlauf an Tieren, die es in unserer Stadt gibt, hat man für die gut verträglichen Hunde meist schon nach wenigen Tagen Interessenten. Für Welpen sowieso. 3-4 Wochen und länger bleiben ohnehin nur die, die das ein oder andere Problem mitgebracht haben.
Tja, worüber "streiten" wir denn dann?

Dir wie mir um die deinen Vorstellungen entsprechend, die länger als 3-4 Wochen bleiben müssen. Aus denen du dann deshalb gern ein Rudel machen würdest und von denen ich versucht habe zu erklären, weshalb das in der Praxis nicht funktioniert, wie man sich das theoretisch vorstellt. ;)
 
Mh, Klaus....eigentlich bin ich beim Thema geblieben, aber wenn "du" das nicht herauslesen kannst, ist das "dein Problem".
Um Rudelhaltung in dieser Größenordnung zu praktizieren, benötigt das Tierheim ein großes Gelände. Die Tiere brauchen genug Platz um sich auch mal aus dem Weg zugehen.
Leider ist es so, dass die TH eben genau das nicht haben....Platz.

Ich war begeistert vom TH Siegen, aber in den umliegenden TH ist dies eben nicht nötig. Ob die deshalb schlechter sind....
Nun ja, zu dem kommt es in solchen Gruppen nicht selten zu Auseinandersetzungen, gerade weil immer Unruhe in diesen besteht. Neue kommen, alte gehen....
Ich kenne da mehrere Beispiele von Extrembeißereien, wo es allerdings nur 5 Hunde je Gruppe waren (Alle gegen Einen, kein guter Ausgang zum Teil)
Das "Verheiraten" der Hunde ist zu dem nicht mal eben gemacht, bedarf Fingerspitzengefühl und Zeit!

Ausserdem würde ich nicht von Rudel, sondern von Gruppenhaltung reden *g*

Jennie
 
Dir wie mir um die deinen Vorstellungen entsprechend, die länger als 3-4 Wochen bleiben müssen. Aus denen du dann deshalb gern ein Rudel machen würdest und von denen ich versucht habe zu erklären, weshalb das in der Praxis nicht funktioniert, wie man sich das theoretisch vorstellt. ;)
Dann bin ich ja beruhigt. :)
So weltfremd bin ich nun auch nicht, um nicht zu erkennen, dass zwischen den eigenen Idealvorstellungen und der Praxis ein himmelweiter Unterschied besteht (bestehen muß).

Jennie schrieb:
Ich kenne da mehrere Beispiele von Extrembeißereien, wo es allerdings nur 5 Hunde je Gruppe waren (Alle gegen Einen, kein guter Ausgang zum Teil)
Das "Verheiraten" der Hunde ist zu dem nicht mal eben gemacht, bedarf Fingerspitzengefühl und Zeit!
Bitte nun aber nicht das Extremverhalten einiger Hunde auf alle übertragen.
Hier ein Spielbeispiel von zwei Hirtenhunden (Kuvasz + Sarplaninac). Beide hatten sich gerade kennengelernt.

Sicher kein Beispiel für beschlagnahmte, gestörte Hunde aus schlechter Haltung, doch sollte man hier auch überlegen, ob diese beiden genauso spielen würden, wenn sie vorher einige Monate in "Zwinger-Einzelhaft" gelebt hätten.

Grüße Klaus
 
Na ja, unter Tierheimbedingungen (mit Gruppenhaltung) müsste man sich aber doch wohl eher die Frage stellen, ob die beiden Hunde auch so miteinander spielen würden, wenn noch zig andere Hunde anwesend sind bzw. ob die anderen Hund dieses Spiel dulden würden. Und würden sie auch so nett spielen, wenn es abends Futter gibt? Wie würden sie sich gegenüber dem Rest der Hundegruppe bei der Fütterung verhalten und wie würde sich der Rest der Hundegruppe gegenüber den Neuzugängen bei der Fütterung verhalten?

Oder sehe ich das falsch?
 
Bitte nun aber nicht das Extremverhalten einiger Hunde auf alle übertragen.
Wieso einiger? Es gibt unzählige Beispiele...schau DIr doch deine eigene Hundegruppe an, dort gab es doch auch schon eine Beißerei.
Die hab ich sogar bei 2 Hunden.....nur greife ich dann ein, ehe es sich hochschaukelt. Das ist im TH leider oft nicht möglich, wird gar nicht bemerkt oder erst zu spät erkannt.

Jennie
 
Es gibt unzählige Beispiele...schau DIr doch deine eigene Hundegruppe an, dort gab es doch auch schon eine Beißerei.
Richtig, doch würde ich eine Beißerei innerhalb von ca. 15 Jahren nicht als "unzähliges Beispiel" bezeichnen.
Zudem: Nicht jede Beißerei zwischen Hunden ist auch gleich ein "Kampf auf Leben und Tod".

Komisch: irgendwie habe ich den Eindruck, Du magst mich nicht :love:, dabei versuche ich doch nur es den Hunden in den Tierheimen so angenehm wie möglich zu machen.
Und wenn es dann absolut nicht geht (wegen Personal- und Geldmangel), dann kann ich auch damit leben.
Zumindest, wenn es sich um öffentliche Tierheime für Notfälle handelt und nicht um Fälle von animal-hoarding, oder Massenhaltungen zu Gewerbezwecken.
:hallo: Klaus
 
@Mahedo

Danke für Deine exzellenten Beiträge zum Thema. Du hast genau das sehr gut und ausführlich erklärt, was ich aus meinen Besuchen in verschiedenen TH bereits an Eindrücken und Infos durch Gespräche mit den dort Aktiven "mitgenommen" habe. Sachlicher, detaillierter und anschaulicher (10x besser) als ich und direkt aus der Praxis berichtet - das war mir sehr wichtig.

Insbesondere die diversen Sachzwänge / Probleme, die ein TH täglich zu bewältigen hat, sind sehr gut rübergekommen. :zufrieden::respekt::fuerdich:

Folgende Punkte habe ich hier von Dir und Midivi bestätigt bekommen, die ich selbst eben ansatzweise durchaus auch schon bei den TH, wo ich war, mitbekommen habe :

- Rudelhaltung ist in TH nicht möglich, aus Fluktuations- / Platz- / Betreuungsgründen und auch aus Sicherheitsgründen für die Tiere

- Gruppenhaltung (in kleinem Rahmen mit einzelnen Hunden) ist bedingt möglich, aber auch nicht einfach / unproblematisch

- das Verhalten eines Hundes im TH kann sich ganz erheblich von seinem "normalen" Verhalten unterscheiden, stressbedingt und durch die Anwesenheit von so vielen Artgenossen auf engem Raum

- gerade unverträgliche, gehandicapte oder ängstliche Hunde sind leider oftmals Dauer-/ Langzeitinsassen, eben diese sind meistens nicht für Gruppenhaltung geeignet

- jeder Hund reagiert auf den TH-Aufenthalt anders, somit kann auch keine "Zeitgrenze" festgelegt werden, ab wann ein TH-Insasse zu lange "sitzt" - dies offenbart sich eher im Verhalten des Tiers

- die Fluktuation an Hunden ist selbst in kleinen TH erheblich, mit allen damit verbundenen Problemen

- die TH-Angestellten / Helfer / Ehrenamtlichen können sich nur bemühen, es den einsitzenden Hunden so angenehm wie möglich zu machen, dennoch ist und bleibt der Aufenthalt für die Tiere leider stressig und traurig. Eine ausreichende Auslastung der Hunde ist in einem TH schlicht unmöglich, eine wirklich artgerechte Haltung ist illusorisch.

- ein TH ist und bleibt immer eine Auffang- und Übergangsstation mit vielen Provisorien - für die Tiere und die Mitarbeiter, wirklich Entlastung schaffen könnten beispielsweise ehrenamtliche Helfer, die regelmässig mit anpacken - leider sind diese rar gesät


PS :
Es gibt in den TH "hinter den Kulissen" enorm viel Arbeit, die Otto Normalverbraucher nicht sieht / sehen kann, die aber auch direkt zum Ablauf hören und erhebliche Zeit kosten :

- sehr viel Papierkram, allein die Fundtieranzeigen etc.
- jedes Tier wird in ein Bestandsbuch ein- / ausgetragen mit allen entspr. Angaben
- die zum Tier gehörenden Dokumente / Infos müssen erfasst werden
- die Unterkunft der Tiere entsprechend vorbereitet und beschriftet werden
- es werden Berichte über den Gesundheitsstatus jedes Tieres geführt mit der u.U. entsprechend zu gebenden Medikation
- es müssen Tiere z.B. zwecks OP zum TA gefahren werden, denn längst nicht alles kann der TA vor Ort machen, wenn er zum Standardbesuch vorbeikommt
- die Betreuung der Tiere in den Quarantänestationen ist SEHR aufwendig, da gibt es strenge Vorschriften für die Mitarbeiter, die damit betraut sind
- die per Polizei / Feuerwehr etc. nachts / feiertags in die Notzwinger gebrachten Fundtiere müssen umquartiert werden
- VK / NK müssen auch gemacht werden

Ganz zu schweigen von den vielen Kleinigkeiten wie Telefonarbeit, Emails bearbeiten, Buchführung, Aktualisierung der Internetseite / Vermittlungstiere uvm.

Dies alles läuft "nebenbei" - gehört aber genauso zum TH-Alltag, wie auch das "mal eben rausfahren", wenn irgendwo Jemand 20 km weiter eine verletzte Taube gefunden hat, sie aber nicht bringen kann oder oder oder
 
@Klaus, hier geht es um gar nichts persönliches *augenroll*
Nur deine Vorschläge oder Gedanken (wie auch immer) sind so eben in den meisten TH nicht umsetzbar.

Ich schrieb auch in keinster Weise, dass die Beißerein tödlich ausgehen, die wenigsten Hunde zeigen Beschädigungsbeißen auf. Aaaaaaaaber, kommt es trotz dessen immer wieder zu Blessuren. Diese müssen dann behandelt und weiterhin versorgt werden, das führt wiederum zu einem Zeitaufwand und weiteren Kosten.

Und in allem anderen, schließe ich mich den letzten Ausführungen von Gaby an.

LG
Jennie
 
:hallo:

Ich hätte eigentlich vermutet, dass hier noch mehr Leute im Forum sind, die aktiv in TH mitarbeiten / helfen und etwas dazu sagen könnten ? :verwirrt:

Würde mich freuen, wenn sich noch mehr Praktiker äussern zu den Haltungsformen / Haltungsbedingungen von Hunden in TH - regelmässige Gassigänger haben ja auch einen recht guten Einblick - in punkto Fluktuation Hunde, tägliche Beschäftigungszeit mit den Hunden, wie werden sie gehalten (Gruppe / einzeln) usw.

:hallo:
 
Hallo an alle!

Das Thema ist sehr komplex und auch jetzt schon sehr unübersichtlich hier geworden. Deswegen und aufgrund der Nebendiskussionen hier, wollte ich eigentlich nicht antworten, aber ich tue es jetzt doch und hoffe, dass alle beim Thema bleiben. Ich denke, dass es Gaby vor allem um Praxisbeispiele geht und nicht um theoretische Konstrukte...

Ich arbeite in einem kleinen Tierheim mit einem Bestand von durchschnittlich ca. 15-20 Hunden (Tierheim Mayen). Wir praktizieren keine Zwingerhaltung, sondern haben die Hunde in Gruppen oder paarweise in Gehegen und Ausläufen untergebracht. Nur während der Öffnungszeiten müssen einige in den Zwinger. Ansonsten nutzen wir vom Platz her alle Möglichkeiten. Natürlich haben wir Hunde, die einzeln gehalten werden müssen, wegen Unverträglichkeit, aber das ist wirklich eher die Ausnahme.

- gibt es richtige Rudelhaltung überhaupt in TSV / TH ?
Nein! Weil ein Rudel eben immer gewachsen bzw. sehr beständig ist. Durch die ständige Fluktuation der Hunde im Tierheim ist das gar nicht möglich. Evt. könnte ich mir in größeren Tierheimen eine Art Gnadenbrot-Rudel vorstellen, wo Langzeitinsassen auf Dauer zusammenleben. Deswegen paßt der Begriff Gruppenhaltung eher und das hat nicht nur etwas damit zu tun sich an irgendwelchen Begrifflichkeiten festzuhalten.

Wir halten in der Regel Gruppen von 2-5 Hunden, danach wird es für uns unübersichtlich. Denn die Gruppen müssen genau beobachtet werden, was die Harmonie untereinander betrifft und natürlich auch der Gesundheitszustand der einzelnen Tiere. Wenn in einer Gruppe einer Durchfall hat, dann muss man schon irgendwie herausfinden, wer das nun ist. Das ist bei fünf Hunden schon schwierig...

Zusammenführung
Erst einmal braucht man unbedingt Tierheimmitarbeiter, die sich mit Hundeverhalten auskennen und keine Scheu vor Hundezusammenführungen haben. Natürlich braucht man auch Erfahrung, denn jeder passt nun mal nicht mit jedem zusammen. Zum anderen spielt der Platz tatsächlich eine große Rolle. Denn zwei Hunde (oder auch mehrere), die sich im Auslauf verstehen müssen das im engen Zwinger noch lange nicht... Weder Platz noch Erfahrung mit Hundezusammenführungen sind in den meisten Tierheimen vorhanden. Leider! Denn so kommt die traurige Einzelzwingerhaltung in den meisten Tierheimen zustande. Übrigens ist es sehr schwierig den Leuten klar zu machen, dass der Hund nicht in Zwingerhaltung vermittelt wird, aber im Tierheim solch eine Haltung praktiziert wird. Eine gewisse Vorbildfunktion seitens der Tierheime sollte hier eigentlich angestrebt werden.

Verträglichkeiten
Es sind viel mehr Hunde verträglich als man das glaubt. Oft bekommen wir Abgabetiere, die laut Vorbesitzer gar nicht mit anderen Hunden können, aber bei uns zumindest zu einem anderen Hund anderen Geschlechts gesetzt werden können. Es ist auch nicht selten passiert, dass diese Hunde gruppenfähig sind. Viele Besitzer trauen sich einfach nicht ihre Hunde laufen zu lassen, aus Angst, dass etwas passiert.
Man muss die vorhandenen Hunde charakterlich gut einschätzen können, um zu wissen, welche Hund da noch dazu passen könnte. Das geht hier in einem kleinen Tierheim natürlich viel eher als in einem großen. Je länger die Hunde bei uns sind, umso besser können wir sie charakterlich einschätzen und wissen ganz genau, was geht und was nicht. Denn Langzeitinsassen sind nicht unbedingt wegen Unverträglichkeit so lange im Tierheim, da gibt es meist ganz andere Macken, womit die Menschen nicht umgehen können.

Stress
Sicherlich bedeutet solch eine Haltung Stress, da immer wieder Hunde vermittelt werden und immer wieder neue Hunde dazu kommen. Aber ich denke, dass es viel mehr negativen Stress, wenn ein Hund einzeln in einem Zwinger gehalten wird. Hier gibt es kaum Abwechslung, alles ist so monoton und einfach langweilig. Verhaltensauffälligkeiten, Stereotypien sind oft bei längerer Haltung vorprogrammiert.
Bei uns wird es zumindest nicht langweilig, wobei wir schon versuchen sehr genau darauf zu achten, dass keiner gemobbt wird oder überfordert ist. Aber Kappeleien gehören dazu, Beschädigungsbeißen natürlich nicht. Aber das passiert auch wirklich sehr selten.

Meine Meinung
Ich könnte nicht in einem Tierheim arbeiten, wo die Hunde nur im engen Zwinger gehalten werden, wo es kaum Kontakt zu Artgenossen gibt. Man sollte den Tieren den Tierheimaufenthalt so angenehm wie möglich machen und vor allem so abwechslungsreich wie möglich. In vielen Tierheimen könnte man es den Hunden (aber bestimmt auch anderen Tieren) etwas angenehmer gestalten, aber das bedeutet Zeit, Personalaufwand und manchmal auch Geld. Das ist natürlich nicht immer da, aber auch mit kleinen Mitteln kann man viel erreichen. Wenn man nur will. Ein Tierheim sollte keine Verwahranstalt nach dem Motto sein: Die werden eh bald vermittelt, da werden die das hier schnell vergessen haben. Denn zum einen prägt solch eine Erfahrung und zum anderen bleiben auch unkomplizierte Hunde oft länger als erwartet.
Ich würde mir wünschen, dass es mehr kleinere Tierheime gibt, wo man sich individueller um die Tiere kümmern kann. Vielleicht ein naiver Wunsch, aber im Sinne der Tiere sicherlich eine sinnvolle Lösung.
UND ich würde mir eine bessere Zusammenarbeit der deutschen Tierheime wünschen. Denn wir haben schon das ein oder andere Mal angeboten Hunde aus einem anderen deutschen Tierheim zu übernehmen, weil wir Platz hatten. Aber obwohl es sogar um konkrete Hilferufe ging (z.B. in der Sommerzeit) wurde auf unsere Anfragen nicht reagiert... Schade!

Das war es erstmal von mir. Es gibt noch so viel zu sagen, aber ich warte erstmal auf eure Reaktionen und Fragen.

Liebe Grüße aus der Eifel,
Susan
 
Ein wirklich guter Beitrag Susan! :zufrieden:
Insbesondere den Absatz
"Erst einmal braucht man unbedingt Tierheimmitarbeiter, die sich mit Hundeverhalten auskennen und keine Scheu vor Hundezusammenführungen haben. Natürlich braucht man auch Erfahrung, denn jeder passt nun mal nicht mit jedem zusammen. Zum anderen spielt der Platz tatsächlich eine große Rolle."
halt ich für wichtig.
Und richtig ist sicher auch Deine Aussage, dass es zwischen sehr großen Tierheimen, die einen durchorganisierten Massenbetrieb haben
und kleineren, die individueller auf die Tiere eingehen können, Unterschiede gibt.
Grüße Klaus
 
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