Alle leben noch!
Hallo Leute, Entschuldigung, daß es so lange gedauert hat, aber es war wirklich nicht so ganz einfach! Und ich mußte mich natürlich erst mal um Jack kümmern, denn ich hatte das ja ganz anders eingeschätzt, und Schreiben war mir noch nicht wichtig, erst Jack, dann Ihr. (Tschuldigung, bin halt so),
Obwohl mir garnicht nach Scherzen zu Mute ist, denn ich habe mal wieder gesehen, was Menschen mit Tieren machen können.
Hier jetzt mal die ausführliche Geschichte von Jack.
Bin also hingefahren um ihn zu holen. Haben ihn dann so gegen 18.00 Uhr übernommen. Es hat aber alles viel länger gedauert, als geplant war, und wir haben auch die Hunde von WM gesehen und sind von denen niedergeschmust worden (die sind übrigens in einem hervorragenden Zustand und total lieb) und es war letztendlich ja auch eine Gesamtstrecke von 674 km. Bin dann gestern um 23.45 Uhr mit ihm nachhause gekommen.
Da ich zwei ganz tolle Mitstreiter hatte, KaukasenTina ist mitgefahren und später half die Dame, die den Pflegeplatz angeboten hatte (ist nicht von KSG), war ich glücklicherweise nicht ganz allein.
Ich habe mich dann noch zuhause die ganze Zeit intensiv mit Jack abgegeben (meine beiden eigenen Hunde mögen´s mir verzeihen), und zuletzt haben wir dann noch eine Stunde geschlafen, ich auf der Couch und Jack daneben. Kurz kann man sagen, Jack´s Beschreibung, die die Familie gegeben hatte, von der er weg sollte, war mehr als falsch!
Aber von Anfang an, wir haben ihn also kennengelernt, und dabei schon diverse Probleme beschrieben bekommen und z.T. auch sofort selbst gesehen.
Um es möglichst kurz zu halten: Diese arme Kreatur zeigt Spuren von Misshandlungen, Schägen, Verwundungen, (aber zumindest wenigstens keine offensichtlichen Brandverletzungen). Aber am Schlimmsten ist, was aus diesem Hund gemacht wurde!
Er hatte es sicher überhaupt nicht gut.
Sein körperlicher Zustand ist nicht der eines gut gehaltenen Hundes, der hat alle möglichen Stellen, die ihm weh tun, er hatte Durchfall, der sich aber sehr schnell gebessert hat bis heute Vormittag (hat nur TroFU gekriegt bei mir) und jetzt fast verschwunden ist, er hat Krallen, die sind ihm offensichtlich so kurz geschnitten worden, dass er immer noch Schmerzen hat, obwohl das sicherlich schon eine Zeit her ist (ich habe noch nie so kurze Krallen gesehen). Er hat berührempfindliche Stellen am Bauch und Rücken und den Läufen, und man sieht auch am Fell, dass da an verschiedenen Stellen mal Verletzungen gewesen sein müssen, ist aber alles schon alt. Er hat eine alte Verletztung an der Rute. Er läuft hinten etwas seltsam, gut Rottis staksen hinten gerne, aber bei ihm, weiß nicht, vielleicht was an der Hüfte? Und er hat eine sehr spärliche Bemuskelung und ermüdet sehr rasch. Auch glaube ich, dass vielleicht Herz/Lunge nicht ganz ok sind, aber, es könnte auch an dem Stress den der Hund die letzte Zeit und natürlich auch gestern extrem hatte, gelegen haben und sehr heiß und schwül war es ja auch noch. Seine Impfungen scheinen mehr als zweifelhaft, es gab 2 Impfpässe, die aber eigentlich beide nicht so ganz stimmen können. In beiden waren die Daten der früheren Besitzer ganz fest zugemalt, mit Kugelschreiber. Es gibt da aber so bestimmte Methoden, sowas sichtbar zu machen, bin in der Nacht noch dran gesessen, Jack lag bei mir im Büro, es sind die gleichen Daten. Habe aber inzwischen gehört, dass diese Leute jetzt keine Tiere mehr haben, weil das OA da war.
Seine Sozialisierung ist überhaupt nicht vorhanden, er kennt auch wahrscheinlich gar nichts. Keine Menschen, keine Kinder keine Tiere, er glaubt, man muß alles angehen und den am anderen Ende der Leine verteidigen!
Ist doch für einen Rüden mit angeblich 2 Jahren seltsam, dass er überhaupt nicht markiert, aber außerdem glaube ich, dass er noch keine 2 Jahre ist. Er hat auch noch so viele Verhaltensweisen eines jungen Hundes. Autofahren kennt er und fährt auch brav und gerne mit.
Man kann sehr deutlich erkennen, das er auf Schutzdienst getrimmt wurde, mit welchen Methoden, mag ich mir lieber gar nicht vorstellen. Er ist jetzt in einem Stadium, dass er den, der am anderen Ende der Leine ist, glaubt immer verteidigen zu müssen, aber wie! Ohne jedes Kommando und von sich aus, und zwar gegen ALLES. Er geht auf Menschen, besonders auf Männer, aber auch Frauen, Hunde beiderlei Geschlechts und Katzen los und ist dann nur noch von erfahrenen und kräftigen Leuten zu halten. Er hat Agression gegen Menschen mit Alkoholausdünstung, die aber durch ihre Extremheit darauf schließen lässt, dass er vielleicht von Betrunkenen misshandelt wurde. Und dieses jetzt nur mehr mit Erfahrung und Mühe zu beherrschende Verhalten war meiner Meinung nach auch der eigentliche Grund, dass dieser Hund abgeschafft werden sollte.
Es sieht ganz so aus, als hätte man versucht mit Extremmethoden und Quälerei aus diesem Hund eine Waffe zu machen, und als es gelungen war, war die Waffe nicht mehr zu beherrschen und sollte weg.
Er hat sich innerhalb kürzester Zeit auf mich fixiert, und begann mich zu verteidigen, im Verlauf des Abends und der Nacht habe ich sonst noch so einige Macken an ihm festgestellt, die so erschreckend waren, dass ich nur noch sagen kann, dieser arme Hund! Was ist mit dem gemacht worden!
Gleichzeitig ein so herzensguter Hund, ist so dankbar und lieb, wenn er gestreichelt wird. Und man sieht, dass er, wenn man auf ihn zugeht, zuerst Angst hat, geschlagen zu werden, und dann so froh ist, wenn´s nicht so ist. Dieser Hund ist so was von verdorben worden! Und gleichzeitig stecken soviel gute und liebenswerte Anlagen in ihm. Er ist so gelehrig und kapiert recht schnell, und ganz ohne Gewalt. Es tut weh zu sehen, dass ein Hund eine Maglite (Taschenlampe) für einen Stock hält, und sich duckt, wenn man sie zur Hand nimmt. Er hat aber auch gleichzeitig furchtbare Verlustangst, und weint und bellt, wenn sich „sein Mensch“ nur in der Küche eine Tasse Kaffee holt. Ach und übrigens stubenrein ist er, zumindest bei mir.
Aber das wirklich Schlimme ist, er geht eben auf alles los, was sich rührt, wenn er glaubt „seinen Menschen“ verteidigen zu müssen! Und das glaubt er eigentlich fast immer!
Jetzt kam natürlich die Frage auf, was kann man tun?
So wie er jetzt ist, ist er nicht zu vermitteln, an niemanden, denn er wäre gefährlich, da wäre innerhalb kürzester Zeit was Schlimmes passiert, und das wäre das Aus für Jack gewesen.
Es wäre weder bei mir, noch sonst wo gegangen, wo er in einer Familie mit anderen Tieren oder/und Menschen hätte leben sollen.
Diesen Hund, so wie er ist, jemanden zu geben, sei es Pflege- oder Dauerplatz, wäre mehr als fahrlässig gewesen, und eigentlich unmöglich. Außerdem wäre es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Todesurteil für Jack gewesen, denn ich habe auch Sachen mit ihm erlebt, die mich glauben machen, dass da mehr dahinter steckt, als ein Hetzarm. Ich alleine habe in den Stunden, die Jack bei mir war, so viele sehr brenzliche Situationen erlebt, dass ich sagen muß: Dieser arme Kerl ist zu so einer Waffe gemacht worden, und muß erst mal „entschärft“ werden, dann kann man daran denken ihn zu vermitteln, alles andere wäre richtiggehend fahrlässig, auch wenn die „neuen Leute“ Bescheid wissen.
Es wurde eine Lösung für Jack gefunden (nicht die Endlösung!).
Er ist jetzt bei einer Organisation, wo auch ein guter und erfahrener Tiertrainer mit ihm arbeiten wird, wo seine Gesundheit in Ordnung gebracht wird, was hoffentlich noch geht, und wo man versuchen wird, aus ihm wieder den liebenswerten und tollen Hund zu machen, der er sicherlich mal war. Zumindest muß er lernen, dass er nicht „gefährlich“ zu sein braucht. Und dass nicht alles, was ihm begegnet ein Feind ist. Es wird viel Arbeit sein, ich werde so gut ich kann auch dazu beitragen, und auch noch einige andere Leute werden mithelfen. Aber Jack ist es wert! Und dann wird der WT in Angriff genommen!
Abschließend kann ich nur noch sagen, auch wenn´s manche, die Jack gar nicht, oder nicht so kennengelernt haben, wie ich, nicht glauben werden, es ist die einzige Möglichkeit für Jack, jemals noch zu einem guten Leben zu kommen!
Dies schrieb einer, der Rottis nie besonders viel abgewinnen konnte (Rotti-Fans nicht böse sein!), der aber diesen Rotti in der kurzen Zeit liebgewonnen hat und um ihn kämpfen wird!
Liebe Grüße
Puck, Wicki und Frodo
P.S.: Ganz lieben Dank an alle, die Hilfe angeboten haben, oder sich nur Sorgen gemacht haben, aber ich hab`mir keine gemacht, einige wissen ja, daß ich schon ein wenig mit den Wauwis kann und hab´mir darum am wenigsten Sorgen gemacht, daß Jack im Auto was anstellen könnte, ganz im Gegenteil, Tina wird´s bestätigen, der war wirklich brav, da.
@ Birgit, Tina ist wirklich eine Frau, hat nur so eine tiefe Stimme, hab´sie nicht anrufen lassen, um Dich zu erschrecken, sondern weil ich immer mit Jack geschmust hab´beim Fahren, und keine Hand frei hatte, zum Wählen, übrigens die Feisprechanlage ist das BMW-Telefon, ist nur im Cabrio so laut, wennst schnell fährst.
LG
Puck