Ehrlich gesagt, Margit, verstehe ich dein "wenn schon denn schon" in dem Fall nicht ganz.
Niemand will mehr, dass das Kind das durchzieht, und jetzt bestehst du darauf, die es von Anfang an nicht wollte - warum?
Weil, wie
@hundeundich so schön geschrieben hat, die Mitgliedschaft in einer Kirche etwas anderes ist als die im Turnverein.
Ich musste unterschreiben und schwören, dass ich als Nicht-Katholikin zustimme und Sorge trage, dass ich das Kind katholisch (mit-)erziehe bzw. Sore trage, dass das geschieht. Ich habe diesbezüglich lange mit mir gerungen, aber - dem GG war das damals wirklich und für ihn ungewohnt wichtig (!).
Ich unterschreibe so etwas aber nur, wenn ich ernstlich bereit dazu bin, und nicht nur so zum Spaß.
(Bei der kirchlichen Heirat zB habe ich mich vehement geweigert, weil der liebe Mann seit ich ihn kannte nicht einmal in der Kirche gewesen ist. Da hat er aber auch nicht drauf bestanden, nur einmal kurz gefragt, wie ich dazu stehe.)
Nüchtern gesprochen heißt so eine Zugehörigkeit zu einer Religion ja erstmal, dass das Kind mit dieser aufwächst und alles über die Grundzüge des Glaubens einigermaßen selbstverständlich mitlernt. Wenn es dann irgendwann beschließt, damit nichts anfangen zu können - naja, dann ist das halt so, es hat aber eine solide Grundkenntnis in christlichen Werten bekommen, und die ist mir persönlich (!) durchaus wichtig, weil ich tatsächlich denke, dass sie eigentlich zu unserer Kultur dazugehört und man sich darin auskennen sollte.
Wären die Kinder nicht getauft geworden, hätte ich mich tatsächlich
auch darum bemüht, das trotzdem zu vermitteln, und hätte ihnen keine Steine in den Weg gelegt, wenn sie den Kontakt zur Kirche gesucht hätten. Das war bei uns zuhause auch nicht anders, ich habe zB ne ganze Zeitlang im Kinder-Kirchenchor gesungen, und wenn ich mich hätte taufen/konfirmieren lassen wollen, und es mir wirklich ernst damit gewesen wäre, hätten meine Eltern nichts dagegen gesagt.
Es wäre aber eine ziemlich protestantische Variante der christlichen Religion dabei herausgekommen, weil es da, wo ich aufgewachsen bin, so gut wie keine "einheimischen " Katholiken gibt. Als ich in der Oberstufe tatsächlich aus verwaltungstechnischen Gründen mal ein Jahr katholische Religon machen musste (tatsächlich mein einziger Kontakt zum Katholizismus bis dahin), dab es in den drei Jahrgängen 11-13 insgesamt 8 echte Katholiken (bis auf eine alle kürzlich wegen der örtlichen BW-Kaserne aus dem Rheinland bzw. Bayern zugezogen), dazu insgesamt 3 Leute wie mich, die keine andere Chance hatten, ihre Kursverpflichtungen zu erfüllen - und einen Diakon, der eigentlich nicht mal fertiger Lehrer war, und für unseren Unterricht einmal die Woche fast 200 km aus Hildesheim zu uns fahren musste und da gleich noch einen Wortgottesdienst gelesen hat, weil die örtliche Katholische Gemeinde schon seit einigen Jahren keinen Pfarrer und Diakon mehr mehr hatte...
Unkatholischer geht es eigentlich nicht mehr.
(Um Hannover rum gerade in Richtung Hildesheim - also grob die Ecke, wo der GG herkommt - sieht es mit der Häufigkeit von Katholiken etwas anders aus, aber in der Tat ist er darum katholisch, weil seine
deutsche Verwandtschaft aus Ostpommern bzw. Schlesien stammte, also auch wieder durch Zuwanderer.
)
Und von meiner Religionskurs-Erfahrung (die schon ziemlich seltsam war) hatte ich immerhin die Erfahrung mitgenommen, dass die Katholiken doch einiges deutlich anders sehen bzw. machen als die Evangelen.
Also dachte ich mir: Schön und gut, ich unterschreibe ja alles, aber
machen muss das dann jemand anders - zur Not gibt es ja den Religionsunterricht und die Kommunionsvorbereitung.
Womit die Frage:
Was macht es für dich für einen Unterschied, ob dein Sohn vor oder nach der Kommunion dem Verein den Rücken zudreht?
Ich seh den Sinn nicht, dir das jetzt ans Bein zu binden.
vielleicht in Grundzügen beantwortet ist.
Ich überlegte mir sodann, dass es vielleicht gar nicht so schlecht sei, nicht von vorneherein
alles anders zu machen "als die meisten anderen" - ich denke, wir sind in vielem schon ein wenig speziell, aber man muss ja nicht in allem immer direkt außen vor bleiben. Zumal es ja hier auch viel soziale Infrastruktur gibt, die über die Kirche käuft, wie Krabbelgruppen, Kindergärten etc.
Allein, es kam anders - der katholische Kindergarten hatte keinen Platz frei für ein Kind in Fabians Alter und der evangelische bot uns quasi Asyl. Und Fabian war als Kleinkind und dann auch die ersten zwei Jahre im Kindergarten so viel krank, dass wir an gar nichts regelmäßig teilnehmen konnten...
Und dann fand er mit 4 1/2, was die ev. Pastorin im Kindergarten im Gottesdienst über Gott erzähle, sei "alles unlogisch", und mutierte trotz aller meiner Bemühungen zum Atheisten.
(Ich sollte evtl. hinzufügen, dass im SPZ mittlerweile eine Selektivbegabung für Logik und rationales Denken festgestellt wurde - da liegt er jetzt, mit 8, weit über dem Durchschnitt für Erwachsene. Anderswo fehlt's dann halt teils dafür...)
Ich wollte gerne, dass er zur KV geht, weil das in dem Alter alle (Katholiken) in seiner Klasse machen und er oft genug sonst daneben steht... - leider kam er nicht mit denen in eine Gruppe, weil das terminlich nicht passte (die hätten ihn aber auch sonst wohl nur ungern genommen.)
Ich dachte, er sollte wenigstens die Grundzüge seiner Religion kennenlernen, bevor er sich davon verabschiedet. Im Religionsunterricht passiert das in seinem Fall leider nicht, da lernen auch andere Kinder eher nichts bis wenig.
Tatsächlich stört ihn an der Kommunionsvorbereitung mE tatsächlich weniger die Religion als Thema als die Gruppensituation. Der Rest wird nur zusätzlich ins Feld geworfen, in der Hoffnung, so vielleicht aus der Nummer noch rauszukommen.
Muss dazu sagen: Das wird hier nachmittags in kleinen Gruppen von 5-8 Kindern von freiwilligen Eltern unter Anleitung der Diakonin gemacht und ist eigentlich ganz nett gemacht.
Ich hatte gehofft, er ist jetzt insgesamt schon so weit, dass er mit so etwas gut zurechtkommt, und da vielleicht, über die Schule hinaus, wo das ja in seinem Jahrgang nicht so gut geklappt hat, vielleicht noch Kontakte zu Gleichaltrigen findet. Er hätte wirklich sehr gern einen Freund in seinem Alter, der sich für dieselben Sachen interessiert. An seiner Schule gibt es da leider keinen, aber das muss ja nicht heißen, dass das überall sonst auch so ist.
Er war jetzt ein Vierteljahr in einer Therapiegruppe in ähnlicher Größe, da ging das zB sehr gut. Das war aber halt auch mit fachkundiger Leitung.
Hier geht es eben nicht so gut, also bockt er, wie er das auch bei Gruppenarbeit oder Sportfesten oder Projektwochen in der Schule oder im Sportverein tut, weil ihn das alles sehr anstrengt.
Es ist aber ein Szenario, dass er grundsätzlich, anders als ein Sportfest, wie wir gesehen haben, schon meistern
kann und irgendwann auch unter erschwerten Bedingungen meistern können
muss. Weswegen ich geneigt bin, drauf zu bestehen, dass er das bis zum Ende mitmacht und nicht nur darum alles hinwirft, weil es ihm nicht genehm ist,
mit anderen Leuten zusammen etwas lernen bzw. erarbeiten zu müssen.
(Das ist halt eine Gratwanderung - wo überfordert man das Kind, und wo würde man seine Förderung vernachlässigen, weil er selbst alles in dieser Richtung schon präventiv verweigert und sich von selbst nie aus seiner "sicheren Ecke" herauswagen würde?)
Ich war am Donnerstag mit in der Gruppe, und denke, das Problem ist, dass es für ihn ohne Hilfe definitiv zu unruhig ist, weil (mindestens) ein Kind permanent stört und zwei sich extrem leicht ablenken lassen, und das Ganze so alle naselang an Struktur verliert. Mit mir dabei ging es eigentlich ganz gut - mal schauen, wie es nächste Woche läuft. Zur Not setz ich mich noch bis Mai einmal die Woche mit dem kleinen Ü da mit hinein und sorge in dem Chaoshaufen für etwas Ordnung. Daran soll es jetzt nicht scheitern.
Die Diakonin war übrigens sehr verständnisvoll und hat das Dilemma recht gut erfasst - sie meinte, wir sollten es auf jeden Fall versuchen, dass er jetzt erstmal bis zur Kommunion weiter hingeht, denn egal ob er später nun meint, in der Kirche bleiben zu müssen oder nicht, würde er hier Dinge lernen, die ihm schwerfallen und teils im Grunde
fehlen - und das sehe ich (derzeit) ähnlich.
Dieses Gerede über die angeborene Schuld
die wissen gar nicht, was sie mit diesem Gesülze bei so jungen Menschen kaputt machen können
war praktisch, dass Sohnemann da pünktlich auch nicht mehr wollte und wir raus konnten
Das ist hier echt nicht so... wenn die Katholen überall so gestrickt wären wie hier im Rheinland, könnte man glaube ich - weitgehend - benkenlos katholisch werden.
Okay, die Gemeinde ist durch eine Fusion mehrerer Altgemeinden entstanden und die einzelnen Mitglieder streiten sich seither wie die Kesselflicker, das ist richtig, richtig übel - und der Pfarrer ist damit komplett überfordert und gießt durch seine Aktionen immer mal wieder Öl ins Feuer - das könnte bei der Feuerwehr oder dem CDU-Ortsverband nicht schlimmer sein...
- Aber in puncto "Weltsichtvermittlung an Kinder und Jugendliche" hab ich echt nix zu meckern. Da gab's bisher zum Glück noch nichts, wo ich hätte sagen müssen: "Hätte ich das gewusst, hätte ich damals nicht unterschrieben!"
Edit: Womit wir wieder bei dem wären, was mich eigentlich nervt...
Und das ist tatsächlich weniger, dass ich mich jetzt kümmern muss (muss ich ja meistens), sondern, dass tatsächlich noch drüber gestichelt wird, dass ich es tue, als sei das alles ursächlich auf meinem Mist gewachsen und ich hätte darauf bestanden, dass das Kind getauf wird.