die Tiere sind wohl erstmal artgerecht untergebracht :
vor 19 Minuten >>> 18 : 23 17.02.2012
Ende des Todeskampfs auf Frauenhagener Koppel
Nach 16 Jahren hat das Tierdrama auf einer Koppel bei Frauenhagen (Uckermark) ein Ende gefunden. Mindestens 200 vernachlässigte Rinder und Pferde wurden auf Druck der Öffentlichkeit in Ställe gebracht. Am Freitag hat der Landkreis fünf weitere Pferde beschlagnahmt.
Abtransport der Rinder von der Frauenhagener Koppel.
Die Züge auf der Strecke Berlin-Stettin können wieder normales Tempo fahren. Kein Lokführer muss mehr um die Sicherheit seiner Fahrgäste fürchten, weil hungrige Rinder auf den Gleisen stehen. Das mindestens 16 Jahre währende Drama eines Bauern aus Frauenhagen, der seine Herde nicht in den Griff bekam, scheint beendet. Denn die Koppel ist fast leer. Tiefe Reifenspuren großer Lastwagen verraten den Abtransport von mindestens 200 Tieren in den vergangenen Tagen. Auf der Weide, die seit November unablässig in den Schlagzeilen stand, herrscht gähnende Leere. Auf der Wiese ist das karge Gras bis zur Erde herunter gefressen.
Durch Proteste von Anwohnern, Landwirten und Tierschützern sowie auf Druck der Medien sah sich die neue Halterin, die die Herde von dem Frauenhagener Bauern übernommen hatte, genötigt, die teilweise kranken und unterernährten Tiere von der Koppel zu nehmen. Die meisten Rinder stehen mittlerweile bei einem Viehhändler der Region in einem Stall. Die Pferde wurden bei Privatleuten untergestellt. "Es gibt dort Futter, eine beheizte Tränke und einen Unterstand", sagt Frank Fillbrunn, Beigeordneter des Landrates. Das alles fehlte auf der umstrittenen Koppel seit vielen Jahren.
Am Freitag ließ der uckermärkische Amtstierarzt Achim Wendlandt dennoch fünf weitere Pferde, die immer noch unter freiem Himmel in einem sogenannten Fangstand eingesperrt waren, beschlagnahmen. Sie sollten eigentlich bis Donnerstag eine neue Bleibe erhalten. Doch das geschah nicht. "Kein Futter, kein Wasser", so die nüchterne Bilanz des Veterinärs nach einer erneuten Kontrolle vor Ort. "Wir haben damit unsere Androhung einer Ersatzvornahme wahrgemacht."
Das bedeutet, dass private Pferdehalter die Tiere in Obhut nehmen und auf Kosten des Halters aufpäppeln. "Wir hoffen, dass wir sie überhaupt durchbekommen", sagt Pferdefreundin Simone Plaumann. Sie kann neben ihren eigenen Tieren nur eine Stute mit Fohlen aufnehmen. "Beide sind in katastrophalem Zustand und fast verhungert", ist ihr erster Eindruck.
Bis zu diesem Sonntag müssen die letzten 22 Pferde, die auf einer weiteren Koppel bei Frauenhagen stehen, ebenfalls das Terrain verlassen. Dazu hat sich die aus der Prignitz stammende Halterin eidesstattlich verpflichtet. Unterlässt sie den Abtransport, muss der Landkreis erneut eingreifen. Bis dahin übernimmt der benachbarte Landwirt Maik Manke auf Anweisung des Amtstierarztes die Fütterung.
Manke hofft nun, dass die Zustände auf der Koppel dauerhaft ein Ende haben. Denn neben der Gefahr für die Eisenbahn hatten vor allem tagelang herumliegende stinkende Kadaver, die von Krähen zerfleddert wurden, immer wieder für Aufsehen gesorgt. Der Nachbar und Bauer dokumentierte unablässig die zunehmende Verwahrlosung der Tiere, alarmierte Amtstierärzte, Behörden und machte auf Nahrungsmangel und Krankheiten bei den Tieren aufmerksam. Tote Kühe schwammen in der Sernitz, Pferde brachen auf Eisflächen zusammen, Fohlen erstickten nach der Geburt. Der Besitzer der Tiere scherte sich kaum um Anzeigen, Bußgeldverfahren und nicht einmal um das gegen ihn ausgesprochene Tierhalteverbot. Auch mit der neuen Halterin änderte sich nichts. Stattdessen spitzte sich die Lage bei immer kälteren Temperaturen weiter zu.
Bei einer von Tumulten unterbrochenen öffentlichen Ortsbeiratssitzung in Frauenhagen erklärte die Besitzerin der Herde schließlich, die jetzige Tierhaltung
in Frauenhagen zu beenden. "Wir werden jeden Tag darauf achten, dass sie die Tiere nicht wieder herbringt", versprach Nachbar Maik Manke.
Ende im Tierdrama im uckermärkischen Frauenhagen in Sicht
Im Fall der vernachlässigten Tierherden in Frauenhagen in der Uckermark zeichnet sich ein Ende ab.
Nach rbb-Informationen vom Donnerstag lässt die Halterin nun auch die Pferde von ihrem Hof abtransportieren. Wo die mehr als 60 Tiere hinkommen, ist unbekannt.
Das zuständige Veterinäramt gab keine näheren Auskünfte. Am Wochenende wurden bereits die mehr als 150 Rinder von der Koppel in einen Stall in der Uckermark gebracht. Der Amtstierarzt kontrolliert täglich ihren Zustand.
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Donnerstag
Beschwerde gegen Amtstierarzt
Gegen den uckermärkischen Amtstierarzt Dr. Achim Wendlandt sowie gegen die Leiterin des Gesundheits- und Veterinäramts Dr. Michaela Hofmann läuft eine Dienstaufsichtsbeschwerde. Hintergrund sind die Zustände auf der Koppel eines Bauern bei Frauenhagen, wo seit Jahren Tiere elend zugrunde gehen und die Züge auf der Eisenbahnlinie Angermünde-Stettin gefährdet werden (MOZ berichtete).
"Guter bis mittelmäßiger Zustand" einer Herde: Was der Amtstierarzt positiv einschätzt, sieht in der Realität so aus. Das Foto stammt vom April 2010.
"Durch die Untätigkeit des Amtstierarztes und der Behördenleitung wurde, zumindest indirekt, in der Vergangenheit mehrfach der Bahnverkehr an der anliegenden Bahntrasse massiv gefährdet", schreibt der Wartiner Einwohner Jens Haselow. Er bezeichnet sich selbst nicht als direkten Tierschützer, hat aber jetzt als Bürger genug von den Zuständen bei Frauenhagen. "Die Inaktivität des Amtstierarztes und der Behördenleitung hat so den Straftatbestand des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr (§ 315 StGB) begünstigt", schreibt Jens Haselow in seiner Beschwerde. Sie richtet sich an Landrat Dietmar Schulze als Dienstvorgesetzten sowie an den Kreistagsvorsitzenden Roland Resch.
Die schweren Vorwürfe beziehen sich auf das Tierschutzgesetz, auf die Verordnung zum Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere, auf das Tierkörperbeseitigungsgesetz sowie auf das Strafgesetzbuch. Demnach habe der Amtstierarzt nicht alle "erforderlichen und möglichen Maßnahmen" ergriffen, um Tiere durch Fortnahme oder Tötung vor weiterem Leid zu bewahren. Tagelang herumliegende Tierkadaver würden eine Gefahr für die Umwelt und andere Nutztiere darstellen.
Gleichzeitig wendet sich Jens Haselow mit einer Petition an den Kreistag Uckermark. "Die Kreisverwaltung, aber auch die Mitglieder des Kreistages müssen sich bewusst sein, dass ohne ein konsequentes Handeln der Behörden der Fall Frauenhagen zu einer Politikposse wird", heißt es darin. "Die einschlägigen Bestimmungen, insbesondere das Tierschutzgesetz, bieten den zuständigen Behörden ausreichend Möglichkeiten, das Drama in Frauenhagen zu beenden und so das Leid der Tiere dort zu lindern. Es ist wenig vertrauensbildend, sich in dieser Situation ständig hinter juristischen Instanzen zu verstecken."
Amtstierarzt Dr. Achim Wendlandt schiebt hingegen die Schuld auf lange Verfahrenswege vor Gericht. Außerdem bezeichnet er den Zustand der Herde als "mittelmäßig bis gut". Mit dieser Einschätzung in einem MOZ-Interview folgt er angeblich der fachlichen Beurteilung des Landesamtes. Benachbarte Bauern, Anwohner und vor allem Tierschutzverbände schütteln über eine solche Einschätzung nur den Kopf. Sie reden von Tierquälerei und Inzucht, haben Vorfälle auf der Weide in der Vergangenheit fotografiert und dokumentiert. Die jüngsten Skandale wurden durch massive Proteste und Hinweise von Landwirt Maik Manke öffentlich.
Amtsärztin Dr. Michaela Hofmann weist eine Verantwortung in dieser Sache von sich. Auf der jüngsten Sitzung des Gesundheitsausschusses erklärte sie, dass ausschließlich der Amtstierarzt für die fachlichen Belange der Tierhaltung innerhalb der Behörde sprechen und entscheiden könne. Dies sei so geregelt, auch wenn Veterinär- und Gesundheitsamt zusammengehören.
Inzwischen haben sich Tierschützer aus Empörung über die ihrer Meinung nach verharmlosenden Äußerungen des Amtstierarztes an Brandenburgs Ministerpräsidenten Matthias Platzeck gewandt. Er erhielt eine Auswahl schockierender Fotos aus den vergangenen zwei Jahren.
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