Ein Jahr schon ohne dich
Das ist einfach unfassbar. Gestern vor einem Jahr zum letzten mal gemeinsam eingeschlafen. Heute vor einem Jahr zum letzten mal gemeinsam aufgewacht. Um diese Zeit warst du noch beim letzten Gassigang mit Schwimmen und Toben - leider war ich nicht dabei. Wer weiß, vielleicht wäre dann alles anders gekommen... Ich werde es nie sicher wissen.
Ich bin so unendlich traurig, dass ich mich nicht mal von dir verabschiedet habe an diesem Morgen, weil ich so in Eile war. Es tut mir so leid, dass ich mein Versprechen dir gegenüber - dass ich an deiner Seite bin, wenn es einmal so sein muss, dass du ins Regenbogenland gehst - nicht einlösen konnte. Und dass ich überhaupt veranlasst habe, dass du mit dorthin kommst, wo dein Leben dann so jäh geendet hat - weil ich dich nicht mal eine einzige Nacht allein lassen wollte. Wenn ich doch nur gewusst hätte, womit ich diese Nacht bezahle... Vielleicht wärst du heute noch bei mir. Vielleicht auch nicht. Nicht alles hat man selbst in der Hand.
Ich versuche mir einzureden, dass deine Zeit einfach um war. Klingt für viele sicher total abgedroschen und nach Gewissensberuhigung - ist es vielleicht auch. Aber ich kann es einfach nicht anders ertragen. Ich kann es nicht einfach hinnehmen, ohne irgendeinen Sinn oder eine Bedeutung darin zu suchen. Auch wenn das feige und bequem sein mag. Bitte verzeih mir das. Ich hätte sonst einfach nicht gewusst, wie ich hätte weitermachen sollen. Es war und ist auch so schlimm genug
Als du im März und April mehrfach dem Tod von der Schüppe gesprungen bist und wir so sehr um dein Leben gekämpft haben, was andere längst abgehakt hatten, habe ich - als Ungläubige - sooft gebetet und gefleht, dass du einen Aufschub bekommst. Damit du bei der Hochzeit dabei sein kannst (sicher ein egoistischer Wunsch), und vorallem den Flitterwochen-Urlaub und den Sommer noch genießen kannst. Und genau so ist es gekommen. Pünktlich zur Hochzeit ging es dir besser. Du hattest einen tollen letzten Urlaub am Meer und unsere letzten 4 Wochen danach, in denen du dann endlich wieder (fast) ganz gesund warst, haben wir so viel zusammen gemacht, waren so oft zusammen schwimmen und haben so viel Zeit zusammen verbracht. So eine wertvolle Zeit, auf die ich im März/April kaum zu hoffen gewagt hatte. Und 5 Tage nachdem es hieß "sie ist endgültig über den Berg" und ich tatsächlich das erste mal wieder wagte daran zu denken, dass du eventuell noch länger als nur ein paar Wochen bei mir sein könntest, wurdest du mir so brutal, so unerwartet entrissen. Und da war (neben einem unbestrittenen Fehler) so viel Pech im Spiel, dass es mich wirklich noch immer fassungslos macht... Vielleicht war der gewährte Aufschub einfach um? Vielleicht rede ich mir das auch nur ein.
Für noch einen Sprung knapp von der Schüppe hat es einfach nicht mehr gereicht - vermutlich warst du doch noch zu geschwächt von dem langen Kampf vorher
Diesen Sprung hat leider nur Lilou geschafft - worüber ich sehr froh bin. Allein der Gedanke, ich hätte euch an diesem Tag vor einem Jahr beide verloren - ich mag das nicht mal denken! Für sie ist es heute wie ein zweiter Geburtstag. Ihr geht es sehr gut. Aber dass sie dich mal mehr als ein volles Jahr überleben würde, hätten wir niemals für möglich gehalten als wir sie damals zu uns holten. Ich bin so froh, sie zu haben. Aber sie ist so ganz ganz anders als du. Sie tröstet mich sehr und gleichzeitig macht es mich traurig, weil ich so immer wieder merke, was mir mit dir so sehr fehlt. Ein Hund, der mein Schatten ist. Der von sich aus körperliche Nähe so sehr sucht und einfordert und nicht nur "erträgt", weil ich gerade gerne kuscheln möchte. Ein Hund, der so durch und durch positiv ist, dass er bei jeder - auch unvorhergesehenen - Berühung sofort wedelt und sich freut und nicht erstmal zusammenzuckt und schaut, wer das nun ist. Lilou ist ein großartiger Hund. Aber du fehlst einfach so sehr.
Die erste Zeit ohne dich, konnte ich nicht in meinem Bett schlafen. Wochenlang schlief ich auf der Couch, weil ich Angst davor hatte, ohne dich dort zu sein. Noch heute ist dieser Platz so schrecklich leer. Du fehlst mir jeden Abend beim Einschlafen und jeden Morgen beim Aufwachen. Ich weine noch immer so viel um dich. Heute passt das Wetter zu deinem Todestag - der Himmel weint auch.
Ich kann wirklich gar nicht fassen, dass ich nun schon ein Jahr ohne dich bin. Wie die Zeit vergeht, es ist wahnsinn. Erst vor 2-3 Wochen habe ich dich noch reflexartig gerufen in einer für dich so typischen Situation. Du bist hier noch immer überall so präsent. Ich habe nichts von dem vergessen, was dich ausgemacht hat, ich denke ständig an dich und ich träume immer noch von dir. Ich spreche ja auch noch oft mit dir - vielleicht kannst du es hören? Anfangs hatte ich Angst, dass die Erinnerung an dich verblassen könnte. Heute weiß ich, dass das nie geschehen wird. Du bist zu tief in meinem Herzen. Du hast mich viel zu sehr geprägt.
Dieses erste Jahr ohne dich ist einfach so vergangen, obwohl ich anfangs dachte, die Welt müsse stehen bleiben. Es war das mit Sicherheit und mit Abstand traurigste Jahr meines Lebens, obwohl dann - gerade in den letzten Monaten - auch sehr schöne Dinge geschehen sind und wir uns jetzt sehr auf unsere Tochter freuen.
Ich hoffe, es geht dir gut, wo auch immer du jetzt bist. Ich hoffe, mein Sternchen - das heute oder morgen zur Welt hätte kommen sollen, aber dir gefolgt ist statt zu uns zu kommen, ist bei dir. Und Benno, der dir auch - so lange vor seiner Zeit - im letzten Jahr gefolgt ist. Es macht mich traurig, dass ihr jetzt nicht alle bei mir seid.
Hier brennen Kerzen für dich, mein "Baby"! In meinem Herzen trage ich dich jede Sekunde. Gleich hole ich frische Rosen, die ich an die Urne stelle. Und für Lilou besondere Leckerchen zu ihrem "zweiten Geburtstag". Du ahnst nicht, was ich dafür tun würde und geben würde, wenn ich dir statt Rosen und Kerzen auch Leckerchen geben könnte. Wenn ich dich auf den Kopf und die Lefzen küssen, dir Bällchen werfen und mit dir schmusen könnte. Noch immer ist es für mich manchmal unfassbar, dass dies nie mehr möglich sein wird
Mein Schatz, mein Engel, ich verdanke dir so viel. Ich habe manche Versprechen nicht einlösen können. Ich hoffe trotzdem, dass du insgesamt ein schönes Leben bei uns hattest. Fast 6 Jahre hast du unseres unsagbar bereichert und mich in dieser Zeit zu der gemacht, die ich heute bin. Und irgendwie muss ich einfach weiter machen. Und auch wieder Freude am Leben haben - neben aller Trauer, die noch oft und gerade in den letzten Tagen durchkommt.
Bitte sei ein Schutzengel für meine kleine Tochter, die in 3 Monaten zu uns kommen wird. Ich hätte sie so gerne mit dir aufwachsen sehen. Das wäre mein größter Wunsch gewesen. Ich werde dich für immer in meinem Herzen tragen und niemals aufhören, dich zu lieben. Das Medaillon mit deinen Haaren und Fotos trage ich noch immer ständig über meinem Herzen. Nun zusammen mit einem kleinen Sternenanhänger für mein Sternenkind. Und ich spreche so viel von dir. Es ist mir so wichtig, dein Andenken zu bewahren. Du warst etwas so besonderes. Es wird für mich nie wieder einen Hund wie dich geben. In ewiger und unendlicher Liebe, die auch nach einem Jahr nichts von ihrer Stärke verloren hat... Deine "Mama", die jetzt bald wirklich Mama wird - und dich trotzdem nie vergessen wird.